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Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Titel: Der Mord an Harriet Krohn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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und als er endlich zum Auto geht, tritt er in gefrorenes Laub, das Knistern bricht die Stille. Alles ist so hell und scharf und kalt. Er wird jetzt langsam mit sich selbst vertraut. Nachdem er sich vor dem Spiegel lange fremd gefühlt hat, entspannt er sich zusehends. Das hat seine Zeit gedauert, aber die Zeit kommt ihm entgegen in Form einer erwachenden Hoffnung, daß er vielleicht davonkommen wird. Manche kommen doch davon. Daran denkt er, als er zu Julie fährt. Er kommt sich vor wie ein verliebter Jüngling auf Freiersfüßen. Sie wohnt in einem Mietshaus in der Oscarsgate, wo noch andere aus ihrer Schule Zimmer haben. Sie teilen Küche und Badezimmer, und Julie bekommt ein Stipendium und kann davon die Miete bezahlen. Er hält vor dem Haus und bleibt eine Weile im Wagen sitzen. Schaut zu ihrem Fenster hoch, dort brennt gedämpftes Licht. Kann er sich hineintrauen? Sie ist so stark, seine Julie, so entschieden. So enttäuscht über alles, was geschehen ist. Er steigt aus dem Wagen und schließt ab. Zählt die Treppenstufen. Er hört drinnen leise Musik, aber keine Stimmen. Er bleibt mit hängenden Armen stehen, steht da mit seinem verletzten Herzen, bekleidet mit einer alten Cordhose und einem dicken Holzfällerhemd aus Flanell. Endlich teilt er seiner rechten Hand mit, sie solle an die Tür klopfen. Sofort wird die Musik leiser. Und da steht sie im Türspalt. Ihre grünen Augen werden vor Überraschung dunkel, dann werden sie schmal, sie dreht sich abrupt von ihm weg. Aber sie geht nicht, sie bleibt stehen, stumm und mit hochgezogenen Schultern.
    »Julie«, bittet er, »darf ich reinkommen? Ich muß dir etwas Wichtiges zeigen.«
    Gleichzeitig denkt er, was ist sie dünn. Gut, daß Inga Lill das nicht sehen kann.
    In ihrer Haltung ist keine Spur von Neugier zu entdecken. Ihr Gesicht kann er nicht sehen, er starrt ihren roten Hinterkopf an.
    »Etwas Wichtiges«, sagt er noch einmal und tritt einen Schritt vor. Bewegt unbeholfen die Arme. Zugleich ist er überwältigt, sie war schon lange nicht mehr so nahe, er kann den Arm ausstrecken und sie berühren. Das tut er nicht, er bleibt stehen und wartet.
    »Ja, und?« fragt sie endlich. Ihre Stimme klingt schroff. Charlo hält den Atem an. Er weiß, daß er diese Demütigung ertragen muß, er ist darauf vorbereitet, daß sie ihm vielleicht bittere Anklagen ins Gesicht schleudern wird. Sie weicht zurück, er folgt ihr zögernd. Schaut sich um und sieht ein Bett, einen Schreibtisch und einen Fernseher. Bilder an der Wand, von Snowball und Mephisto, dazu mehrere von Johnny Depp. Eine Stehlampe mit rosa Schirm, sie spendet ein warmes romantisches Licht. Einige Kleidungsstücke liegen auf dem Boden herum, sie fängt an, sie aufzuheben, fast mechanisch, mit unnachgiebigem Blick. Er bleibt mitten im Zimmer stehen und sieht ihr zu, sieht ihren abweisenden Rücken. Ihr Körper zuckt wütend. Trotzdem spürt er die Verbundenheit zwischen ihnen, sie ist noch immer da, deshalb zittert Julie. Er will fragen, ob er sich setzen darf, aber er weiß nicht, wo er anfangen soll. Aber er denkt: Bald, bald, wenn er erst alles gesagt hat, dann werden ihre Augen leuchten wie früher, so, wie er sich daran erinnert, grün und funkelnd.
    »Wir haben uns lange nicht mehr gesehen«, sagt er zu ihrem Rücken. Sie setzt ihre wortlose Aufräumarbeit fort, legt Dinge an ihren Platz, ihre Hände haben zu tun. Er ist ein wenig ratlos, geht zu ihrem Bett und setzt sich. Er befindet sich jetzt auf ihrem Terrain, er muß behutsam vorgehen. Zugleich fühlt er sich stark. Er kommt mit guten Absichten, er kommt, um alles wieder gutzumachen, seinen Verrat. Sie geht zu ihrem Schreibtisch, setzt sich und sieht ihn an. Dann schlägt sie die Hände vors Gesicht. Es wird ganz still im Zimmer. Charlo kann nichts sagen, sie hat entschieden, daß Stille herrschen soll, und wie lange. Er sitzt nur da und läßt sich quälen, während er auf das Signal wartet, auf ein Wort, auf einen Blick. Damit er weiterkommen kann. Aber er bekommt kein Signal. Ihm fällt ein, daß er ein Mann der Tat ist, er faßt Mut und spricht.
    »Du wolltest mich nicht sehen. Und das habe ich respektiert. Ich hatte dir nichts zu bieten außer einem elenden Leben.«
    Sie schweigt noch immer.
    »Aber jetzt ist alles anders«, sagt er und schaut sie flehend an. »Ich habe ein neues Leben angefangen. Ich habe endlich mit dem Spielen aufgehört.«
    Sie läßt die Hände sinken und sieht ihn an.
    »Das hast du schon mal behauptet.«
    Ihre Stimme ist

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