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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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blieb ihnen jedoch jede
Gelegenheit versagt, die erbeuteten sechshunderttausend
Dollar zu verjubeln. Der Fluchtwagen hatte, einen
Häuserblock vom Schauplatz des Verbrechens entfernt,
eine Reifenpanne.
Nach Begleichung ihrer Schuld an die Gesellschaft,
suchten sie jetzt einen neuen Weg, reich zu werden. Die
Idee, den Angehörigen eines Lotteriegewinners zu
entführen, stammte von Clarence. Aus diesem Grund
sahen sie sich in ihrem schäbigen Hotelzimmer im Lincoln
Arms die Sendung von Donahue an. Tony war mit
fünfunddreißig zehn Jahre jünger als die beiden anderen,
breitbrüstig, mit muskulösen Armen wie sein Bruder
Sammy. Die kleinen Augen verschwanden unter
schweren, von Fleischwülsten umrandeten Lidern. Das
dicke dunkle Haar war ungekämmt. Er gehorchte seinem
Bruder blind, und sein Bruder gehorchte Clarence.
Clarence war das komplette Gegenstück zu den beiden.
Klein, drahtig, mit leiser Stimme verbreitete er zum sich
herum eine eisige Atmosphäre. Die instinktive Angst, die
Menschen vor ihm empfanden, war durchaus begründet.
Clarence fehlte von Geburt an jedes Gewissen, und wenn
er während der Haft im Schlaf geredet hätte, wäre eine
Reihe von ungeklärten Mordfällen gelöst worden.
Sammy hatte Clarence gegenüber nie zugegeben, daß
Tony in der Nacht vor dem Raubüberfall mit dem
Fluchtauto herumkutschiert und durch eine Straße voller
Glasscherben gerast war. Dann wäre Tony nicht einmal
Zeit geblieben, sein Bedauern darüber auszusprechen, daß
er die Reifen nicht überprüft hatte.
Einer der Lotteriegewinner, die in Pferde investiert
hatten, jammerte: «Kein Geld der Welt hätte gereicht,
diese Klepper satt zu kriegen.» Seine Partner nickten
nachdrücklich.
Sammy lachte höhnisch. «Diese Schwachköpfe können
ja nicht mal ’n paar lumpige Kröten zusammenkratzen.»
Er wollte den Fernseher abschalten.
«Warte doch noch», fuhr ihn Clarence an.
Alvirah hatte das Wort. «Wir waren nicht an Geld
gewohnt», erklärte sie. «Ich meine, wir haben anständig
gelebt. Wir hatten ’ne Dreizimmerwohnung in Flushing,
und die behalten wir auch, nur für den Fall, daß der Staat
pleite macht und uns mitteilt, wir könnten die restlichen
Schecks in den Wind schreiben. Aber ich war Putzfrau
und Willy Klempner, und wir mußten sparen.»
«Installateure verdienen doch blendend», wandte
Donahue ein.
«Nicht Willy.» Alvirah lächelte. «Er hat wenigstens die
Hälfte seiner Zeit damit verbracht, in Pfarrhäusern und
Klöstern und bei Leuten, die sich schwer taten,
Reparaturen umsonst zu machen. Sie kennen das doch. Es
kostet ein Heidengeld, Spülsteine und Toiletten und
Badewannen in Schuß zu halten, und Willy fand, das wär
seine Art, anderen das Leben zu erleichtern. Das tut er
immer noch.»
«Ja, Sie hatten bestimmt auch ein paar
Annehmlichkeiten durch das Geld?» erkundigte sich
Donahue. «Sie sind sehr gut angezogen.»
Alvirah vergaß den werbewirksamen Hinweis auf
Cypress Point Spa nicht, als sie erklärte, sie hätten sich in
der Tat einige Annehmlichkeiten geleistet. Die
Eigentumswohnung in Central Park South. Die vielen
Reisen. Spenden für wohltätige Zwecke. Außerdem
schrieb sie Artikel für den New York Globe und hatte
obendrein das Glück, da und dort ein paar Verbrechen
aufklären zu können. Der Beruf des Detektivs war von
jeher ihr Wunschtraum. «Und dennoch haben wir in den
fünf Jahren seither von jedem einzelnen Scheck die Hälfte
gespart. Und das ganze Geld liegt auf der Bank.»
Clarence, gefolgt von Sammy und Tony, stimmte in den
stürmischen Applaus der Studiogäste ein. Er lächelte jetzt,
verkniffen, freudlos. «Zwei Millionen Mäuse im Jahr.
Sagen wir mal, die Hälfte geht drauf für Steuern, dann
bleibt ihnen also etwas über ’ne Million im Jahr, und
davon legen die die Hälfte auf die hohe Kante. Die müssen
zwei Millionen auf der Bank haben. Damit hätten wir ’ne
Weile ausgesorgt.»
«Schnappen wir sie uns?» fragte Tony und zeigte auf
den Bildschirm.
Clarence musterte ihn mit vernichtendem Blick. «Nein,
du Trottel. Schau dir doch die beiden an. Er klammert sich
an sie wie an ’nen Rettungsring. Der würde durchdrehen
und zu den Bullen rennen. Wir nehmen ihn. Sie kriegt ihre
Anweisungen und wird blechen, um ihn
wiederzubekommen.» Er sah sich um. «Ich hoffe, Willy
genießt das Zusammensein mit uns.»
Tony runzelte die Stirn. «Wir müssen ihm die Augen
verbinden. Der darf mich nicht wiedererkennen, bei keiner

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