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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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erfaßte Ted erst die volle
Bedeutung des Geschehens – die Hände, die Leila über die
Terrasse gehalten hatten, wurden zu Armen, zu einer
Schulter, Fragmente, die sich zu einem vertrauten Bild
zusammenfügten. Entsetzen lähmte ihn, als er die Gefahr,
in der Elizabeth schwebte, in ihrem vollen Ausmaß
erkannte …
    Hatte sie mit ihm gespielt? Natürlich. Aber sie hatte ihn
unterschätzt – wie die anderen. Und dafür würde sie
bezahlen – wie die anderen.
    Gelassen zog er sich aus und öffnete den Koffer. Als er
die Taucherausrüstung herausnahm, erinnerte er sich
amüsiert daran, wie Sammy im letzten Moment seine
Augen hinter der Taucherbrille erkannt hatte. Als er sie
mit Teds Stimme gerufen hatte, war sie sofort zu ihm
gerannt. Allen Beweisen zum Trotz hatte sie bis zuletzt
nicht gegen Ted Stellung bezogen. Und weder das
erdrückende Beweismaterial, das er so sorgfältig
arrangiert hatte, noch der manipulierte neue Augenzeuge
hatten Elizabeth zu überzeugen vermocht.
    Der Taucheranzug war lästig. Sobald alles vorbei war,
würde er sich die gesamte Ausrüstung vom Hals schaffen.
Sollte doch jemand an dem Unfalltod von Elizabeth
zweifeln und Fragen stellen, wäre es höchst unklug, sich
durch solche Gegenstände als qualifizierter Taucher
auszuweisen. Ted müßte sich natürlich daran erinnern.
Aber dem war ja in all den Monaten noch nicht einmal in
den Sinn gekommen, wie täuschend er ihn imitieren
konnte. Ted – so dumm, so naiv. «Ich hab versucht, dich
anzurufen, daran erinnere ich mich deutlich.» Und so war
Ted zu seinem einwandfreien Alibi geworden. Bis diese
neugierige Alvirah Meehan nicht mehr locker ließ.
    «Ich möchte Sie Teds Stimme imitieren hören. Nur
einmal. Bitte. Sagen Sie irgendwas.» Er hätte sie am
liebsten erwürgt, mußte sich allerdings bis gestern
gedulden, als er sich vor ihr in den Behandlungsraum C
schlich, im Wandschrank auf sie wartete, die Spritze für
eine subkutane Injektion in der Hand. Zu schade, daß ihr
nicht bewußt geworden war, wie täuschend echt er die
Stimme des Barons nachgeahmt hatte.
    Den Taucheranzug hatte er nun an. Er schnallte sich die
Druckluftflasche auf den Rücken, machte das Licht aus
und wartete. Er öffnete die Tür einen Spalt breit und
lauschte. Nichts zu sehen oder zu hören. Der Nebel
verdichtete sich, kein Problem, sich hinter den Bäumen an
das Schwimmbecken heranzupirschen. Er mußte vor ihr
dort sein, warten, bis sie vorbeischwamm, sich die
Trillerpfeife schnappen, bevor sie sie an die Lippen führen
konnte.
    Er schlüpfte hinaus, schlich geräuschlos vorwärts, hielt
sich im Schatten. Hätte er das Ganze doch nur am
Montagabend hinter sich bringen können … aber da hatte
Ted in der Nähe des Schwimmbeckens gestanden und
Elizabeth beobachtet.
    Ted war ihm immer im Weg. Immer derjenige, der Geld
hatte, blendend aussah, dem die Frauen zuflogen. Er hatte
sich gezwungen, das zu akzeptieren, sich Ted nützlich zu
machen, zuerst auf dem College, dann im Büro: der
Hofnarr, der verläßliche Assistent. Er hatte sich seinen
Weg nach oben erkämpfen müssen, bis er nach dem
Flugzeugabsturz dann sofort zur rechten Hand von Ted
aufrückte; und nach dem Tod von Kathy und Teddy die
Leitung der Firma übernehmen konnte …
    Bis Leila in Erscheinung trat. Leila, der er verfallen war,
die ihm gehört hatte – bis er mit ihr hierhergefahren war
und sie Ted kennenlernte. Und ihn ausrangiert hatte wie
ein abgelegtes Kleidungsstück.
    Er hatte zugesehen, wie diese schlanken Arme Ted
umschlangen, wie dieser sinnliche Körper sich an ihn
schmiegte, war dann gegangen – hilflos, erbittert. Er
konnte den Anblick der beiden nicht mehr ertragen, sann
auf Rache, wartete seine Zeit ab.
    Und die kam mit dem Theaterstück. Er mußte beweisen,
daß es ein Fehler war, darin Geld zu investieren. Daß Ted
ihn auszubooten begann, war bereits klar zu erkennen.
Und es war seine Chance, Leila innerlich zu zerbrechen.
Diese Briefe abzuschicken, Leilas Verfall zu beobachten –
ein unvergleichliches Hochgefühl! Sie hatte sie ihm sogar
jedesmal gleich nach Erhalt gezeigt. Er hatte ihr dringend
geraten, sie zu verbrennen, sie vor Ted und Elizabeth
geheimzuhalten. «Ted hat deine Eifersucht allmählich satt,
und wenn du Elizabeth erzählst, wie sehr dich das aus der
Fassung bringt, läßt sie die Tournee sausen, um bei dir zu
sein. Damit könnte sie ihre Karriere ruinieren.»
    Leila hatte seinen Rat dankbar

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