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Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Titel: Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collins
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weinen.
    »Sie wollten Kinder in Pflege nehmen?«
    »Nun ja, er hat immer gesagt, dass ich was tun soll«, erwiderte sie schulterzuckend.
    Gegen neun Uhr am Morgen des 25. Juni, einem Freitag, nahmen sie zunächst eine Fähre und fuhren dann mit der Straßenbahn weiter zum Cottage.
    »Ich hatte den Schlüssel und ging hinein. Ich war so aufgeregt, dass ich gleich wieder hinaus in den Garten lief«, schilderte Mrs Nack dem Gericht. Bis auf das Kratzen der Bleistifte der Reporter war kein einziger Laut im Saal zu hören. »Guldensuppe ging nach oben, und als ich im Garten war, hörte ich einen Schuss. Nach einer Weile kam Thorn nach draußen und rief nach mir. Er sagte: Ich habe Guldensuppe erschossen. Er ist tot .« Ref 720 Ref 721
    Sie selbst habe Guldensuppe nichts getan, erklärte sie, habe noch nicht einmal seine Leiche gesehen. Sie ging dann, und als sie am Nachmittag zurückkam, hatte Thorn ihn zu Paketen verschnürt.
    »Wurde irgendetwas zum Verschnüren der Pakete gekauft?«
    »Ich kaufte Wachstuch.«
    »Sehen Sie hier.« Der Staatsanwalt hielt ein Stück des übel riechenden rot-goldenen Wachstuchs hoch.
    »Ja.« Mrs Nack nickte. »Das ist es.«
    Den eingegipsten Kopf warfen sie auf dem Rückweg von der Fähre, dann ging sie mit einem anderen Bündel unter dem Arm – Guldensuppes Kleidern – von Bord und verbrannte
sie am gleichen Abend in ihrer Wohnung im Ofen. Am nächsten Tag mieteten sie die Kutsche des Leichenbestatters, um die größeren Pakete fortzuschaffen.
    »Erzählen Sie uns nun, was am Samstag, dem 26., passierte, als Sie mit dem Wagen zum Cottage hinüberfuhren.«
    »Er hatte eine Flasche Salmiakgeist dabei«, erläuterte sie, »um die Blutflecke vom Boden zu entfernen. Ich putzte derweil die Badewanne. Da klebte so ein weißes Zeug drin, glaube ich.« Ref 722
    » Glauben Sie nicht!«, bellte Howe von der Verteidigerbank.
    »Es war Gips«, fügte Nack entschuldigend hinzu. Nachdem sie die Pakete beiseitegeschafft und sich Montagabend noch einmal getroffen hatten, sagte sie, sahen sie einander erst bei der Anklageverlesung wieder.
    »Ich habe hier eine Fotografie.« Der Staatsanwalt hielt eine Ref 723
    Porträtaufnahme hoch. »Wer ist das?«
    »William Guldensuppe«, antwortete sie mit zitternder Stimme.
    »Hier ist eine weitere Fotografie – erkennen Sie das?«
    »Ja«, sagte Nack leise. »Es ist das Cottage in Woodside.«
    Der Staatsanwalt machte eine nachdenkliche Pause, dann lehnte er sich vor. »Mrs Nack«, fragte er sanft, »warum legen Sie dieses Geständnis ab?«
    Tränen traten ihr in die Augen.
    »Ich tue es, um Frieden mit den Menschen zu schließen.« Sie begann zu schluchzen und griff nach ihrem Taschentuch. »Und mit Gott.«
    Augusta Nack brach in Tränen aus, und einen Moment lang waren alle im Gerichtssaal sprachlos – alle, das heißt, bis auf den Anwalt, der Thorn zur Seite saß.
    »Gott?«, platzte Howe ungläubig heraus.
    Ref 724 Der Verteidiger richtete sich vor dem Zeugenstand zu seiner vollen Größe auf. Über William F. Howes Brust hing sein Lieblingsdiamantanhänger, eine klobige Kreation, die von Gerichtsreportern
»der Scheinwerfer« genannt wurde – und als würde sie von seinen Strahlen geblendet, begann Mrs Nack nervös zu blinzeln. Hinter Howes modischem Pomp steckte allerdings stets mehr als bloße Eitelkeit: Es war eine Warnung, das Zeugnis all seiner Siege über bisherige Feinde. Ref 725
    »Mrs Nack«, begann er ernst, »Sie sagten, dass Sie am 25. Juni, nachdem Guldensuppe umgebracht worden war, seine Kleider mit zu sich nach Hause nahmen. Ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Und die Kleidung war voller Blut?«, fragte Howe.
    »J-ja.«
    »Das war der Tag, sagen Sie, an dem Guldensuppe umgebracht
    wurde?«
    »Ja.«
    »Und Sie wussten das?«
    »Ja, das wusste ich.« Sie sprach immer leiser.
    Howe senkte die eigene Stimme zu einem Bühnenflüstern.
    »Haben Sie geweint, Mrs Nack? Als Sie Guldensuppes Kleider verbrannten?«
    »Nein.« Sie wirkte irritiert. »Habe ich nicht.«
    »Sie haben heute geweint, oder?«, fragte Howe mit gespieltem Erstaunen.
    »Ich habe oft geweint…«, begann sie.
    » Heute! Im Gerichtssaal!«, brüllte Howe. »Ja oder nein?«
    »Ja.«
    »Sie haben das Wachstuch gekauft?«, stellte Howe sofort die nächste Frage.
    »Ja.«
    »Und Sie haben es zu dem Zweck gekauft, die Leiche darin einzuwickeln, richtig?«
    »Ja.« Augusta blinzelte nervös.
    »Haben Sie damals geweint?«
    »Nein.«

    »Haben Sie geweint, als Sie den Schuss hörten, der ihn

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