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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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damit, daß
Sie das Gesetz selber in die Hand nahmen, und dürften
wohl indirekt für Sammys Tod und für den Anschlag auf
Mrs. Meehan verantwortlich sein.»
Min sprang auf. «Wenn sie damit an die Öffentlichkeit
getreten wären, hätte sich Ted vermutlich mühelos zu
einem Schuldbekenntnis überreden lassen. Ted sollte den
beiden dankbar sein.»
«Bist du dankbar, Min?» fragte Cheryl. «Meines
Erachtens hat der Baron das Stück tatsächlich geschrieben.
Du hast nicht nur einen Adligen, einen Arzt, einen
Innenarchitekten geheiratet, sondern auch noch einen
Autor. Du mußt völlig hingerissen sein – und pleite.»
«Ich habe einen Renaissancemenschen geheiratet»,
erklärte Min.
«Der Baron wird seine chirurgische Tätigkeit an der
Klinik wieder in vollem Umfang aufnehmen. Ted hat uns
ein Darlehen versprochen. Es kommt alles in die Reihe.»
Helmut küßte ihr die Hand. Wieder erinnerte er
Elizabeth an einen kleinen Jungen, der lächelnd zu seiner
Mutter aufblickt. Min sieht ihn jetzt so, wie er wirklich ist,
dachte sie. Ohne sie wäre er verloren. Es hat sie eine
Million Dollar gekostet, das festzustellen, aber vielleicht
findet sie, daß es das wert war.
«Mrs. Meehan ist über den Berg», fügte Scott hinzu.
«Das haben wir Dr. von Schreibers Sofortmaßnahmen zu
verdanken.» Ted und Elizabeth folgten ihm nach draußen.
«Versucht, das alles hinter euch zu lassen», sagte Scott.
«Ich hab so eine Ahnung, als ob ab jetzt alles viel besser
für euch beide wird.»
«Das ist es bereits», versicherte Ted mit Nachdruck.

2
    Die Sonne stand hoch am Himmel. Vom Pazifik wehte
eine leichte Brise. Sogar die Azaleen, die vergangene
Nacht von den Streifenwagen niedergewalzt worden
waren, wollten sich offenbar wieder aufrichten. Die bei
Nacht so bizarren Zypressen wirkten im strahlenden
Sonnenschein tröstlich wie gute alte Bekannte.
    Elizabeth und Ted blickten Scotts Wagen nach, drehten
sich dann zueinander um. «Es ist wirklich vorbei», sagte
Ted. «Ich fange gerade erst an, das zu realisieren,
Elizabeth. Ich kann wieder atmen. Ich werde nicht mehr
mitten in der Nacht aufwachen und darüber nachgrübeln,
wie es sich wohl in einer Gefängniszelle lebt. Ich will
wieder zu arbeiten anfangen. Ich will …» Seine Arme
umfingen sie.
    «Ich will dich.»
Mach schon Spatz. Diesmal ist’s richtig. Vertrödel keine
Zeit. Tu, was ich dir sage. Ihr zwei seid füreinander
geschaffen.
    Elizabeth lächelte Ted zu. Sie zog sein Gesicht zu sich
hinab, bis ihre Lippen sich trafen.
Sie glaubte, Leila wieder singen zu hören – wie damals:
«Ich will dich nie mehr weinen sehn …»

DA HABEN WIR DIE
BESCHERUNG
    Dies alles wäre nie geschehen, wenn Wilma Bean nicht
ihre Schwester Dorothy in Philadelphia besucht hätte.
Dann hätte Ernie gewußt, daß Wilma die Ziehung im
Fernsehen verfolgen würde, wäre um Mitternacht von
seiner Arbeit als Wachmann im Kaufen-Sie-HierEinkaufszentrum in Paramus nach Hause gerast, und sie
hätten zusammen gefeiert. Zwei Millionen Dollar! Das
war ihr Gewinn in der Weihnachts-Sonderlotterie.
    Weil Wilma jedoch ihrer Schwester Dorothy in
Philadelphia einen vorweihnachtlichen Besuch abstattete,
kehrte Ernie im Glückskleeblatt-Wasserloch auf einen
oder zwei Drinks ein und beschloß dann den Abend in der
sechs Häuserblocks von seiner Wohnung entfernten
Harmonie-Bar. Dort nickte er Lou, dem Besitzer und
Barmann, glücklich zu, schlang seine dicken, sechzig
Jahre alten Beine um den Fuß des Barhockers und dachte
verträumt darüber nach, wie Wilma und er den plötzlichen
Geldsegen ausgeben würden.
    Genau in diesem Augenblick erblickten Ernies blaßblaue
Augen Loretta Thistlebottom, die auf einem Barhocker in
der Ecke an der Wand lehnte und sich mit einer Hand an
einem Bierkrug und mit der anderen an einer Marlborough
festhielt. Loretta war eine sehr attraktive Frau. Heute
abend fielen ihre glänzenden blonden Haare in einer
Innenrolle auf ihre Schultern herab, der rosa Lippenstift
bildete die passende Ergänzung zu ihren großen, violett
umrahmten Augen, und ihr üppiger Busen hob und senkte
sich aufreizend gleichmäßig.
    Ernie beobachtete Loretta mit beinahe unpersönlicher
Bewunderung. Es war allgemein bekannt, daß Lorettas
Mann, Jimbo Potters, ein vierschrötiger Lastwagenfahrer,
sehr stolz darauf war, daß Loretta in ihrer Jugend als
Tänzerin gearbeitet hatte; außerdem war er extrem
eifersüchtig. Es hieß, daß er Loretta nicht nur einmal
verprügelt

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