Der Montagsmann: Roman (German Edition)
Hubertus wissen.
»Ja klar. Umsonst ist der Tod.«
Hubertus wandte sich an Isabel. »Wie war das gerade mit dem Bügeln und den Finanzen?«
»Ja, also … Geld kann nicht schaden, denke ich. Mhm, ich habe furchtbar wenig zum Anziehen. Eigentlich fast nichts. Ähm … Ich geh mir mal eben die Hände waschen.« Isabel stand auf und bewegte sich ein wenig schlingernd auf eine Tür zu, hinter der sie die Toiletten vermutete. »Wäre wahnsinnig nett, wenn Sie das mit den F-Finanzen abchecken, Hubi«, rief sie über die Schulter zurück. »Schließlich sind Sie der Optimierungsexperte!«
G anz Kavalier der alten Schule, bestand er darauf, sie nach Hause zu begleiten. Rein technisch löste er das Problem so, dass er sie mit Fabios Wagen chauffierte und sich von unterwegs per Handy ein Taxi zum Schwarzen Lamm bestellte, das ihn anschließend wieder zurück zur Bar brachte.
Isabel war glänzend gelaunt, als sie ausstieg. Wenn dieser Abend kein Erfolg gewesen war, wusste sie es auch nicht. Sie hatte zwar immer noch keine Vergangenheit, aber dafür anscheinend ab sofort einen Agenten. Oder jedenfalls jemanden in der Art.
Und einen netten Nebenjob, der wesentlich mehr Spaß machte als Bügeln.
Hubertus küsste ihr zum Abschied die Hand. »Ich rufe Sie nächste Woche vor dem Auftritt an.«
»Sie sind ein Schatz! Dafür kaufe ich mir von meinem ersten Geld Ihr Buch!«
Isabel winkte ihm zu, als er in das Taxi stieg. Summend strebte sie der Eingangstür entgegen – und stellte im nächsten Moment fest, dass diese sich nicht öffnen ließ.
Einen Moment lang war sie davon überzeugt, dass das gar nicht sein konnte, schließlich war sie ja auch rausgekommen. Dann ging ihr auf, dass das Rausgehen bei Türen für gewöhnlich einfacher war als das Reinkommen. Es gab Türen, die ein Sicherheitsschloss hatten – so wie diese – und die einen Federmechanismus besaßen, der sie ins Schloss fallen ließ – so wie diese. Die Tür war zu, und man brauchte einen Schlüssel, wenn man reinwollte. Alles andere wäre auch Blödsinn gewesen für eine Haustür, denn sonst könnte ja jeder rein.
Ratlos schaute Isabel an der wuchtigen, aus alten Bruchsteinen errichteten Fassade des Hauses hoch. Vielleicht war noch jemand auf … Nein, alles dunkel. So was Dummes!
Sie überlegte gerade, ob sie vielleicht im Auto übernachten sollte, als durch die Seitenfenster Licht sichtbar wurde. Im nächsten Augenblick wurde die Tür geöffnet, und Fabio stand vor ihr. Isabel prallte leicht zurück, einesteils vor Schreck, weil er so unerwartet aufgetaucht war, und zum anderen wegen seines Äußeren. Außer einer Boxershorts trug er keinen Faden am Leib, nicht mal ein Paar Schlappen.
»Was war das denn gerade hier für ein Auftrieb?«, fragte er mit barscher Stimme.
Sie starrte auf seine nackten Füße und suchte nach primitiven Merkmalen. Irgendwas, das zu seinem niveaulosen, bäuerlichen, proletarischen Wesen passte. Hammerzehen vielleicht. Oder fingerdicke Hornhaut. Oder wenigstens ein klitzekleines Hühnerauge.
Doch sie fand nichts von alledem. Seine Füße waren wie der Rest von ihm. Schlank, gut geformt und kräftig.
Sie schaute auf, und weil sie ihn nicht direkt ansehen wollte, heftete sie ihren Blick auf seine Brust. Ein schwerer Fehler, wie sie sofort bemerkte. Im schräg einfallenden Licht der Flurbeleuchtung sah er aus wie eine Skulptur von Bernini. So … muskulös. Und so … hm, glatt und fest. Alles an ihm war so … Ach, verdammt!
Isabel zuckte leicht zusammen. Hatte sie das wirklich gerade gedacht? Normalerweise fluchte sie nicht, nicht mal in Gedanken. Das wusste sie instinktiv, auch wenn sie sonst ihr ganzes Leben vergessen hatte. Fluchen war niveaulos. Nur Leute ohne Kultur fluchten.
Fabio fluchte häufiger, meist auf Italienisch.
»Kennst du Bernini?«, fragte sie in herablassendem Tonfall. Sie fand, dass es an der Zeit war, diesem hergelaufenen Koch zu zeigen, wer von ihnen beiden mehr draufhatte. Er bildete sich einfach zu viele Schwachheiten ein, nur weil er zufällig einigermaßen kochen und küssen konnte.
»Bernini? War das der Kerl, der vorhin mit dem Taxi abgefahren ist?«
»Ha!«, sagte sie. »Du kennst ihn nicht!«
»Nein, natürlich nicht. Hab den Typ noch nie gesehen. Wer war er?«
»Ein ganz berühmter Bildhauer«, sagte sie würdevoll. Der Effekt wurde leider durch das Hicksen verdorben, das gleichzeitig mit dem Wort Bildhauer herauskam.
»Sag mal, kann es sein, dass wir von zwei verschiedenen Typen
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