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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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viel Begeisterung ist ansteckend«, sagte der Mann. »Gestatten Sie, dass ich Sie zu diesem Drink einlade?«
    »Nein, danke. Ich lasse mich generell nicht von Fremden einladen.«
    »Dann gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Hubertus Frost.«
    »Isabel«, sagte Isabel.
    Er bestand darauf, ihr den Cocktail zu spendieren und gleich darauf noch einen weiteren, eine Pink Lady, auch ein Lieblingsdrink von ihr, wie sie nach dem Austrinken des Tequila Sunrise feststellte. Von Hubertus eingeladen zu werden stellte sich im Übrigen als äußerst praktisch heraus, denn sie hatte beim Bestellen die unbedeutende Kleinigkeit außer Acht gelassen, dass sie kein Geld dabeihatte. Ganz abgesehen davon, dass sie auch zu Hause – haha, zu Hause! – kaum einen Cent hatte, würde sie sich durch diesen hässlichen Winkelzug des Schicksals nicht davon abbringen lassen, sich zu amüsieren. Dieser Hubertus war wirklich ein netter Kerl. Er war auf Lesereise in der Stadt, erzählte er.
    »Lesereise?« Isabel wippte auf dem Barhocker auf und ab, während sie zum Piano hinüberschielte. Der Pianist war gut, sehr gut. Aber irgendwie …
    »Schriftsteller machen Lesereisen«, sagte Hubertus. »Sie fahren durch die Städte und lesen aus ihren Büchern vor. Ich bin Schriftsteller, wissen Sie? Ich schreibe populärwissenschaftliche Bücher. Über Steuertricks und sonstige finanzielle Optimierungen von Privatvermögen. Die Leute mögen das. Deshalb gehe ich gern auf Lesereise.«
    »Oh, toll.« Isabel fragte sich, ob er wohl das schwache Hicksen gehört hatte. Den dritten Cocktail – einen Golden Elephant – hätte sie vielleicht nicht ganz so schnell austrinken sollen. »Ich finde das wahnsinnig engagiert von Ihnen. Ich meine, kulturell und so. Den Leuten das näher zu bringen. Ihr Buch über Steuertricks und Finanzgeschichten.«
    Hubertus Frost lachte, und weil sie in so guter Stimmung war, fiel sie sofort mit ein. Sie wippte immer noch auf dem Hocker, obwohl die Musiker gerade Pause machten. Es war ein Trio, ein klassisches Jazz-Ensemble. Bass, Schlagzeug und Piano.
    »Ich würde gern …« Sie verstummte.
    »Was denn? Noch einen Cocktail?« Hubertus winkte dem Barkeeper.
    »Nein, nein. Ich würde gern … Klavier spielen.«
    »Dann tun Sie es doch. Es ist gerade frei.«
    »Ist nicht Ihr Ernst.«
    »Aber ja doch. Wieso denn nicht? Können Sie es denn?«
    »Das würde ich ja gern ausprobieren. Ich glaube, ich habe früher mal … Hm, ich weiß nicht. Ob ich … Nein, lieber nicht.«
    »Unfug. Ich sehe Ihnen doch an, wie sehr Sie es wollen! Kommen Sie!«
    Hubertus nahm ihre Hand und zog sie vom Hocker zu der kleinen Bühne in der Ecke der Bar. Er wechselte ein paar Worte mit dem Bandleader, die sie nicht verstehen konnte, dann kam er zurück und grinste sie an. »Pauseneinlage der hübschen Lady sehr erwünscht. Hat er gerade eben wortwörtlich gesagt. Also, nur zu!«
    »Ach nein, ich …« Zaghaft schaute Isabel zu dem Pianisten hinüber, der an einem der Tische saß und an einem Bier nippte. Er nickte ihr aufmunternd zu und zeigte mit seinem Glas auf das Klavier.
    Isabel schaute sich zögernd um, doch in dem lärmenden Trubel nahm niemand von ihr Notiz. Auch vorhin, als die Band noch gespielt hatte, war der Betrieb hier drin normal weitergegangen. Keine Bühnenshow, kein Hingucker, nur gute, ehrliche Hintergrundmusik. Warum also nicht einfach da rüber zu dem Stutzflügel gehen und eine kleine Single-Session veranstalten? Niemand würde sich daran stören.
    Sie tat es. Sie ging hin, setzte sich auf den Schemel und legte die Hände auf die Tasten. Und dann passierte es. Eben noch war ihr Kopf gähnend leer gewesen, und mit einem Mal fügten sich Bilder zusammen. Nein, keine Bilder. Noten. Sie sah Noten vor ihrem geistigen Auge, die sie kannte und nach denen sie schon gespielt hatte, Klassik ebenso wie Jazz. Und es waren andere Lieder da, ohne Noten, oder genauer, Lieder, bei denen Noten unwichtig waren, weil sie die mit geschlossenen Augen spielen konnte.
    Scheinbar ohne ihr eigenes Zutun begannen ihre Finger sich zu bewegen. Sie klimperte ein bisschen herum, fand ein Gefühl für den Anschlag, den Klang, die Pedale unter ihren Füßen. Dann erreichte die Süße der Töne ihr Inneres und setzte dort etwas in Gang, das sich ihrer bewussten Kontrolle entzog. Unter ihren Händen schwebte Musik hoch und erfüllte sie, und mit einem Mal summte es auch in ihrer Kehle, bis aus dem sanften Wiederholen der Töne Gesang wurde, leise zuerst, dann mit

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