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Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Titel: Der Mord an Harriet Krohn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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beim Anblick der Waffe wird ihr schwarz vor Augen, sie wendet sich ab, sinkt über der Anrichte in sich zusammen, und alles strömt aus ihr heraus, naß und heiß über ihre Oberschenkel.
    »Haben Sie Silber? Haben Sie Schmuck? Bargeld? Los!«
    Seine Stimme ist fast nicht zu hören, er kommt sich vor wie ein lächerlicher Amateur und verflucht seine brüchige Stimme. Sie steht vor ihm und wimmert wie eine Maus, er schwenkt wütend den Revolver. Harriet schüttelt verwirrt den Kopf, sie will nichts hergeben, sie will sich nicht rühren.
    »Geld«, wiederholt er. »Haben Sie Geld?«
    Sie gibt keine Antwort, sie kehrt ihm den Rücken zu, gibt vor, daß das alles nicht passiert. Charlo geht ins Wohnzimmer. Ein großes dunkles Büfett steht an der Wand, er öffnet die Schubladen, die sind gefüllt mit altem Silberbesteck. Er legt die Waffe weg, wühlt in den Schubladen herum. Harriet hat sich jetzt umgedreht, sie sieht, daß er in ihren Sachen herumwühlt, in ihren Erbstücken. Sie kann es nicht ertragen. Tief in ihr macht sich etwas bemerkbar, ein schwindelerregendes Gefühl von Ungerechtigkeit, denn das ist ihr Silber, es ist ihr wichtig und es ist viel wert. Die Wut verdrängt die Angst. Sie folgt ihm ins Wohnzimmer und packt ihn an den Schultern, sie schreit mit zittriger Stimme, der Zorn schenkt ihr ungeahnte Kräfte. Charlo ist verstört, draußen ist es so still, jemand könnte sie hören. Er haßt es, gestört zu werden, die Alte dreht ja total durch, er stößt sie weg, aber sie hört nicht auf. Sie stürzt sich erneut auf ihn, sie hat rote Flecken im Gesicht. Charlo ist wie von Sinnen. Er muß dieses Geschrei beenden, er kann nichts tun, kann nicht klar denken, solange sie hier herumkreischt, und deshalb packt er den Revolver am Lauf und hält ihn wie eine Schlagwaffe. Ein Schlag ins Gesicht nur, dann wird sie sich in eine Ecke verkriechen und schweigen. Damit er das tun kann, wozu er gekommen ist. Harriet sieht den erhobenen Arm, sie stolpert in die Küche, zur Anrichte zurück, und sie schreit noch immer, ein klagendes, langgezogenes Jammern. Er läuft hinterher und schlägt wütend mit dem Schaft zu. Der erste Schlag trifft einen Nackenwirbel, er bricht mit einem trockenen knackenden Geräusch, und er denkt: Julie! Hilf mir! Harriet sinkt zu Boden. Entsetzt sieht er, daß sie auf eine abstoßende Weise wie im Krampf zuckt. Er kann es nicht ertragen, daß sie so daliegt, und deshalb schlägt er wieder zu, so hart er kann, mehrere Male auf ihren Kopf. Plötzlich schießt ein Blutstrahl aus ihrem Schädel. Er springt erschrocken zurück und ringt um Luft, sieht das an, was auf dem Boden liegt, er hat noch immer den Eindruck, daß sie wimmert, ihre Beine zucken und zucken, also schlägt er noch einmal zu, diesmal mit noch größerer Kraft. Und dann überkommt ihn eine plötzliche Schwäche. Seine Hand mit der Waffe sinkt. Er fährt sich über die Stirn, sieht den blutigen Schaft an. Dann schüttelt er energisch den Kopf, damit er denken kann. Denn er weiß, daß er jetzt denken muß, er darf sich nicht gehen lassen. Im tiefsten Herzen hat er gewußt, daß das hier geschehen mußte. Menschen geben das, was ihnen gehört, nicht ohne Gegenwehr her, ist sie denn vielleicht nicht ebenso gierig wie er selbst? Er kehrt dem, was da auf dem Boden liegt, den Rücken zu, er legt die Waffe auf die Anrichte und schiebt die Hand in die Tasche seines Parkas. Zieht einen Beutel mit Gummizug und einer Schnur heraus. Es ist Julies alter Turnbeutel, den Inga Lill genäht hat. Er geht zurück zum Büfett. Jetzt, wo alles still ist, arbeitet er schnell und zielstrebig, er legt Messer und Gabeln und Löffel in den Beutel, es ist viel Silber, es hat einen hohen Wert. Er öffnet den Schrank daneben, reißt alles heraus, sucht nach Geld. Als das Büfett geleert ist, dreht er sich um und sieht sich im Zimmer um. Er sieht den angefangenen Brief auf der Schreibtischplatte, er sieht die kleine Schale mit Konfekt. Aus Gründen, die er nicht begreift, geht er hin und sieht sich die unterschiedlichen Pralinen an. Greift automatisch zu seinem Lieblingsstück, dem braunen mit Karamel und Lakritz, schiebt es in den Mund. Dann geht er in die Küche. Er sieht Harriet nicht an, sie ist nur ein dunkler Fleck in seinem Augenwinkel, er hält Ausschau nach etwas, das eine Schlafzimmertür sein kann. Die liegt hinter der Küche, sie führt einfach nur in eine kleine Kammer. Auf dem Nachttisch steht ein Schmuckkästchen. Er wühlt mit dem Handschuh darin

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