Der Montagsmann: Roman (German Edition)
Attraktivität geworden und gehörte mittlerweile zu jener Reihe von Objekten, die von In-Architekten für erwähnenswert gehalten wurden. Vor ein paar Tagen hatte ihn sogar ein Redakteur von einem dieser Hochglanz-Magazine angerufen und ihn gefragt, ob er mit ihm eine Homestory machen wollte, Thema Perlen zwischen Spätbarock und Biedermeier .
Doch das war nichts im Vergleich zu dem hier. Nicht etwa, weil es sich sonderlich von den anderen Villen dieses Nobelviertels abhob, sondern weil es Isabels Haus war. Es lag auf einem kunstvoll in japanischem Stil angelegten Grundstück mit einem Zierteich und parkartiger Bepflanzung, der man die Hand des erfahrenen Landschaftsgärtners ansah. Halb hinter akkurat getrimmten Buchsbaumhecken und einer Natursteinmauer verborgen, kündete es mit jedem seiner sichtbaren Bogenfenster und Erker von solidem Reichtum. Dazu hätte es nicht mal des hochmotorigen Daimlers bedurft, der in der Einfahrt stand.
Fabio runzelte die Stirn, als er den Wagen sah. Es war derselbe, mit dem Daphne gestern zum Schwarzen Lamm gekommen war.
Er trat einen Schritt zurück und schaute zum Haus, doch es tat sich nichts. Nirgends war eine Bewegung zu erkennen, und doch war er sicher, dass jemand im Haus war. Er hätte klingeln können, aber er tat es nicht. Und natürlich hätte er einfach hineingehen können, doch auch das ließ er lieber bleiben.
Der Schlüssel schien Löcher in seine Hosentasche zu brennen. Vielleicht war es aber auch das silberne I , an dem der Schlüssel immer noch befestigt war, der Buchstabe, der für ihren Namen stand.
Hier war nun das Haus, in dem sie lebte. Ob es wirklich zu ihr passte, konnte er nicht sagen, um das zu beurteilen, hätte er hineingehen müssen. Doch er war sicher, dass er dadurch alles noch viel schlimmer gemacht hätte. Und wer konnte schon sagen, wie es drinnen aussah. Vielleicht war es ganz anders, als er es sich vorstellte. Vielleicht war sie ganz anders, wenn sie sich in ihrer gewohnten Umgebung wiederfand. Sie würde sich erinnern, und alles, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, wäre im Nachhinein nichts weiter als eine Episode, und zwar eine mit dem Beigeschmack von Betrug, Ausbeutung und Missbrauch.
Er ballte die Fäuste, bis seine Fingernägel in seine Handflächen schnitten, doch der Schmerz reichte nicht, um ihn von der Wahrheit abzulenken.
I sabel schaute sich suchend um. Sie war das erste Mal in seinem Zimmer, zumindest konnte sie sich an frühere Besuche hier drin nicht erinnern. Die beiden Nächte, die sie mit ihm verbracht hatte, waren sie in ihrem Zimmer gewesen; er hatte gemeint, dort wäre es gemütlicher und geräumiger. Damit hatte er zweifellos Recht. Sein Schlafzimmer war sogar noch kleiner als das von Harry, dem sie vor ein paar Tagen einen Stapel gebügelter Bettwäsche gebracht hatte und daher wusste, wie es bei ihm aussah. Nataschas vier Wände wiederum waren ein wenig größer als die von Harry; zu beiden Zimmern gehörte jeweils ein kleines Duschbad. Sie selbst war mit ihrer Hochzeitssuite vermutlich platzmäßig am besten bedient, nicht nur, weil der Raum gut und gerne so groß war wie Harrys und Nataschas Apartments zusammen, sondern weil er auch über ein in seinen Ausmaßen geradezu fürstlich großes Bad verfügte, mit Dusche, Wanne, Bidet und allem Drum und Dran, wie man es in einem guten Hotel bei einem Doppelzimmer erster Güte erwarten würde.
Fabios Zimmer dagegen war kaum so groß wie ihr Badezimmer und damit geradezu lächerlich winzig, woran auch die winzige Nasszelle nichts änderte. Damit war wohl auch geklärt, warum er unten im Aufenthaltsraum seine Arbeitsecke mit PC und Bücherregal hatte und warum sogar seine Hantelbank da unten stand. In seinem Schlafzimmer war kaum genug Platz für ein Bett, ein Nachttischchen und einen Schrank sowie ein schmales, herausklappbares Wandbord, das von Zetteln und anderem Schriftkram überquoll.
Isabel öffnete zögernd den Schrank und fand darin nichts Außergewöhnliches, nur Schuhe und Kleidung und ein paar Aufbewahrungskisten, nicht gerade perfekt aufgeräumt, aber auch nicht allzu nachlässig. Es war die eher zweckorientierte Ordnung eines viel beschäftigten Junggesellen, der in seinem Leben andere Prioritäten hatte als einen akkurat aufgeräumten Kleiderschrank.
Sie zog kurz die Kleiderbügel auseinander und war nicht überrascht, einen Smoking und zwei gute Anzüge zu finden. Flüchtig fragte sie sich, wie er wohl damit aussah. Vermutlich ebenso wie in Jeans
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