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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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vertragen. Er schleppt immer noch das Trauma aus seiner Kindheit mit sich.«
    »Da ist im weitesten Sinne was dran«, sagte Fabio.
    »Was meinst du, worüber er sich mehr ärgert? Das Fahrrad oder Raphaela?«
    »Schwer zu sagen. Ich schätze, er hat vielleicht gerade beruflich eine kleine Durststrecke und deswegen besonders schlechte Laune. Wahrscheinlich würde er einfach gern jemanden umbringen, dann würde er sich besser fühlen.«
    »Kann man ihn nicht einsperren?«
    »Sobald er jemanden umgebracht hat – sicher.«
    Isabel wollte nicht über Giulio reden, denn von ihm kam das Thema unweigerlich auf Raphaela, und die könnte, soweit es nach Isabel ging, sofort und für alle Zeiten nach Neapel verschwinden. Am besten auf direktem Wege in den Vesuv.
    Isabel blätterte das Album durch und fand weitere Fotos, die Fabio als Lausbub zeigten. Er lachte auf allen Bildern, ein putziger, immer vergnügter Knirps.
    Sie klappte das Steckalbum wieder zu und seufzte. »Ach, ich wünschte, von mir gäbe es auch so süße Fotos!«
    »Die gibt es sicher.«
    »Aber du hast sie noch nicht gesehen, oder?«
    Sein Gesicht verschloss sich, und er nahm ihr das Album aus der Hand, um es zusammen mit den anderen Bildern wieder im Schrank zu verstauen. »Nein, leider nicht.« Er machte die Schranktür zu und drehte sich zu ihr um. Sein Blick wurde seltsam eindringlich, und Isabel spürte, dass er ihr etwas sagen wollte, etwas …
    »Ich muss dich noch was fragen«, sagte sie hastig.
    Er wirkte verdutzt. »Ja, was denn?«
    »Kommst du heute Abend zu meinem Auftritt?«
    »Ich weiß nicht … Morgen ist die Eröffnung, da ist noch viel zu tun … Isabel …« Er stockte.
    »Bitte«, sagte sie leise. »Nur heute. Und wenn es das letzte Mal ist.«
    »Was meinst du mit das letzte Mal ?«
    »Na ja.« Isabel räusperte sich. »Wenn dir mein Klavierspiel nicht gefällt, brauchst du natürlich nicht mehr zu kommen.«
    »Natürlich«, sagte er.
    »Also kommst du?«
    »Natürlich.« Er setzte sich wieder neben sie, die Hände vor den Knien verschränkt.
    Sie schaute ihn von der Seite an, und dabei stellte sie fest, dass seine Augen in einem beinahe unwirklichen Blau leuchteten. Er erwiderte ihren Blick so intensiv, dass sie fast meinte, es auf der Haut spüren zu können. Sie saß so dicht neben ihm, dass sie mit dem Bein seinen Schenkel berühren konnte, wenn sie es ein klein wenig nach rechts bewegte.
    Sie dachte nicht groß darüber nach, sondern tat es einfach. Wie sie es auch drehte und wendete – sie war verrückt nach ihm, und das, obwohl sie noch heute Morgen geglaubt hatte, nach dieser Wahnsinnsnacht nie wieder Sex zu brauchen. Oder jedenfalls nicht so bald. Mhm, sie hatte sich definitiv geirrt …
    »Eigentlich wollte ich ja hier putzen und nicht faul auf dem Bett rumsitzen«, sagte sie atemlos.
    Er grinste leicht. »Was für ein Glück, dass man hier mit dem Schrubber nicht viel anfangen kann.«
    »Ich könnte auch das Bett beziehen.«
    »Wir könnten was anderes mit dem Bett anstellen.« Er schaute kurz auf seine Armbanduhr. »Hast du denn überhaupt noch Zeit bis zu deinem Auftritt?«
    »Jede Menge.«
    »Das ist gut. Komm her.« Seine Hände schoben sich bereits unter ihre Bluse und zogen sie aus dem Rockbund. Gleich darauf bewegten sich seine Fingerspitzen zielstrebig ihren Rücken entlang und dann nach vorn, wo sie ihre Brüste fanden.
    Ihr Herz tat einen Satz und kam dann stolpernd wieder in Gang.
    Er ließ sie los, aber nur für die kurze Zeit, die er brauchte, um sich ruckartig das Hemd über den Kopf zu zerren und den Gürtel an seiner Hose zu öffnen. Mit hungrigen Blicken folgte sie der schmalen Linie der schwarzen Haare, die von seinem Nabel abwärts zwischen den beiden offenen Hälften des Reißverschlusses verschwand. Impulsiv zog sie ihm die Hose noch weiter auseinander und beugte sich über ihn. In ihrem Kopf wollten sich Gedanken sammeln und zu Fragen formen, doch sie ließ es nicht zu. Es gab nur noch ihn, seinen Körper, seinen Geruch, seine heißen Hände und seine Arme, in die sie sich verkriechen wollte, als gebe es kein Morgen.
    F abio hatte keine Ahnung, wie das Stück hieß, das sie spielte, aber genau wie alle anderen Zuhörer in der voll besetzten Bar saß er stumm da und hörte zu. Immerhin hatte er den Mund wieder zugeklappt, nachdem Harry ihn freundlicherweise darauf aufmerksam gemacht hatte, dass er aussah wie ein sabbernder Idiot – mit exakt diesen Worten.
    Sie saß hinter dem Flügel, als ob sie ihr Leben

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