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Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Der Montagsmann: Roman (German Edition)

Titel: Der Montagsmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Oberbeschützer im Auge hatte. Fabio hätte dem Kerl gern eins auf die Nase gegeben. Auch diesem silberhaarigen Typ an der Bar, der sich als ihr Agent aufspielte und dummerweise auch noch ziemlich große Ähnlichkeit mit Robert Redford hatte. Wie konnte jemand, der Hubertus Frost hieß, wie Robert Redford aussehen?
    »Wie hast du es denn eigentlich rausgekriegt?«, wollte Natascha wissen.
    »Was?«, fragte Fabio geistesabwesend zurück.
    »Na, wer sie ist.«
    »Das war nicht weiter schwer. Ich habe die Versicherung angerufen.«
    »Welche Versicherung?«
    »Die Autoversicherung. Ich hatte ja das Kennzeichen.«
    »Von ihrem Wagen?«
    »Nein, es ist der Wagen ihres Verlobten.« Das Wort fühlte sich wie Säure in seinem Mund an, und er hätte am liebsten ordentlich mit Whisky nachgespült. Leider war sein Glas leer, und er winkte dem Ober, der gerade am Nachbartisch bediente. Im nächsten Augenblick ließ er den Arm hastig wieder sinken, bevor die Geste bei irgendwem falsch ankam: Soeben hatte eine Gruppe von Leuten das Lokal betreten, die er lieber nicht so schnell wiedergesehen hätte.
    »Der Wagen, mit dem dieses rothaarige Luder diese Woche da war«, sagte Harry. »Ihre Freundin.«
    »Ich würde es begrüßen, wenn du die Worte rothaarig und Luder nicht zusammen benutzt«, erklärte Natascha würdevoll, während sie bezeichnend eine Strähne ihres eigenen Haares um den Finger wickelte. »Wohnt er bei ihr? Dieser blonde Blödmann? Wie hieß er gleich, Erwin oder so?«
    Fabio hätte ihr sagen können, dass der blonde Blödmann Erik Blomberg hieß. Doch wen interessierte das jetzt noch. »Nein«, sagte er. »Sie wohnen nicht zusammen.«
    »Wie konntest du dann ihr Haus finden? Hast du den Kerl danach gefragt?«
    Das hätte er tun können, aber dann hätte er diesen Erik wahrscheinlich schon an der Haustür zusammengeschlagen. Folglich hatte er einen Weg gewählt, der unpersönlicher war. Nachdem er neulich im Zuge von Raphaelas und Giulios Hochzeitsplänen mitbekommen hatte, wie das mit den Heiratsanmeldungen funktionierte, war er über die öffentlichen Trauungs-Listen im örtlich zuständigen Rathaus schnell auf Isabels Anschrift gestoßen.
    »Du bist wohl nicht besonders gesprächig heute, oder?«, meinte Natascha. Sie folgte seinen Blicken und gab ein missbilligendes Geräusch von sich. »Ach nein. Je später der Abend, desto mieser die Gäste. Mein Lieblingsspruch, wenn ich diese drei sehe.«
    Sie schauten zu, wie Giulio, Nero und Raphaela einen Tisch in der Nähe des Klaviers belegten. Sie setzten sich, nachdem zwei Frauen und ein Mann dort ihren Platz geräumt hatten, und der empörte Gesichtsausdruck der drei Gäste sowie Neros impertinentes Grinsen ließen darauf schließen, dass diese Freigabe nicht ganz freiwillig vonstatten ging.
    Isabel hatte aufgehört zu spielen. Die Leute applaudierten, aber sie schien es nicht zur Kenntnis zu nehmen. Sie starrte die Gruppe der Neuankömmlinge an, dann wechselte ihr Blick zu Fabio. In ihrem Gesicht arbeitete es, und Fabio meinte, in ihren Augen einen Ausdruck von Verzweiflung und Wut zu erkennen.
    »Was die wohl hier wollen?«, fragte Harry.
    »Ärger machen«, sagte Natascha.
    Fabio hatte denselben Eindruck, denn in diesem Moment schaute Raphaela sich um und sah ihn. Mit einem Lächeln, das nichts Gutes verhieß, stand sie auf. Auf ihrem Weg zu seinem Tisch kam sie an der Bühne vorbei, wo sie stehen blieb und mit Isabel ein paar Worte wechselte. Sie gab sich keine Mühe, leise zu sprechen. Fabio konnte zwar ihre Stimme hören, aber wegen des allgemeinen Geräuschpegels und der Musik, die jetzt wieder vom Band kam, verstand er kein einziges Wort.
    Beunruhigt sah er, wie Isabels Gesicht einen fassungslosen Ausdruck annahm. Sie schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an, als könnte sie nicht glauben, was sie da eben gehört hatte.
    »Was zum Teufel …«, sagte Harry neben ihm.
    Raphaela wandte sich lächelnd vom Klavier ab und kam auf Fabio zustolziert, das Haar lässig zurückgeworfen. In ihrem Designerpulli und ihren bestickten Jeans sah sie aus wie die Königin aller Musikbars. Während sie näher kam, schoss es Fabio flüchtig durch den Sinn, dass sie früher, als sie mit ihm zusammen gewesen war, Klamotten von H&K getragen hatte. Jetzt lief sie nur noch in teuren Designeroutfits herum. Bei Isabel war es genau umgekehrt, sie hatte den Designerkram vor ihrer Beziehung mit ihm getragen. Das Problem dabei war nur: Eigentlich hatten sie überhaupt keine Beziehung.

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