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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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sie mit fachmännischem Schwung, wobei er darauf achtete, dass die Schaumkrone nicht überschwappte.
    »Ein frisch gezapftes ist natürlich besser«, sagte er. »Die Anlage ist schon eingebaut. Nächste Woche wird sie in Betrieb genommen.«
    »Das alles muss dich ein horrendes Geld gekostet haben.«
    Er reichte ihr eines der beiden Biergläser. »Mörderisch viel. Nur in dem speziellen Fall hält es sich in Grenzen, denn die Anlage stellt die Brauerei. Natürlich unter der Vorgabe eines langfristigen Abnahmevertrages, das ist so üblich.« Er prostete ihr zu und lächelte sie an, wobei seine Zähne mit dem Weiß seiner Schürze um die Wette leuchteten.
    Himmel, sieht er gut aus, durchfuhr es sie. Hatte er schon immer diese Wirkung auf sie gehabt? Sie wusste nicht, was sie denken und wohin sie schauen sollte.
    »Prost.« Er stieß mit ihr an.
    Isabel nahm vorsichtig einen Schluck und verzog das Gesicht. Sie hatte keinen Zweifel, dass sie noch nie ein Fan von Bier gewesen sein konnte. »Es ist … irgendwie bitter.«
    »Trink noch mal.«
    Sie tat es und fand es beim zweiten Mal geschmacklich schon weniger fremdartig.
    »Noch mal«, forderte er sie auf. Er stellte sein Glas auf der Anrichte neben dem Olivenkorb ab, nahm ein Stück Baguette aus einem anderen Korb und brach ein Stück davon ab. »Hier, kau zwischendurch was davon. Und dann trink einen Schluck Bier.«
    Isabel biss von dem Brot ab, kaute und schluckte und nippte dann erneut. Sie war überrascht, wie gut es diesmal schmeckte. Würzig, herb und unleugbar erfrischend.
    »Es ist … nicht schlecht«, sagte sie.
    Er trank ebenfalls und beobachtete sie dabei. Isabel fühlte sich von widerstreitenden Gefühlen übermannt. Auf der einen Seite drängte es sie danach, sich vor ihm zu verstecken. Am liebsten so schnell und so weit weg von hier wie möglich. Jeder Zoll an ihm signalisierte eine Gefahr, die sie nicht richtig einordnen konnte.
    Doch gerade dieser Hauch von Gefährlichkeit, der von ihm ausging, hinderte sie daran, etwas anderes zu tun, als seine Blicke zu erwidern wie ein hypnotisiertes … Karnickel.
    In ihrem Eifer, sich geschäftig zu zeigen, trank sie rasch ihr Glas leer und ließ zu, dass er es anschließend nachfüllte. Aus lauter Verlegenheit trank sie weiter und hörte erst auf, als er sich langsam abwandte und zur anderen Seite der Anrichte hinüberging.
    Sie lehnte sich gegen die Kante der Arbeitsfläche, das Glas feucht und kühl zwischen ihren Händen, während Fabio auf der anderen Seite ein paar kahl gerupfte Vögel bearbeitete. Auf den ersten Blick hatte Isabel sie für Hähnchen gehalten, aber dafür waren sie zu klein. Ob es Tauben waren?
    Die Anrichte zog sich mitten durch den Raum, über die ganze Längsseite, und sie reichte fast von einer Wand bis zur anderen. Sie war von beiden Seiten begehbar, ein edelstahlglänzendes Konglomerat mit mehreren Kochstellen und darüber angebrachten Essen, die in kastenförmigen Abzugsleitungen an der Decke mündeten. Es gab alle möglichen Geräte und Küchenwerkzeuge. Messerblöcke, Gewürzetageren, Schüsseln, Waagen, Siebe, Flaschen – alles wirkte beeindruckend professionell.
    Sie nahm den letzten Schluck von dem Bier und stellte das Glas zur Seite.
    »Womit soll ich anfangen?«, fragte sie.
    Mit gemischten Gefühlen beobachtete sie, wie er ein Messer aus einem der Halter nahm und es mit einem Wetzstein malträtierte. War es normal, dass bei einer derart profanen Verrichtung gleich so viele Muskeln an seinen Oberarmen hervortraten? Oder lag es an der Beleuchtung? Vielleicht sah er bei Neonlicht generell gut aus.
    Was sie selbst betraf, war sie da nicht so sicher. Sie hätte gern einen kurzen Blick in einen Spiegel geworfen. Es war keiner da, aber die blank polierte Edelstahlfläche vor ihr tat es vielleicht auch. Sie beugte sich unauffällig vor, doch sie konnte nicht viel erkennen außer ihren herabhängenden Haaren und der darüber aufragenden Kochmütze.
    Sie zuckte zusammen, als er ihr über die Arbeitsplatte hinweg das blank geschliffene Messer entgegenstreckte, mit dem Heft voran.
    »Das ist ein Gemüsemesser.«
    Sie nahm es, legte eine Karotte vor sich auf das Brett und gab ihr Bestes. Vorsichtig schnitt sie das Ding in gleichlange Stücke.
    »Warte. Es wäre besser für die Zubereitung, wenn du die Möhre vorher schälst.«
    Sie versuchte es, musste sich aber selbstkritisch eingestehen, dass anschließend nicht mehr viel von der Karotte übrig war. »Na ja«, meinte sie. »Eine habituelle

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