Der Montagsmann: Roman (German Edition)
Monaten kaufen können, doch dieser Luxus musste warten.
Er ging hinüber in den Gastraum und stellte sich vor, wie es in ein paar Tagen hier aussehen würde. Rustikales Mobiliar, passend zu den geschwärzten Balken an der hohen Decke und den dunklen Holzbohlen des Fußbodens, und das alles wiederum in Kontrast zu dem blütenweißen Damast, dem schweren Silber und dem Kristall auf den Tischen. Für die Wände brauchte er noch Bilder, Nippes, Antiquitäten – irgendetwas, um das Bild vollständig zu machen, doch das würde sich zu gegebener Zeit schon finden. Hoffentlich.
Er verließ den Gastraum und ging weiter in die Eingangshalle, wo eine Ecke für den Empfangs- und Kassenbereich und eine weitere für eine kleine Bar vorgesehen war. Die Anschlüsse waren bereits gelegt, und die Schreinerfirma, die auch im großen Saal die Paneele behandelt hatte, würde in der kommenden Woche die Theke einbauen. Wenn er die Augen schloss, sah er es schon beinahe vor sich.
Blieb nur zu hoffen, dass diesem Unternehmen mehr dauerhaftes Glück beschieden war als dem ersten Schwarzen Lamm .
Auf dem Weg zu seinem Zimmer blieb er unschlüssig vor der Hochzeitssuite stehen. Er hörte die Geräusche des laufenden Fernsehers, also war sie noch wach.
Er entschied, dass er es endlich hinter sich bringen musste. Was immer in den kommenden Tagen passierte – er würde ihr nicht ewig aus dem Weg gehen können.
Nach einem kurzen Klopfen wartete er ihr Herein ab und betrat das Zimmer.
Sie saß im Bett, zurückgelehnt in die Kissen und mit angezogenen Beinen. Anscheinend hatte sie vor kurzem geduscht, ihr Haar war noch feucht. Sie trug einen grauen Trainingsanzug, und vor dem Bett stand ein Paar Turnschuhe.
Sie wirkte ziemlich verschreckt, und für eine Sekunde überlegte er ernsthaft, einfach mit einer kurzen Entschuldigung wieder zu verschwinden.
I sabel umklammerte die Fernbedienung fester, als er zu ihr ins Zimmer kam, und bei seinem Anblick wurde ihr klar, dass sie die ganze Zeit mehr oder weniger darauf gewartet hatte, heute noch einmal mit ihm zu sprechen. Nicht, dass sie besonderen Wert darauf gelegt hätte, im Gegenteil. Aber natürlich wusste sie, dass sie ihm auf Dauer nicht ausweichen konnte. Also konnte es nur von Nutzen sein, gleich zu Anfang bestimmte Fragen zu klären.
»Gut, dass du kommst«, sagte sie mit mehr Gelassenheit in der Stimme, als sie fühlte. Ihr schossen zu viele Dinge auf einmal durch den Kopf. Unter anderem fragte sie sich, ob sie in dem Trainingsanzug, den Natascha ihr besorgt hatte, genauso dämlich aussah, wie sie sich fühlte. Oder ob man ihr anmerkte, dass sie deswegen geheult hatte. Doch diese Punkte mussten bis später warten. »Es gibt da ein paar Dinge, die ich unbedingt mit dir bereden muss.«
»Ach«, sagte er. Sein Gesicht zeigte einen undeutbaren Ausdruck.
Sie deutete auf einen Sessel, für den Fall, dass er im Sinn gehabt hätte, sich wieder auf ihre Bettkante zu setzen. »Nimm doch Platz.«
Er zögerte sichtlich, doch dann hob er die Schultern und folgte ihrer Aufforderung.
Isabel holte Luft. »Also, das Allerwichtigste zuerst. Ich bin dir gegenüber entschieden im Nachteil. Ich habe keine Ahnung, wie wir uns kennen gelernt haben, was wir für ein Leben geführt haben. Zum Beispiel weiß ich überhaupt nichts über dich persönlich. Außer, dass du ein italienischer Koch bist.« Sie merkte, dass ein anklagender Ton in ihre Stimme getreten war. Eilig setzte sie hinzu: »Nicht, dass es mir was ausmacht. Ich empfinde ja nichts für dich.«
Mit angehaltenem Atem beobachtete sie, wie er wohl auf diese Eröffnung reagierte, doch er schien nicht sonderlich betroffen zu sein. Anscheinend war die Entfremdung, die bereits vor ihrem Unfall zwischen ihnen eingetreten war, schon recht weit fortgeschritten. Oder bildete sie sich das nur ein, weil hier der Wunsch der Vater des Gedankens war?
»Kann natürlich sein, dass dieser Gefühlsverlust auch daran liegt, dass ich mich nicht mehr an uns beide erinnern kann«, meinte sie einschränkend. »Da will ich jetzt nichts übers Knie brechen. Also krieg das bitte nicht in den falschen Hals, was ich eben gesagt habe. Ich wollte dich nicht verletzen oder so.«
Er betrachtete seine Hände. »Du verletzt mich nicht. Wenn du nichts für mich empfindest, kann ich damit sehr gut umgehen.«
Isabel merkte, dass sie deswegen nicht erleichtert, sondern eher verärgert war. Sie räusperte sich. »Kannst du mir was über dich erzählen? Ich meine, nur damit ich
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