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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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und schmutzigem Polohemd – nämlich umwerfend. Aber ganz bestimmt nicht so gut wie in der Aufmachung, die ihn wie einen vom Olymp herabgestiegenen Gott aussehen ließ und die ihm die Natur mitgegeben hatte – seine nackte Haut.
    Ihr wurde warm, als sie daran dachte. Sie hatten sich gestern Abend im Aufenthaltsraum und in der Küche zuerst alle Kleider vom Leib gerissen und sie hinterher wieder angezogen, nur um sie sich gegenseitig anschließend oben in ihrem Zimmer langsam und genüsslich wieder abzustreifen.
    Sie machte den Schrank zu und widmete sich dem Papierkram auf dem Klappbord. Es war private Post dabei, Briefe von ihr unbekannten Personen, die sie nicht lesen konnte, weil sie auf Italienisch geschrieben waren. Außerdem fand sie eine Papiertasche mit Fotos, die sie fasziniert betrachtete. Sie konnten noch nicht alt sein, denn auf manchen von ihnen war auch Fabio zu sehen, und er sah darauf genauso aus, wie sie ihn kannte. Er trug auf zwei oder drei Fotos sogar die abgeschnittenen Jeans, mit denen er tagsüber hier immer herumlief. Meist zeigten ihn die Bilder gemeinsam mit einer Frau in den Fünfzigern, die ihm so stark ähnelte, dass es sich nur um seine Mutter handeln konnte. Sie saßen nebeneinander auf einer Segeljolle und lachten in die Kamera. Im Hintergrund waren auf einem der Fotos das blaue Meer und ein Strandstück zu sehen, auf einem anderen ein Küstenabschnitt mit ansteigendem Felsufer und Zypressen. Offensichtlich hatte er dort, wo immer es war, Urlaub mit seiner Mutter verbracht.
    Isabel merkte, wie ein leise ziehender Schmerz in ihre Schläfen stieg, während ihr wieder einmal bewusst wurde, wie kläglich wenig sie über ihn wusste. Ihr Leben war leer, fast völlig befreit von allen Erfahrungen, auf die andere Menschen in ihrem Alter zurückblicken konnten, und die Tatsache, dass sie zu Fabio gehörte, war bisher die einzige Gewissheit und eine Art Anker für sie gewesen, doch gerade diese vermeintliche Gewissheit war in Wirklichkeit so dünn und haltlos wie ein Grashalm im Wind. Im Grunde erging es ihr mit ihm wie mit ihr selbst: Sie hatte keine Ahnung, wer er überhaupt war. Sie wusste nichts von seinem Leben, nichts davon, wie er sich zu dem Mann entwickelt hatte, der er heute war.
    Sie wusste nur eins: Sie liebte ihn.
    »Immerhin«, sagte sie halblaut.
    »Immerhin was?«, kam es von der Tür.
    Erschrocken fuhr sie herum und fegte mit dieser unachtsamen Bewegung das halbe Ablagebord leer. Papier segelte in Mengen zu Boden, und ohne zu zögern bückte Isabel sich, um es aufzuheben. Mit glühenden Wangen blickte sie zu Fabio auf, der mit undeutbarer Miene in der Tür stand und sie betrachtete.
    »Immer … Immerhin lohnt es sich, bei dir ein bisschen aufzuräumen«, sagte sie in halb ersticktem Tonfall. Während sie mit einer Hand unbeholfen Blätter zusammenlegte, deutete sie mit der anderen auf den Schrubber, den sie vorhin in weiser Voraussicht neben der Tür abgestellt hatte. Nur Idioten ließen sich beim Schnüffeln erwischen, ohne eine halbwegs glaubhafte Ausrede parat zu haben. Dass sie trotzdem eine Idiotin war, begriff sie erst, als sie einen Stapel Blätter aufhob und dabei merkte, dass das Zimmer mit Teppichboden ausgelegt war. Na klasse, dachte sie sarkastisch, während sie sich aufrichtete.
    Ihr Blick fiel auf das obere Blatt des Stapels, den sie in den Händen hielt. Es war eine Krankenhausrechnung über die chefärztliche neurologische Behandlung. Sie musste schlucken, als sie den Endbetrag sah.
    »Das ist … Was ist das?«, fragte sie betreten.
    Er nahm ihr die Rechnung aus der Hand und faltete sie zusammen. »Darum kümmere ich mich schon.«
    »Ähm … Bin ich nicht krankenversichert?«, fragte sie verunsichert.
    »Vermutlich schon, aber ich habe keine Ahnung, wo.«
    Sie wich seinen Blicken aus und fragte sich, was sie gegen die rabenschwarze Verzweiflung tun sollte, die mit einem Mal wieder in ihr hochstieg. »Wir wissen wohl nicht wirklich viel voneinander, oder?«
    Er nahm ihr den Papierstapel aus der Hand und legte ihn auf das Klappbord. »Wir finden schon heraus, wo du deine Versicherung hast, und dann reichen wir die Rechnungen ein. Es ist kein Problem.«
    »Rechnungen?« Betroffen holte sie Luft. »Du meinst – Plural?«
    Er legte ihr die Hände auf die Schultern und suchte ihren Blick. »Denk jetzt nicht drüber nach, okay?«
    Sie fühlte die vertraute Schwäche, wie immer, wenn er sie berührte. Zögernd hob sie die Hand und legte sie auf seine Brust,

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