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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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jetzt mal wieder. Ist ja schon spät.«
    Ihr fiel doch noch etwas ein, das Zweitwichtigste, das sie den ganzen Abend über beschäftigt hatte. »Warte. So kann das auf keinen Fall weitergehen.«
    »Was meinst du? Deine Arbeit hier?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das lerne ich schon wieder, schließlich braucht man dafür weiß Gott keine besonderen Fähigkeiten. Nein, das hier.« Sie zerrte an dem Oberteil des scheußlichen Trainingsanzugs, um ihm zu verdeutlichen, worauf sie hinauswollte. »Natascha hat es mir besorgt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich mich in solchen Sachen wohl gefühlt habe. Nicht in diesem … Zeug! Es fühlt sich einfach absolut falsch an! Bin ich wirklich so rumgelaufen?«
    »Nein.« Er schien noch etwas hinzufügen zu wollen, blieb aber stumm.
    Sie hatte den Eindruck, dass er bedrückt wirkte, doch es widerstrebte ihr, der Sache auf den Grund zu gehen. Vorläufig war sie froh, wenn sie eine Sache nach der anderen klären konnte, ohne ihr letztes bisschen kontrollierten Verstand auch noch zu verlieren.
    »Dann wäre das ja geklärt. Ich brauche neue Klamotten. Anständige Klamotten!«
    »Dagegen ist nichts einzuwenden.«
    »Du meinst also auch, ich kann mir welche kaufen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Womit wir bei einem interessanten Punkt sind. Ähm, ich habe nicht bei meinem Auszug oder sonst wann hier irgendwelche Kreditkarten vergessen?«
    »Nein, das hast du nicht. Und bevor du mich fragst, welches deine Hausbank ist – ich weiß es nicht.«
    »Aber ich habe doch Geld, oder?«
    »Ich nehme es an. Du hast dich nie beklagt und warst immer gut angezogen.«
    Sie lächelte erleichtert. »Das wusste ich!« Sie dachte kurz nach. »Tja, man könnte wohl irgendwie sagen, dass ich vielleicht so was wie pleite bin, oder?«
    »Irgendwie«, bestätigte er.
    »Dann halte ich es für eine gute Idee, dass du mir ein bisschen finanziell unter die Arme greifst.« Hastig setzte sie hinzu: »Natürlich nur, bis ich weiß, wo mein Geld ist.«
    »Da du für mich arbeitest, sollte das kein Problem sein. Kost und Logis hat du sowieso frei.«
    »Stimmt. Außerdem sind wir ja verlobt, da ist es im Grunde eine Selbstverständlichkeit, sich gegenseitig mal mit ein bisschen Geld auszuhelfen, oder?«
    Er gab keine Antwort, sondern sah sie nur merkwürdig an.
    Sie atmete aus, sagte aber nichts.
    Schweigen auf beiden Seiten.
    »Noch was?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Gute Nacht«, sagte er.
    »Gute Nacht«, erwiderte sie leise, während er schon die Tür hinter sich zuzog.
    Er war kaum draußen, als sie erneut ausatmete, diesmal wesentlich geräuschvoller als vorhin. Sie machte den Fernseher wieder aus und kroch unter die Decke. Höchste Zeit, dass sie endlich schlief, der Tag war lang und anstrengend genug gewesen. Das Licht ließ sie an. Seit ihrem Unfall konnte sie nicht im Dunkeln schlafen, vor lauter Angst, vielleicht nicht mehr aufzuwachen. Die Dunkelheit wurde schon bedrohlich, wenn sie länger als ein paar Sekunden die Augen zumachte. Leider ließ es sich mit offenen Augen nicht schlafen, doch wenn sie durch die geschlossenen Lider die Deckenlampe schimmern sah, war das besser als nichts.
    Sie merkte, wie sie langsam wegdriftete, doch bevor sie in den Schlaf glitt, stellte sie sich erneut die Frage, mit der sie sich schon den ganzen Abend herumgeplagt hatte, vor allem vorhin, als er im Zimmer gewesen war.
    Was es wohl für ein Gefühl war, wie ein Karnickel zu rammeln?
    A uf einer weit entfernten Ebene wusste sie, dass es nur ein Traum war, doch er fühlte sich erschreckend echt an. Sie wurde verfolgt. Zuerst waren es gesichtslose Monster, die hinter ihr her waren, und so sehr sie sich auch abmühte, sie kam nicht richtig voran bei dem Versuch, ihnen zu entkommen. Die Biester waren ständig so dicht hinter ihr, dass sie ihren keuchenden Atem im Genick spüren konnte.
    »Ihr kriegt mich nicht«, stieß sie hervor, davon überzeugt, in der nächsten Sekunde das Zupacken von klauenartigen Händen zu spüren. Sie rannte in vollem Lauf durch merkwürdige Gänge, die eng und aus Stein gemauert waren, wie in einem Verlies. Es gab nirgends ein Fenster oder eine Tür, und es war stockfinster. Trotzdem fanden ihre Füße auf sonderbare Weise den Weg von allein. Wenn nur die Monster nicht so dicht hinter ihr gewesen wären!
    Dann schaffte sie es wider Erwarten, eine Idee schneller zu rennen, und ihr schien, als würde sie mit der Zeit einen kleinen Vorsprung herausarbeiten. Es gab auch wieder

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