Der Mord zum Sonnntag
die Wortschnipsel
herausgeschnitten wurden, wäre eine Hilfe. Einen
Augenblick.» Elizabeth ging ins Schlafzimmer und kam
mit einem Plastikbeutel zurück, in den sie den anonymen
Brief vorsichtig einwickelte. «Ich erkundige mich, wo
man so was analysieren lassen kann.» Sie setzte sich
wieder und schlang die Arme um die Knie. «Erinnern Sie
sich noch genau an den Wortlaut des anderen Briefes,
Sammy?»
«Ich denke schon.»
«Dann schreiben Sie’s auf. Ich bringe Ihnen gleich etwas
Papier.»
Dora machte sich ans Werk, strich durch, änderte und
reichte schließlich Elisabeth das beschriebene Blatt. «Das
ist jetzt annähernd genau.»
Leila Wie oft soll ich Ihnen denn noch schreiben? Können
Sie nicht endlich kapieren, daß Ted sie satt hat? Seine
neue Flamme ist bildschön und viel jünger als Sie. Die
passende Smaragdkette zu dem Armband, das er Ihnen
geschenkt hat, trägt sie jetzt, das wissen Sie ja schon von
mir. Er hat das Doppelte dafür bezahlt, und sie steht ihr
zehnmal besser. Wie ich höre, ist Ihr Stück ein Reinfall.
Sie sollten wirklich Ihren Text lernen. Ich melde mich
bald wieder.
Ein Freund
Auch diesen Brief las Elizabeth mehrmals. «Das
Armband, Sammy. Wann hat Ted es Leila geschenkt?»
«Irgendwann nach Weihnachten. War es nicht zum
Jahrestag ihres ersten Rendezvous? Ich mußte es in den
Tresor schließen, weil sie mit den Proben anfing und
wußte, daß sie es während der Zeit nicht tragen würde.»
«Darauf will ich hinaus. Wie viele Personen konnten von
dem Armband gewußt haben? Ted hat es ihr bei einer
Dinnerparty geschenkt. Wer war dabei?»
«Die üblichen Leute. Min. Helmut. Craig, Cheryl, Syd.
Ted. Sie und ich.»
«Und derselbe Personenkreis wußte auch, wieviel Geld
Ted in das Stück investiert hat. Denken Sie daran, daß er
nichts darüber veröffentlicht haben wollte. Sind Sie mit
der Durchsicht der Post ganz fertig, Sammy?»
«Außer dem, an den ich mich heute nachmittag gemacht
habe, ist noch ein großer Sack übrig. Da dürften sechs- bis
siebenhundert Briefe drin sein.»
«Morgen früh helfe ich Ihnen bei der Durchsicht.
Denken Sie darüber nach, Sammy, wer diese Briefe
geschrieben haben könnte. Min und Helmut hatten mit
dem Stück nichts zu tun; für sie war es nur von Vorteil,
wenn sie Ted und Leila zusammen hier hatten, bei den
vielen Leuten, die sie nach sich zogen. Syd hatte eine
Million Dollar in das Stück gesteckt. Craig benahm sich
so, als hätte er die von Ted investierten vier Millionen aus
eigener Tasche bezahlt. Er hätte bestimmt nichts getan,
was den Erfolg gefährden könnte. Cheryl dagegen hat es
Leila nie verziehen, daß sie ihr Ted weggenommen hatte.
Sie hat es Leila nie verziehen, daß sie ein Superstar
geworden war. Sie kannte Leilas wunde Punkte. Und sie
wäre diejenige, die nun die Briefe zurückhaben will.»
«Was hat sie davon?»
Elizabeth erhob sich langsam, ging zum Fenster und zog
die Vorhänge zurück. Die Nacht war immer noch
strahlend klar. «Weil es ihre Karriere ruinieren kann, wenn
die Spur zu ihr führt? Wie würde die Öffentlichkeit
reagieren, wenn sie erführe, daß Leila von einer Frau, die
sie für ihre Freundin hielt, in den Selbstmord getrieben
wurde?»
«Elizabeth, haben Sie gehört, was Sie da eben sagten?
Sie haben eben die Tatsache anerkannt, daß Leila
vielleicht Selbstmord begangen hat.»
Elizabeth rang nach Luft. Sie wankte durchs Zimmer,
fiel auf die Knie und bettete den Kopf in Sammys Schoß.
«Helfen Sie mir, Sammy», flehte sie. «Ich weiß nicht
mehr, was ich glauben soll. Und ich weiß nicht mehr ein
noch aus.»
8
Der Vorschlag, auswärts zu essen und Cheryl und Syd
dazu einzuladen, stammte von Henry Bartlett. Auf Teds
Protest, er wolle nichts mit Cheryl zu tun haben, hatte
Henry scharf gekontert: «Ob’s Ihnen nun paßt oder nicht,
Teddy, Sie haben mit Cheryl zu tun. Sie und Syd Melnick
können als Zeugen sehr wichtig für Sie sein.»
«Ich sehe nicht, wie.»
«Wenn wir nicht einräumen, daß Sie möglicherweise
nach oben zurückgegangen sind, müssen wir beweisen,
daß Elizabeth Langes Zeitangaben bezüglich des
Telefongesprächs nicht ganz schlüssig sind, und ferner die
Geschworenen glauben machen, daß Leila möglicherweise
Selbstmord begangen hat.»
«Was ist mit der Augenzeugin?»
«Sie sah, daß sich ein Baum auf der Terrasse bewegte.
Sie hat eine lebhafte Phantasie und bildete sich ein, das
seien Sie im Handgemenge mit Leila. Sie ist reif
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