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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Stuart
Richards gewesen war.
    Stumm folgte sie Lillian durch die Halle. Im
Wohnzimmer herrschte gedämpfte Beleuchtung. Hier sah
es fast genauso aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Die
Anordnung der Möbel, die Orientteppiche, das Gemälde
über dem Kamin – alles unverändert. Das prunkvolle
Speisezimmer links wirkte so unbenutzt wie eh und je. Sie
hatten die Mahlzeiten gewöhnlich in dem kleinen
Eßzimmer neben der Bibliothek eingenommen.
    Sie hatte erwartet, daß Lillian sie in die Bibliothek
führen würde. Statt dessen ging sie geradewegs in das
Arbeitszimmer, in dem Stuart gestorben war. Cynthia
verzog den Mund, tastete nach der rosettenförmigen
Brosche. Sollte sie auf diese Weise eingeschüchtert
werden?
Lillian setzte sich hinter den wuchtigen Schreibtisch.
    Cynthia dachte abermals an die Nacht, in der sie hier
hereingestürzt war und Stuart auf den Teppich
hingestreckt gefunden hatte. Sie spürte, wie ihre Hände
feucht wurden, wie ihr der Schweiß auf der Stirn stand.
Draußen hörte sie den Wind mit ständig steigender
Geschwindigkeit heulen.
    Lillian faltete die Hände und blickte zu Cynthia hoch.
«Du kannst dich ebensogut hinsetzen.»
Cynthia biß sich auf die Lippen. Was sie in den nächsten
Minuten sagte, würde über ihr weiteres Leben
entscheiden. «Meiner Meinung nach bin ich es, die hier
die Sitzordnung bestimmen sollte», erklärte sie. «Dein
Vater hat mir dieses Haus hinterlassen. Bei deinem Anruf
hast du von einer Regelung gesprochen. Keine faulen
Tricks jetzt! Und versuch ja nicht, mich einzuschüchtern.
Der Knast hat mir jede Scheu gründlich abgewöhnt, das
garantiere ich dir. Wo ist Ned?»
«Der muß jeden Augenblick hier sein. Deine
Anschuldigungen ihm gegenüber sind doch einfach
verrückt. Und das weißt du auch.»
«Ich dachte, ich bin hergekommen, um über die
Regelung meiner Erbansprüche zu reden.»
«Du bist hergekommen, weil du mir leid tust und weil
ich dir eine Chance geben möchte, irgendwo ein neues
Leben anzufangen. Ich bin bereit, einen Treuhandfonds
einzurichten, aus dem du ein monatliches Einkommen
beziehst. Eine andere wäre nicht so großzügig gegenüber
der Mörderin ihres Vaters.»
Cynthia fixierte Lillian, registrierte den verächtlichen
Augenausdruck, die eisige Ruhe, mit der sie auftrat. Sie
mußte diese Ruhe erschüttern. Sie ging hinüber zum
Fenster und schaute hinaus. Regen trommelte an die
Hausmauern. Donnerschläge durchbrachen die Stille im
Raum. «Ich frage mich, was Ned wohl getan hätte, um
mich vom Haus fernzuhalten, wenn es damals so
geschüttet hätte wie heute», sagte sie. «Das Wetter hat ihm
geholfen, stimmt’s? Warm und bewölkt. Kein Boot in der
Nähe. Nur diese eine Zeugin, und die habe ich jetzt
gefunden. Hat Ned dir nicht erzählt, daß sie ihn
einwandfrei identifiziert hat?»
«Wie viele Leute würden das wohl glauben, daß jemand
einen Fremden nach fast dreizehn Jahren wiedererkennen
könnte? Ich habe keine Ahnung, wen du für diese
Maskerade angeheuert hast, aber ich warne dich: Laß den
Blödsinn. Entweder du akzeptierst mein Angebot oder ich
hole die Polizei und lasse dich wegen Hausfriedensbruchs
verhaften. Vergiß nicht, die bedingte Haftentlassung von
Kriminellen kann man mühelos rückgängig machen.»
«Auf Kriminelle trifft das allerdings zu. Aber ich bin
keine Kriminelle, und das weißt du.» Cynthia ging zu dem
antiken Schrank, zog die oberste Schublade auf. «Mir war
bekannt, daß Stuart hier eine Waffe aufbewahrte. Aber dir
mit Sicherheit auch. Du hast behauptet, er habe dir
gegenüber kein Wort davon verlauten lassen, daß er sein
Testament geändert und die Dartmouth zugedachte Hälfte
seines Vermögens mir hinterlassen hatte. Doch du hast
gelogen. Wenn Stuart mich herzitierte, um mich darüber
zu informieren, dann hat er dich garantiert nicht über seine
Absichten im unklaren gelassen.»
«Er hat mir kein Wort gesagt. Ich hatte ihn seit drei
Monaten nicht gesehen.»
«Du hast ihn vielleicht nicht gesehen, aber mit ihm
gesprochen, oder etwa nicht? Mit der Hälfte für
Dartmouth hättest du dich abfinden können, doch der
Gedanke, sein Geld mit mir zu teilen, war dir unerträglich.
Du hast mich gehaßt, weil ich Jahre in diesem Haus
gewohnt habe, weil er mich gern hatte. Ihr beide seid
dagegen dauernd aneinandergeraten. Deinen
niederträchtigen Charakter, den hast du von ihm geerbt.»
Lillian stand auf. «Du weißt ja nicht, wovon du
sprichst.»
Cynthia knallte

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