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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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zufrieden.
    Isabel fand, dass zwischen Schwimmen und Putzen kein zwingender Zusammenhang bestand, doch es war zu früh am Morgen, um großartig darüber nachzudenken.
    Unten in der Küche stieß sie auf Harry, der sie fröhlich begrüßte.
    »Kaffee? Tee?«
    »Ich … ja, bitte. Kaffee ist eine gute Idee.« Sie setzte sich an den großen Tisch im Aufenthaltsraum neben der Küche. Darauf standen vier Frühstücksgedecke, von denen zwei bereits benutzt waren. Außerdem gab es Platten mit Wurst und Käse, einen Korb mit Brötchen und Croissants und verschiedene Sorten Konfitüre.
    Harry schenkte ihr Kaffee aus einer Warmhaltekanne ein und setzte sich zu ihr an den Tisch. »Ich war eigentlich fertig mit Frühstücken, aber ich trinke gerne noch eine Tasse Kaffee mit dir.«
    Er hatte sich ihr schon am Vortag vorgestellt. Sie wusste, dass er fünfundzwanzig Jahre alt war und bei Fabio im ersten Schwarzen Lamm das Kochen gelernt hatte. Wie Natascha war er nicht nur Mitglied des Teams , wie er es nannte, sondern wohnte auch hier im Haus.
    Er war auf zurückhaltende Weise höflich, und anders als bei Natascha fühlte Isabel sich durch seine Äußerungen in keiner Weise unzulänglich, weil ihr jede Erinnerung an ihn fehlte.
    »Ist Fabio schon auf?«, fragte sie.
    »Klar. Ist immer der Erste morgens. Er ist zur Großmarkthalle gefahren. Kann aber nicht lange dauern, bis er wiederkommt.«
    Isabel blickte auf das benutzte Frühstücksgeschirr. »Hat er schon Kaffee getrunken?«
    »Nein, das macht er immer erst, wenn er von seinen Besorgungen zurück ist.« Harry reichte ihr den Brotkorb. »Bedien dich. Hier, nimm auch Butter, die ist sehr gut. Frische Bioware aus Frankreich. Und die Konfitüre da – selbst gemacht.«
    »Von dir?«
    Er nickte. »Kiwi mit Stachelbeere.«
    »Schön grün«, sagte sie höflich. Sie kleckste einen Löffel davon auf ein zerteiltes Croissant und nahm einen Bissen. »Das ist gut«, meinte sie überrascht. »Sehr gut!«
    Er grinste errötend. »Dann muss ich ja was richtig gemacht haben.«
    »Du kannst bestimmt wunderbar kochen.«
    »Nicht so gut wie der Meister«, kam es von der Tür. Natascha betrat den Raum und ließ sich auf den Stuhl neben Isabel fallen. »Mir bitte auch noch Kaffee.« Sie hielt Harry ihre Tasse zum Einschenken hin. »Mein Gott, mir tut das Kreuz weh! Diese Putzerei ist nichts mehr für eine Frau in meinem Alter!«
    Isabel hatte den deutlichen Eindruck, dass Nataschas Stimme ein anklagender Unterton anhaftete, doch sie zog es vor, nichts dazu zu sagen.
    »Mir kannst du auch einschenken«, ertönte es aus dem Nachbarraum. Nebenan schleppte Fabio drei übereinander gestapelte Kisten in die Küche und setzte sie auf einer der Anrichten ab. Ohne innezuhalten fing er an, einen Teil der Lebensmittel in Kühl- und Vorratsschränke zu räumen.
    »Das sieht nach Arbeit aus, Alter«, sagte Harry, während er zuerst Natascha Kaffee eingoss und dann die noch verbliebene frische Tasse für Fabio füllte.
    »Heute ist der erste Probelauf«, sagte Fabio. Er setzte sich Isabel gegenüber an den Tisch und nickte ihr kurz zu. »Hallo«, sagte er. »Gut geschlafen?«
    Sie nickte, weil ihr das als Antwort ebenso passend vorkam wie jede andere Bemerkung.
    »Hast du was Nettes geträumt?«, fragte Harry. »Man sagt ja, dass das, was man in der ersten Nacht in einem fremden Bett träumt, in Erfüllung geht.«
    »Ich dachte, es wäre vorher schon mein Zimmer gewesen.«
    »Äh … Klar. Aber du hast es doch vergessen, deswegen zählt es nicht. Eigentlich zählt überhaupt nichts von dem, was vorher war, oder?« Zustimmung heischend blickte er in die Runde.
    »Ich hatte einen Albtraum«, sagte Isabel.
    »Oje«, meinte Harry betreten. »Hoffentlich nichts Schlimmes!«
    »Albträume sind immer schlimm«, sagte Fabio. »Worum ging es denn?«
    Isabel betrachtete ihn unter gesenkten Lidern hervor und fragte sich, wie er es hinkriegte, so früh am Morgen auf diese geradezu beängstigende Weise frisch und aktiv auszusehen. Es konnte nicht damit zusammenhängen, dass er sich besonders sorgfältig frisiert oder herausgeputzt hatte, im Gegenteil. Sein dunkles Haar war rettungslos vom Wind zerzaust, und auf seinem Poloshirt prangten deutlich sichtbar zwei große Flecken von den Kisten, die er vorhin hereingetragen hatte. Er war nicht mal rasiert. Auf seinen Wangen und seinem Kinn zeigte sich ein Bartschatten, der einem Piraten alle Ehre gemacht hätte.
    Vielleicht lag es daran, dass sich seine Zähne so weiß dagegen

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