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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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aufgezählt hatte. Eingangsbereich und Restaurant würde er natürlich entsprechend dekorieren müssen, aber alles andere käme erst im Laufe der Zeit dazu. Womit sich ihr Vorhaben, ihm innenarchitektonisch unter die Arme zu greifen, wohl vorläufig in Luft aufgelöst hatte. Es sei denn …
    Natascha unterbrach ihre Gedanken. »Hier sind wir so weit fertig.«
    »Was ist mit den Schlafzimmern der Männer?«
    »Die sollen ihre Bude mal schön selbst sauber machen«, sagte Natascha. »Männer können süß sein, aber es gibt Bereiche, da muss man als Frau ungeheuer darauf achten, keinen überflüssigen Service anzubieten. Das gilt in erster Linie für alle Arten von Dreckbeseitigung. Es ist beinahe wie Sex, nur ohne den Spaß. Machst du es einmal, wollen sie es immer.«
    Das fand Isabel einleuchtend, auch wenn sie sich an nichts erinnern konnte, was diese Lebensweisheit bestätigte. Dennoch hätte sie ganz gern einen Blick in Fabios Zimmer geworfen. Einfach nur so.
    »Morgen müssen wir eine Etage tiefer auch noch ran«, sagte Natascha. »Vielleicht haben wir Glück, und Frau Hasenkemper lässt sich wieder blicken. Dann schaffen wir es zu dritt und bei gutem Willen an zwei Tagen.«
    Im ersten Obergeschoss hatte Isabel sich noch nicht näher umgesehen, sie wusste nur, dass die Sanierungsarbeiten dort noch nicht abgeschlossen waren, und ein kurzer Blick in den verstaubten Gang hatte ihr das bestätigt. »Muss unten eigentlich noch viel hergerichtet werden?«
    »So ziemlich alles. Nur die Fenster und Heizkörper sind schon drin. Und jede Menge Staub und Dreck, der dauernd durchs Haus getragen wird, wenn wir ihn nicht wegwischen.«
    »Warum ist der zweite Stock vor dem ersten fertig gemacht worden?«
    »Weil hier oben die Zimmer kleiner und wohnlicher sind. Im ersten Stock sind ein paar richtig herrschaftliche Säle. Nicht so groß wie die im Erdgeschoss, aber ganz beachtlich. Das Stockwerk soll irgendwann hauptsächlich als Tagungsbereich genutzt werden.«
    Auch davon hatte Fabio gesprochen. Isabel beschloss, sich die Räume irgendwann anzusehen. Doch vorher musste sie eine Verabredung einhalten.
    I sabel sah dem Ausflug in die Stadt mit gemischten Gefühlen entgegen, nicht nur, weil sie keine Ahnung hatte, wie es dort aussah, sondern weil sie mit Fabio hinfahren würde.
    Es verunsicherte sie zusehends, mit einem Mann verlobt zu sein, den sie überhaupt nicht kannte. Und dass er, wenn man Nataschas Behauptungen glauben konnte, ein wahrer Sexgott war, trug auch nicht gerade zu ihrem Seelenfrieden bei. Heute Morgen beim Frühstück war ihr in seiner Gegenwart heiß und kalt geworden, und dabei hatte er sie nicht mal berührt. Allein die Vorstellung, dass sie in einem früheren Leben verrückt nach ihm gewesen war – und er umgekehrt nach ihr ebenfalls –, reichte aus, um sie restlos zu verunsichern.
    Ansonsten ertrug sie ihren Gedächtnisverlust mit Fassung. Sie hatte sich nicht einmal darüber gewundert, dass es ihr so wenig ausmachte, bis eine der Physiotherapeutinnen sagte, wie tapfer sie das fände.
    »Mal ganz ehrlich, ich bewundere Sie! Wie Sie das aushalten! So ohne Erinnerungen! Ich würde wahnsinnig werden an Ihrer Stelle! Toben und weinen und rumlaufen, bis ich nicht mehr kann – das würde ich machen! Wie schaffen Sie es bloß, die Nerven zu behalten?«
    Diese Frage hatte Isabel wenig später an Doktor Mozart gerichtet. Sie hatte Sorge, dass sie sich vielleicht psychotisch verhielt. Sie wusste nicht, wer sie war, aber es schien ihr nicht annähernd so viel auszumachen, wie alle Welt unter diesen Umständen erwartete. Das konnte nicht normal sein.
    Er hatte sie beruhigt. »Es ist eine häufig beobachtete Reaktion, dass die Betroffenen sich nicht verrückt machen. Diese Formulierung können Sie übrigens wörtlich nehmen. Betrachten Sie es als eine Art eingebauten Selbstschutz. Ein gewisser Fatalismus schützt vor zusätzlichem Stress, durch den die Situation höchstens schlimmer statt besser würde. Ihre Psyche federt sich dagegen ab, so gut es geht. Außerdem gibt es wesentlich schlimmere Fälle als bei Ihnen. Viele Amnesie-Patienten sind so lethargisch, dass sie kaum ansprechbar sind.«
    Isabel hatte anfangs nicht recht gewusst, ob sie das als Trost betrachten sollte, doch inzwischen tat sie es. Doktor Mozart hatte ihr geraten, einen Schritt nach dem anderen zu tun. »Lernen Sie sich selbst kennen«, hatte er gesagt. »Erfahren Sie einfach nach und nach, wer Sie sind. Ganz langsam und in aller Ruhe. Sie haben

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