Der Mord zum Sonnntag
loszulassen begannen. Sie
trieb nach unten, unterdrückte den Impuls, sich den Weg
an die Oberfläche zu erkämpfen. Warte noch, Spatz,
warte. Laß ihn nicht merken, daß du noch bei Bewußtsein
bist.
Und dann hatte sie gespürt, wie jemand sie packte, nach
oben zog … andere Arme, die ihr Halt, Geborgenheit
gaben. Ted … Sie spürte die Nachtluft auf dem Gesicht,
atmete tief durch, als er sie keuchend weiterschleppte. Und
dann – noch ehe sie es sah, fühlte sie, wie die massige
Gestalt sich auf sie wuchtete, und schaffte es, einmal tief
einzuatmen, bevor ihr Gesicht wieder unter Wasser war.
Teds Arm straffte sich. Sie fühlte, wie er sich wehrte.
Craig versuchte, sie beide umzubringen. Er hatte nur noch
ein Ziel, sie hier und jetzt zu vernichten. Sie konnte nichts
gegen Teds Zugriff ausrichten, spürte, wie er sie mit
einem Stoß an die Oberfläche befördern wollte, spürte,
wie Craig ihren Knöchel umspannte und schaffte es, ihn
wegzukicken.
An der Wasseroberfläche konnte sie die Wagen
vorfahren sehen, die lauten Rufe hören. Sie holte ein-,
zweimal tief Luft, pumpte die Lungen voll und tauchte
dann wieder nach unten, wo Ted um sein Leben kämpfte.
Sie wußte, wo sich Craig befand; sie hatte seinen Kopf
angepeilt und war nun direkt über ihm. Er drückte Teds
Hals zusammen. Scheinwerfer suchten die Wasserfläche
ab. Sie konnte den Umriß von Craigs Armen erkennen,
Teds Körper, der sich verzweifelt aufbäumte. Sie hatte nur
eine Chance.
Jetzt. Sie war direkt über Craig. In einem waghalsigen
Vorstoß gelang es ihr, die Finger unter die Atemmaske zu
schieben. Er stieß heftig zurück, aber sie hielt die Maske
fest, bis sie sie ihm vom Gesicht gezerrt hatte.
Sie hielt sie fest, während er danach griff, während seine
Arme ihren Körper umklammerten, während er sie ihr zu
entreißen versuchte, hielt sie fest, bis sie spürte, wie er von
ihr weggezerrt wurde, hielt sie fest, bis sie sich mit
berstenden Lungen an der Oberfläche wiederfand.
Endlich konnte sie durchatmen. Sie würgte, von
heftigem Schluchzen geschüttelt, als Ted schließlich Craig
den Polizisten überließ, die sich ringsum im Wasser
befanden. Dann, wie von einer unwiderstehlichen
magnetischen Anziehungskraft gesteuert, trieben sie und
Ted aufeinander zu und legten eng umschlungen den Weg
bis zur Leiter am Ende des Schwimmbeckens zurück.
Freitag, 4. September 1987
Das Wort zum Tage:
Doch Liebe, Schönheit, Herzensfreude, sie sind
unsterblich und unwandelbar.
SHELLEY
Liebe Gäste Einige von Ihnen werden uns heute verlassen.
Vergessen Sie nicht – unsere einzige Sorge galt Ihnen,
Ihrem Wohlbefinden, Ihrer Gesundheit, Ihrer Schönheit.
Kehren Sie zurück in den Alltag mit dem Bewußtsein, daß
Ihnen in Cypress Point Spa Zuneigung und Fürsorge
entgegengebracht wurden, daß wir uns sehnlichst
wünschen, Sie bald wieder hier begrüßen zu können.
Demnächst wird unser einzigartiges römisches Bad
fertiggestellt sein. Es gibt für Frauen und Männer
getrennte Öffnungszeiten, zwischen vier und sechs kann es
jedoch nach europäischer Art von beiden gemeinsam
benutzt werden, ein Vergnügen ganz besonderer Art.
Kommen Sie bald wieder, lassen Sie sich verwöhnen
und Ihre Gesundheit festigen in der friedlichen
Atmosphäre von Cypress Point Spa.
Baron und Baronin von Schreiber
1
Ein klarer, strahlender Morgen brach an. Der warme
Sonnenschein vertrieb den Frühnebel. Seemöwen und
Stärlinge kreisten hoch über der Brandung und ließen sich
dann an der Felsküste nieder.
In Cypress Point Spa absolvierten die verbliebenen
Gäste ihr Tagesprogramm. Im großen Schwimmbecken
fanden die gewohnten Kurse statt, Massagen wurden
verabfolgt, es gab Gesichtspflege, Kräuterpackungen, das
Geschäft mit Schönheit und Luxus funktionierte weiter.
Scott hatte Min und Helmut, Syd und Cheryl, Elizabeth
und Ted für elf zu einer Zusammenkunft bestellt. Sie
versammelten sich im Musiksalon hinter verschlossenen
Türen, den neugierigen Augen und Ohren von Gästen und
Personal entzogen.
Elizabeth erinnerte sich an den Rest der Nacht nur
verschwommen: Ted hielt sie … Jemand wickelte sie in
den Bademantel … Dr. Whitley verordnete Bettruhe. Um
zehn vor elf klopfte Ted an die Tür ihres Bungalows.
Hand in Hand gingen sie den Weg entlang, zwischen
ihnen bedurfte es keiner Worte.
Min und der Baron saßen nebeneinander. Min sieht
erschöpft, aber irgendwie ruhiger aus, dachte Elizabeth. In
ihren Augen
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