Der Montagsmann: Roman (German Edition)
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Während Fabio noch überlegte, ob er sich darüber freuen sollte, dass Nero allein gekommen war, stellte dieser sorgsam den Wagen neben dem Schild ab, auf dem die Gastparkplätze ausgewiesen waren. Wie sein Boss würde er nie unbewaffnet zu wichtigen Gesprächen auflaufen, aber es käme ihm niemals in den Sinn, falsch zu parken.
Er stieg aus und kam mit ernster Miene auf Fabio zu. »Sag mir nicht, dass ich dich töten muss.«
»Du musst mich nicht töten«, sagte Fabio.
»Ich tu’s aber.«
»Dann mach es sofort und ziel nicht daneben.« Fabio fühlte sich ausgelaugt. Die Begegnung mit Daphne hatte ihn alles an Kraft gekostet, was ihm nach der von Spannungen zerrissenen Woche in Isabels Nähe noch geblieben war.
Nero bleckte seine spitzen Zähne und reckte seine dürre, zu kurz geratene Gestalt. Er wandte sich in Richtung Haus und spähte durch die offenen Küchenfenster ins Innere. »Es ist ein schwerer Fehler von dir, dass du dich noch immer mit ihr triffst.«
Fabio starrte ihn an. Das konnte der Kerl nicht ernsthaft meinen! Aber offensichtlich tat er es.
»Ich treffe mich nicht mit ihr.«
»Sie ist aber hier.«
»Ich habe sie nicht eingeladen.«
»Und zwar nicht zum ersten Mal«, fuhr Nero fort, ohne auf Fabios Protest einzugehen. »Warum sollte sie wohl sonst herkommen, außer, um sich mit dir zu treffen?«
»Herrgott noch mal, ich würde was drum geben, wenn sie es nicht täte!«
»Das glaube ich dir nicht. Giulio glaubt es dir nicht.«
Fabio ließ ihn einfach stehen und ging zurück ins Haus. Nero folgte ihm schnell wie ein Wiesel, die Hand unter der Achsel. Ihm war deutlich anzusehen, dass er gern Nägel mit Köpfen gemacht hätte. Möglichweise hatte Giulio ihm sogar bereits freie Hand gegeben, und er wartete nur noch darauf, dass er es ohne Zeugen tun konnte. Oder darauf, dass Fabio eine grobe Antwort zu viel gab. Wofür die Chancen heute durchaus gut standen.
»Wo ist sie?«, fragte Nero. Sein Kopf ruckte hin und her, als er sich umschaute.
»Nero, jetzt hör mal zu! Ich habe nichts mit ihr! Du tust gerade so, als hättest du uns zusammen im Bett erwischt, aber das ist Einbildung!«
»Wo ist sie?«
Laute Stimmen aus dem Küchentrakt machten weitere Fragen überflüssig.
W as soll das da werden?« Raphaela deutete mit spitzen Fingern auf das Brett mit den zermatschten Kräutern vor Isabel.
Isabel starrte abwechselnd auf das Messer und auf Raphaela. »Pesto.«
Raphaela warf den Kopf zurück und lachte. »Das ist nicht dein Ernst! Sie will Pesto machen und schneidet dafür die Kräuter mit dem Messer klein!«
Isabel warf Harry einen verwirrten Blick zu. Er hob frustriert die Schultern.
Natascha kam mit dem Korb voll frisch gebügelter Wäsche aus dem Nebenraum und musterte Raphaela abwägend. »Was willst du denn hier?«
»Euch allen Hallo sagen. Mir die Fortschritte anschauen, die ihr hier gemacht habt.« Sie schaute sich um und sog die von Kräuterduft geschwängerte Luft ein. »Mhm, das alles fehlt mir doch mehr, als ich dachte!« Beinahe bittend blickte sie Harry und Natascha an. »Wir hatten doch eine gute Zeit, oder?«
Isabel stand reglos da, die Arme um sich geschlungen, weil ihr mit einem Mal kalt war. Das Messer hatte sie weggelegt. Wozu sollte eine Küchenniete wie sie auch Pesto machen? Wahrscheinlich würden alle es hinterher sowieso wieder nur aus Höflichkeit essen, genau wie den anderen Kram, den sie bisher beim Kochen fabriziert hatte. Raphaela beherrschte diese Kunst ohnehin viel besser, und wenn sich alles in ihrem Sinne entwickelte, wäre sie vermutlich in ein paar Wochen wieder hier eingezogen und schwang das Zepter genau wie früher. Welchen vernünftigen Grund sollte sie auch haben, bei Giulio zu bleiben? Die dicken Autos, reichlich Schmuck und eine Platincard zum Einkaufen konnten es wirklich nicht sein. Welche Frau interessierte sich für all das, wenn sie einen Mann wie Fabio haben konnte?
Und welchen Grund sollte Fabio sonst haben, ihr ständig aus dem Weg zu gehen, damit sie bloß nicht in die Verlegenheit kamen, miteinander allein zu sein?
»Ups!«, sagte Raphaela. Sie zupfte eine der Schürzen vom Wäschestapel und hielt sie hoch. »Was soll das sein? Der neue Knitterlook? Wer hat die denn gebügelt? Meine Güte, damit kann Fabio doch nicht rumlaufen am Eröffnungsabend!«
»Natascha sieht nicht mehr so gut«, sagte Harry. »In ihrem Alter fällt das Bügeln immer schwerer.«
Natascha schaute drein, als hätte sie in eine Zitrone gebissen, doch
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