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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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dass es bloß Natascha war.
    »Ich bin gleich fertig«, sagte sie. »Wie sehe ich aus?«
    »Wenn du deine Frisur meinst: wie Frankensteins Braut.«
    »Nein, ich kämme mich noch, das kommt nur vom Umziehen. Ich meine das hier.« Sie deutete auf den Rock und das Oberteil. »Ist das in Ordnung so?«
    »Nett«, sagte Natascha. »Und wie findest du meins?«
    Sie trug einen knallengen Rock und eine Glitzerbluse, die nichts von dem verbarg, was sie im Übermaß vorzuweisen hatte.
    »Heiß«, sagte Isabel. »Wer kommt heute?«
    »Olaf. Er hat immer noch die beste Arbeit geleistet.«
    »Ist das nicht ziemlich schlimm für dich?«, fragte Isabel.
    »Was meinst du?«
    »Na, die ganzen Handwerker …«
    »Handwerker sind die besten aller Männer«, sagte Natascha im Brustton der Überzeugung. Sie runzelte die Stirn. »Warte mal, du denkst … Glaubst du etwa, ich würde das nur für die neuen Toiletten machen? Mich quasi auf dem Altar der Gebäudesanierung aufopfern?«
    »Ich war von Anfang an der Meinung, dass du eine sehr loyale Arbeitnehmerin bist«, meinte Isabel höflich.
    Natascha warf den Kopf zurück und lachte. Es klang rostig und rau, aber zugleich auch auf unbestimmte Art erotisch. Und es brachte ihren Busen auf eine Art zum Beben, bei der garantiert jeder aufrechte Handwerker augenblicklich den Hammer fallen ließ. Isabel bekam nicht zum ersten Mal einen Eindruck davon, wie Natascha auf Männer wirken musste. Sie wog an die neunzig Kilo und war weit entfernt von allen Idealmaßen, aber sie trug immer noch dieselben Girlie-Klamotten wie vor zwanzig Jahren, nur bei der Kleidergröße machte sie Zugeständnisse, die hatte sich im Laufe der letzten Jahre geändert.
    »Du weißt es ja noch gar nicht«, sagte sie. »Aber ich bin hier Teilhaberin. Harry übrigens auch. Deswegen sind wir auch so anhänglich. Wir hoffen beide, dass über die Einnahmen bald das reinkommt, was wir an Gehalt niemals kriegen können. Wovon auch? Der arme Junge war ja komplett abgebrannt, und zwar buchstäblich.«
    Isabel fuhr sich mit dem Kamm durch die Haare und betrachtete prüfend das Ergebnis. Sie fand, dass sie immer noch einen leichten Rauschgoldengel-Touch hatte, aber daran konnte sie nichts ändern. Jede Welle ihres Kraushaars war echt – auch eine Tatsache, die sie nach ihrem Gedächtnisverlust gewusst hatte, ohne erst ihren Wahrheitsgehalt überprüfen zu müssen.
    »Du siehst wirklich süß aus«, sagte Natascha. »Und weißt du, was ich glaube? Dass du ihm reichlich den Kopf verdreht hast.« Es klang eher besorgt als begeistert.
    »Wem?«, fragte Isabel. »Fabio?«
    »Logisch, wem sonst? Ach, klar, Harry natürlich auch. Und diesem Typ, der neuerdings dein Agent ist. Wie hieß er gleich?«
    »Hubertus Frost.«
    »Wenn Olaf nicht auf dicke Titten stehen würde, hätte er sich auch schon in der Reihe deiner Fans angestellt. Der Dachdecker wollte übrigens neulich wissen, ob du noch zu haben bist.«
    »Und da hast du ihm gesagt, dass ich mit Fabio verlobt bin?«
    »Bist du das?«, fragte Natascha. Sie seufzte. »Ach, Mist. Es entwickelt sich alles so verdammt anders, als ich zuerst angenommen hatte.«
    »Was hattest du denn zuerst angenommen?« Isabel fragte sich, woher das ungute Gefühl kam, das sich mit einem Mal in ihr ausbreitete.
    »Ich hatte einfach nicht weit genug gedacht. Irgendwie war ich immer der Meinung, dass bloß die Eröffnung anständig über die Bühne gehen müsste, und dann wäre alles im Lack.« Natascha trat zu Isabel vor den Spiegel und nahm ihr den Kamm aus der Hand, um sich damit durch die eigene Mähne zu fahren. Gedankenverloren betrachtete sie ihr Gesicht im Spiegel und fuhr mit dem Zeigefinger der freien Hand über ihre Mundwinkel, um die Konturen der Lippenstiftfarbe zu korrigieren.
    »Jetzt taucht diese dumme Gans ständig auf, und schon ist wieder die nächste Katastrophe in Sicht.«
    »Was genau meinst du mit Katastrophe?«, fragte Isabel vorsichtig.
    Natascha legte den Kamm auf die Frisierkommode und strich sich den Rock glatt. »Natürlich ist sie wieder scharf auf ihn, so weit sind wir uns sicher einig, oder?«
    »Sind wir das?« Isabel brachte die Worte nur mühsam heraus. Gleichzeitig dachte sie: Man sieht mir viel zu deutlich an, wie eifersüchtig ich bin!
    Sie tat einen Schritt zur Seite, als könnte sie ihren Gesichtsausdruck wegwischen, einfach dadurch, dass sie sich nicht mehr selbst im Spiegel sah.
    Natascha folgte ihr mit ihren Blicken und seufzte. »Keine Sorge, er würde sie nicht mehr

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