Der Mord zum Sonnntag
Erinnerung daran, daß er in Leilas Apartment
zurückkehrte», fuhr Elizabeth fort. «Aber wenn er nun
zurückging und sofort wieder kehrtmachte, wenn nun
einer von euch mit Leila hundsgemein wurde? Ihr seid alle
ungefähr gleich groß. Es regnete. Diese Ross könnte doch
Leila gesehen und dann einfach als selbstverständlich
angenommen haben, es sei Ted, gegen den sie sich zur
Wehr setzte. Ihr beide habt euch geeinigt, Ted die Schuld
an Leilas Tod zuzuschanzen, und die Geschichten
ausgeheckt, die ihr ihm dann auftischtet. Wäre doch
durchaus denkbar, oder?»
«Minna, die Frau hat den Verstand verloren», blubberte
der Baron. «Du mußt wissen …»
«Ich bestreite nachdrücklich, in der fraglichen Nacht in
der Wohnung gewesen zu sein», erklärte Syd.
«Du gibst zu, daß du hinter Ted hergerannt bist. Doch
von wo aus? Von der Wohnung? Weil er dich Leila
hinunterstoßen sah? Ein einmaliger Glückstreffer für dich,
wenn er so traumatisiert war, daß sein Gedächtnis
aussetzte. Der Baron behauptet, den Streit zwischen Leila
und Ted gehört zu haben. Aber das gilt für mich genauso.
Ich war Ohrenzeugin am Telefon. Und ich habe nicht
gehört, was er gehört zu haben behauptet!»
Elizabeth stützte die Ellbogen auf den Tisch und blickte
forschend von einem wütenden Gesicht zum nächsten.
«Ich bin überaus dankbar für diese Information», wandte
sich Henry Bartlett an sie. «Sie haben jedoch anscheinend
vergessen, daß es einen neuen Zeugen gibt.»
«Einen sehr gelegenen neuen Zeugen», entgegnete
Elizabeth. «Ich habe heute nachmittag mit dem
Staatsanwalt gesprochen. Dieser Zeuge entpuppt sich als
geistig etwas unterbelichtet. In der Nacht, in der er von
jener Wohnung aus angeblich Ted beobachtete, wie er
Leila von der Terrasse fallen ließ, saß er im Gefängnis.»
Sie stand auf.
«Craig, würdest du mich begleiten? Ich muß noch zu
Ende packen und möchte dann noch schwimmen. Es
dürfte lange dauern, bis ich wieder hierherkomme – falls
überhaupt.»
Draußen war es jetzt stockfinster. Mond und Sterne
lagen hinter einem dichten Nebelschleier; die japanischen
Laternen in den Bäumen und Sträuchern waren nur
schwach glimmende Lichtpünktchen.
Craig legte ihr den Arm um die Schultern. «Das war eine
Glanzvorstellung.»
«Genau das war es: eine Vorstellung. Beweisen kann ich
gar nichts.»
«Hast du noch weitere anonyme Briefe?»
«Nein, das war reiner Bluff.»
«Die Enthüllungen über den neuen Zeugen waren ein
Volltreffer.»
«Auch da hab ich geblufft. Er war tatsächlich an dem
Abend im Gefängnis, wurde aber um acht gegen Kaution
freigelassen. Leila starb um halb zehn. Sie können
höchstens seine Glaubwürdigkeit in Zweifel ziehen.»
Vor ihrem Bungalow lehnte sie sich an ihn. «Ach, Craig,
das ist alles so verrückt, nicht wahr? Ich grabe wie
besessen nach der Wahrheit und komme mir dabei vor wie
früher die Goldsucher … Der einzige Haken ist, daß ich
keine Zeit mehr habe, deshalb mußte ich zu sprengen
anfangen. Aber letzten Endes habe ich vielleicht doch
einen von ihnen so aufgeschreckt, daß er – oder sie – einen
Fehler macht.»
Er strich ihr über das Haar. «Du reist morgen ab?»
«Ja. Und du?»
«Ted ist noch nicht wieder aufgekreuzt. Vielleicht ist er
auf Sauftour. Ich könnte es ihm nicht verdenken.
Allerdings sähe ihm das nicht ähnlich … Wir werden wohl
auf ihn warten. Aber wenn das Ganze vorüber ist und du
magst – versprich mir, daß du mich anrufst.»
«Und kriege dann vom Anrufbeantworter deine
Imitation eines japanischen Hausdieners geboten? Ach,
ich vergaß. Du sagtest ja, daß du’s geändert hast. Warum
hast du das getan, Craig? Ich fand die Nummer immer
sehr komisch. Leila auch.»
Er sah verwirrt aus. Sie wartete nicht auf Antwort,
sondern fuhr fort: «Was haben wir hier früher für Spaß
gehabt. Weißt du noch, wie Leila dich das erste Mal nach
Cypress Point eingeladen hat, bevor Ted auf der
Bildfläche erschien?»
«Natürlich erinnere ich mich daran.»
«Wie hast du Leila kennengelernt? Ich hab das ganz
vergessen.»
«Sie wohnte im Beverly Winters. Ich schickte Blumen in
ihre Suite. Sie rief an und bedankte sich, und wir nahmen
zusammen einen Drink. Sie war auf dem Weg hierher und
forderte mich auf mitzukommen …»
«Und dann begegnete sie Ted …» Elizabeth küßte ihn
auf die Wange. «Halt mir die Daumen, daß mein Auftritt
vorhin kein Schlag ins Wasser war. Wenn Ted unschuldig
ist, liegt mir genausoviel an seiner
Weitere Kostenlose Bücher