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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Belegschaft als eine Art kombinierten Wohn- und Arbeitsbereich hergerichtet hatte. Hier hatte er seinen PC und die Akten stehen, seine Bücherregale und seine Hantelbank. Außerdem gab es ein breites Sofa, auf dem man sich auch mal ausstrecken konnte, ein paar Sessel, eine Musikanlage und einen Fernseher. Und er hatte es nicht weit bis zu seinem Arbeitsplatz, denn es waren nur wenige Schritte bis zur Hauptküche, die mit dem Aufenthaltsraum durch einen kurzen Gang verbunden war.
    In den Anfangsjahren des Hauses war hier wohl eine Art Sammelraum für Vieh und Gesinde gewesen, wobei damals die Kühe, Ziegen und Schweine für die nötige Wärme gesorgt hatten. Auch im einundzwanzigsten Jahrhundert und ohne Tiere, dafür aber mit einer modernen Heizung, eignete sich der Raum sehr gut zum Ausspannen. Die Heizung brauchten sie zwar jetzt im Sommer nicht, aber es war ein gutes Gefühl, dass sie mittlerweile eingebaut war. Gemessen an den übrigen Sanierungsinvestitionen war das so ziemlich der größte Batzen gewesen, den er hatte lockermachen müssen.
    Inzwischen hatte es sich für ihn zu einer lieben Gewohnheit entwickelt, abends mit Natascha und Harry hier noch eine Stunde zusammenzusitzen, bevor sich jeder in sein Zimmer zurückzog. Sie alle hatten ihre privaten Räume im zweiten Obergeschoss, wo die Renovierung – abgesehen vom Wirtschaftstrakt – am weitesten fortgeschritten war. Dort oben hatte er auch ein paar der Kammern für Übernachtungsgäste herrichten lassen. Es würde hier zwar vorläufig keinen Hotelbetrieb im engeren Sinne geben – erst in etwa zwei Jahren, sobald das Restaurant sich amortisierte, wollte er zusätzlich ein kleines Tagungshotel einrichten –, aber hin und wieder gab es Gäste, die von weither kamen, nur um eine exquisite Küche zu genießen, und die wussten es manchmal zu schätzen, nach dem letzten Absacker zum Schlafen bloß eine oder zwei Treppen hochsteigen zu müssen, um in ein frisch bezogenes Bett sinken zu können. Diesen Service hatte er auch schon im alten Schwarzen Lamm angeboten. Es reichte, dafür zwei oder drei gepflegte Schlafräume mit Bad bereitzuhalten und morgens ein Frühstück à la Carte anzubieten, denn fast alle Gäste, die übernachten wollten, meldeten sich lange genug vorher an.
    Für Hochzeitsgäste hatte er sogar ein Zimmer mit Himmelbett und Bauernmöbeln ausgestattet, eine Idee von Natascha, die gemeint hatte, dass das nicht schaden könnte. Höchstwahrscheinlich hatte sie zu viele typische Las-Vegas-Hochzeiten aus nächster Nähe miterlebt, aber Fabio hatte ihr freie Hand gelassen. Meist kam bei dem, was sie in Angriff nahm, etwas Gescheites heraus.
    Blieb nur die Frage, ob das auch für ihren heutigen Coup galt.
    Unterm Strich konnte er bisher nur als reichlich absurdes Ergebnis festhalten, dass er eine neue Haushaltshilfe hatte, die in der Hochzeitssuite schlief.
    Weiß Gott, er hatte schon genug über sinnvolle Alternativen nachgedacht, doch ihm war nichts eingefallen. Jedenfalls nichts, was halbwegs praktikabel gewesen wäre.
    Natürlich hätte er eine Anzeige mit ihrem Foto schalten können, darunter die Kopfzeile: Wer kennt diese Frau?
    Nur würde das vermutlich augenblicklich Giulio auf den Plan rufen, und was dann passierte, wagte Fabio sich gar nicht erst auszumalen. Sein Cousin stand zu dicht vorm Überschnappen. Natürlich war das in erster Linie Raphaelas Schuld, aber das änderte nichts an der unguten Situation.
    Auf eine derartige Suchanzeige würden sich außerdem sicher reihenweise perverse Spinner melden. Oder, was vielleicht noch schlimmer wäre, dieser Wikingerverschnitt Erik und ihre Freundin Daphne. Für die beiden wäre Isabels Gedächtnisverlust garantiert ein willkommener Anlass, gewisse peinliche Vorkommnisse einfach unter den Tisch fallen zu lassen.
    Für Fabio lag auf der Hand, wie es zu dem Treppensturz gekommen war: Isabel hatte die beiden zur selben Zeit stöhnen gehört wie er, nur von der anderen Seite aus, auf der Geheimtreppe.
    Er seufzte, weil er merkte, dass er sich den Kopf über die Angelegenheiten wildfremder Leute zerbrach. Was gingen ihn Isabels Beziehungsprobleme an? Oder, um noch früher anzusetzen: Wie kam er überhaupt dazu, mit ihrem Vornamen an sie zu denken?
    Ruckartig stellte er sein Glas ab.
    »Was ist jetzt schon wieder?«, wollte Natascha wissen. Sie setzte sich aufrecht hin, die Schultern in Abwehrhaltung hochgezogen. »Sie könnte es wirklich schlechter haben! Ich habe ihr Klamotten besorgt! Ich habe

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