Der Montagsmann: Roman (German Edition)
ihr sogar meinen Fernseher ins Zimmer gestellt. Und sie hat meinen Kugelkaktus gekriegt, und die ganzen Gala -Ausgaben von diesem Jahr!«
»Wenn das nicht der Hammer ist«, warf Harry ein. Er hörte mit dem Harfezupfen auf und goss sich ebenfalls noch einen Schluck von dem Wein ein. »Wo ist sie denn jetzt? Ist sie schon auf ihr Zimmer gegangen?«
»Wieso willst du das wissen?«
»Wenn sie zur Belegschaft gehört, sollten wir sie einladen, mit uns ein Glas Wein zu trinken.«
»Ja, klar«, sagte Natascha. »Und mit aufgespannten Lauschern zuzuhören, wie wir über sie reden.«
»Nein, ich meine generell. Wenn du schon die ganze Zeit darauf herumreitest, wie gut sie es hier bei uns hat und dass sie wegen ihres Zustandes nicht alleine herumhängen sollte – was liegt in dem Fall näher, als sie runterzubitten?«
»Meinetwegen«, sagte Natascha achselzuckend. »Mach doch, wenn dir dran liegt, eine eingebildete, reiche Zicke um dich zu haben.«
»Aha«, sagte Harry. »Daher weht der Wind. Du bist immer noch sauer auf sie. Von wegen Stall und morsche Ruine und Abrissbirne.«
»Jawohl«, erwiderte Natascha wütend. »Das hat mich aufgeregt, ich gebe es zu! Ich liebe das Haus, auch wenn es immer noch seine vergammelten und stinkenden Seiten hat! Sie hätte auch nach der Besichtigung einfach wieder gehen können, oder nicht? Stattdessen musste sie es erst nach Strich und Faden schlecht machen!«
Fabio stand auf, er hatte genug von der Diskussion. Er hätte besser daran getan, den beiden – vor allem Natascha – nie von seiner ersten Unterhaltung mit Isabel zu erzählen. Es war gut möglich, dass sie Isabel nicht nur deshalb als Haushaltshilfe eingespannt hatte, weil es praktisch, sondern weil sie außerdem ärgerlich auf sie war. In ihren Augen war jeder, der dieses alte Landhaus nicht durch dieselbe rosarote Romantikbrille betrachtete wie sie, ein Banause, und wer sich gar zu Lästereien über den maroden Zustand verstieg, ein Feind.
Er machte sich zu einem abendlichen Rundgang auf, eine Beschäftigung vorm Schlafengehen, die er als beruhigend empfand, vor allem in den letzten Tagen. Der Innenausbau hatte rapide Fortschritte gemacht, und sobald die Sanitärinstallationen im Gastbereich fertig waren, wäre buchstäblich das Gröbste geschafft. Der Eingangsbereich brauchte nur noch ein bisschen Dekoration, und das Mobiliar, sofern es nicht schon an Ort und Stelle war, würde ebenfalls im Laufe der beiden nächsten Wochen geliefert werden. Dann noch weitere acht Tage für den Feinschliff und ein paar Probeläufe mit dem bereits eingestellten Personal, und es konnte losgehen.
Kommenden Samstag wurde die erste Anzeige geschaltet, und das Gewinnspiel – eine Idee von Harry – würde vermutlich den Leuten einen zusätzlichen Anreiz bieten, in Scharen zu kommen.
Bis dahin blieb auch noch ausreichend Zeit, den Vorplatz in Form zu bringen. Der Unternehmer, den er für die Gestaltung der Außenanlagen engagiert hatte, wollte ebenfalls in der kommenden Woche mit seinen Männern zur Arbeit anrücken.
Beim Anblick des Kostenvoranschlags war Fabio sich vorgekommen wie ein Hochseilartist ohne Sicherheitsnetz. Wenn jetzt noch etwas kaputtging oder andere unvorhergesehene Ereignisse eintraten, konnte er den Laden dichtmachen. Oder besser: gar nicht erst eröffnen.
Er blieb in der Küche stehen und betrachtete die auf Hochglanz polierten Edelstahlflächen, die Kochsegmente und die großen Kühl- und Aufbewahrungsschränke.
In den letzten Wochen hatte er sich fast täglich mit Kochen beschäftigt, nicht etwa, um das Gefühl dafür nicht zu verlieren – das würde er nie –, sondern um sich abzulenken. Kochen war nicht nur sein Job, sondern sein Leben. Für ihn war es wie die Luft zum Atmen, in der Küche zu stehen und Mahlzeiten zu komponieren. Schon als kleiner Junge hatte er lieber mit seiner Mutter und seiner Oma Pasta fabriziert als mit den Jungs aus dem Viertel Fußball gespielt.
Fabio inspizierte kurz die benachbarten Lager- und Vorratsräume und fand alles in Ordnung. Einen Teil der nötigen Vorräte hatte er bereits eingelagert, vor allem Käse und Schinken und andere haltbare Produkte, doch den größten Teil der Nahrungsmittel würde er erst frisch in der Woche der Eröffnung auf dem Großmarkt besorgen müssen. Dafür war der Weinkeller bereits einigermaßen bestückt, wenn auch noch nicht in solchen Mengen, wie er es sich gewünscht hätte. Ein paar spezielle Flaschen würde er vermutlich erst in ein paar
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