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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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ihr so absurd vor, darüber zu sprechen, doch wenn sie nicht mit ihm darüber reden konnte, mit wem dann?
    »Ich hätte ihn nur fragen müssen, wer die Frau war«, sagte sie. »Es wäre weiter kein Problem gewesen. Aber ich … hab’s nicht getan.«
    »Warum nicht?«
    »Na, zum einen hatte ich mich furchtbar geärgert.«
    »Über die Frau oder Ihren Verlobten?«
    »Über eine andere Frau«, sagte sie widerstrebend. »Seine Ex. Sie ist eine Nervensäge, und sie kommt mindestens zweimal die Woche vorbei, um uns allen auf den Geist zu gehen.«
    »Was will sie dort?«
    »Fabio«, sagte sie schlicht.
    »Oh.«
    »Ja, oh. Das trifft es.«
    »Und er? Will er sie auch noch?«
    Isabel spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Sie senkte die Augen und schüttelte den Kopf. »Nein, er will sie nicht mehr.« Ganz bestimmt nicht, fügte sie in Gedanken hinzu. Nicht nach der letzten Nacht. Nie wieder!
    »Was war das zum anderen?«
    Verwirrt hob sie den Kopf. »Was meinen Sie?«
    »Na, Sie sagten vorhin: zum einen . Fehlt also noch zum anderen .«
    »Ach so, ja. Also, zum einen ist es so, dass ich dieses komische Gefühl hatte, gestern, als ich die Frau sah. Es war, als ob ich sie kennen würde. Sie hatte irgendwas … Vertrautes an sich.« Sie hob die Tasse und trank einen Schluck, dann merkte sie, dass ihre Hand zitterte, und die Tasse landete mit einem Klirren wieder auf dem Tisch.
    »Ich hätte ihn nur nach ihrem Namen fragen müssen«, flüsterte sie.
    »Aber Sie haben es nicht getan.«
    »Nein. Sagen Sie mir, warum.«
    Er schaute sie an. »Sagen Sie es mir.«
    »Ich …« Sie wollte es sagen, brachte es aber nicht heraus. Erneut trank sie einen Schluck Cappuccino, aber er war zu bitter und schmeckte, als hätte er bereits Stunden in der Maschine vor sich hingesiedet. Kein Vergleich zu dem köstlichen, cremigen Kaffeegetränk im Schwarzen Lamm .
    »Wovor haben Sie Angst, Isabel?«
    »Vielleicht davor, mich zu erinnern.«
    »Warum denken Sie das?«
    Sie lachte gezwungen. »Sie müssen das fragen, oder?«
    »Was meinen Sie?«
    »Sie stellen immer diese typischen Therapeutenfragen. Warum meinen Sie das. Warum denken Sie so. Was fühlen Sie dabei. «
    »Was fühlen Sie, Isabel?«
    Das Lachen verging ihr. »Ich weiß nicht.« Sie zögerte. »Doch, ich weiß es wohl. Oder sagen wir, eines weiß ich.«
    Sie verstummte und rührte gedankenverloren in ihrer Tasse. »Ich liebe ihn«, fuhr sie unvermittelt fort. »Ich bin total … verrückt nach ihm. Das ist mir noch nie passiert.« Sie lachte erneut, diesmal mit einem Unterton von Hysterie. »Ich bin bescheuert, oder? Völlig durchgeknallt! Ich behaupte hier einfach, dass mir das noch nie passiert ist, aber ich weiß ja überhaupt nichts von früher! Mir kann vor dem Gedächtnisverlust alles Mögliche passiert sein!«
    »Aber Sie wollen es nicht mehr wissen«, sagte er sanft. »Weil Sie sich davor fürchten.«
    Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie es leugnen, doch dann warf sie wütend den Löffel neben die Untertasse. »Ja, verflixt noch mal! Ich habe Angst davor! Ich fürchte mich davor, mich an Dinge zu erinnern, die mich … die mich von ihm wegbringen!« Besorgt schaute sie ihn an. »Kann ich mich deshalb nicht erinnern? Weil ich es vielleicht in Wahrheit gar nicht will?«
    »Ja, das kann gut sein. Sie hatten ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit retrograder Amnesie, aber in den meisten Fällen dieser Art kommt die Erinnerung bald zurück. Es sei denn, der Befund wird durch psychogene Umstände verstärkt.«
    »Und was kann man dagegen tun?«
    »Zunächst sollten Sie sich fragen, ob Sie was dagegen tun möchten.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie ehrlich. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Er deutete auf ihre Tasse. »Ihr Cappuccino ist kalt geworden. Soll ich Ihnen einen neuen besorgen?«
    »Nein, ich glaube, ich gehe jetzt.«
    »Wenn ich irgendwas für Sie tun kann …«
    »Oh, das können Sie.« Sie lächelte ihn an, traurig und ein wenig verloren. »Kommen Sie heute Abend in den Grünen Engel .«
    »Was findet da statt?«
    »Wissen Sie noch, wie wir drüber geredet haben, dass ich vielleicht Klavier spielen kann? Heute Abend können Sie rausfinden, ob es stimmt.«
    F abio stand vor dem Haus und versuchte zu verdauen, was er vor sich sah. Natürlich hatte er bereits jede Menge Villen gesehen und selbst schon etliche Prachtgebäude betreten. Das alte Gemäuer, das er für Das Schwarze Lamm herausgeputzt hatte, war in den letzten Wochen ebenfalls zu einer sehenswerten

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