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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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die Schachtel aufriß, den
Recorder entnahm und ihn mit zitternden Fingern gegen
den Anrufbeantworter im Schlafzimmer austauschte. Gib,
daß sie Willy in New York festhalten. Gib, daß sie von
dem Versteck aus anrufen.
    Sie mußte noch eine Mitteilung auf Band sprechen. «Sie
sind mit der Wohnung von Alvirah und Willy Meehan
verbunden. Bitte warten Sie den Signalton ab und
hinterlassen Sie dann eine Nachricht. Wir rufen Sie
baldmöglichst zurück.» Sie hörte die Ansage ab. Ihre
Stimme klang verändert, besorgt, angespannt.
    Schließlich hatte sie bei einer Schulaufführung in der
Bronx einmal einen Preis gewonnen, rief sie sich ins
Gedächtnis. Zeig, was du als Schauspielerin kannst,
ermahnte sie sich. Sie holte tief Luft und begann von
neuem: «Hallo. Sie sind mit der Wohnung …»
    Das klingt schon besser, fand sie beim Abhören der
neuen Version. Dann griff sie nach ihrer Schultertasche
und machte sich auf den Weg zur Chase Manhattan Bank,
um das Lösegeld für Willy zusammenzubringen.
    Ich werd’ noch verrückt, dachte Willy, als er die Arme zu
biegen versuchte, die einerseits erstarrt waren und
zugleich schmerzten. Seine Beine waren immer noch fest
zusammengebunden. Die konnte man vergessen. Um halb
neun hörte er leises Klopfen. Vermutlich der sogenannte
Zimmerservice in dieser Absteige. Sie brachten
Schlangenfraß auf Papptellern. Zumindest waren die
Hamburger am Vorabend auf diese appetitliche Weise
serviert worden. Egal, der Gedanke an eine Tasse Kaffee
und eine Scheibe Toast machte Willy den Mund wäßrig.
    Kurz darauf öffnete sich die Schranktür. Sammy und
Tony glotzten zu ihm herunter. Sammy hielt die Kanone,
während Tony den Knebel abnahm. «Na, gut gepennt?»
Tonys abstoßendes Lächeln entblößte einen
abgebrochenen Eckzahn.
    Willy wünschte sich sehnlichst, bloß zwei Minuten die
Hände frei zu haben. Die juckte es, Tonys anderen
Eckzahn dem ersten anzugleichen und so für Symmetrie
zu sorgen. «Geschlafen wie ein Säugling», log er. Er
nickte in Richtung Badezimmer. «Wie war’s damit?»
    «Was?» Tony blinzelte, sein zerknautschtes Gesicht
glich einer verwirrten Gummipuppe.
«Er muß auf den Topf», erläuterte Clarence. Er
durchquerte den engen Raum und beugte sich über Willy.
«Siehste die Kanone?» Er deutete darauf. «Hat ’nen
Schalldämpfer. Eine falsche Bewegung und aus der
Traum. Sammy hat ’nen sehr nervösen Zeigefinger. Dann
sind wir alle stocksauer, weil du uns so viel Mühe
gemacht hast. Und die Wut müssen wir dann an deiner
Alten auslassen. Kapiert?»
Willy war fest davon überzeugt, daß Clarence es ernst
meinte. Tony mochte dämlich sein. Sammy hatte ja
vielleicht einen nervösen Zeigefinger, aber ohne
Einwilligung von Clarence würde er garantiert nichts
unternehmen. Und Clarence war ein Killer. Er bemühte
sich um einen ruhigen Tonfall. «Ich hab’s kapiert.»
Irgendwie gelang es ihm, zum Badezimmer zu humpeln.
Tony lockerte die Handfesseln, so daß er sich etwas
Wasser ins Gesicht spritzen konnte. Willy schaute sich
angewidert um. Der Fliesenfußboden war brüchig und
anscheinend seit Jahren nicht mehr geputzt worden. Auf
der Beschichtung von Wanne und Waschbecken hatten
sich überall Rostflecken eingefressen. Am schlimmsten
war das ständige Tropfen aus Wasserbehälter, Hähnen und
Dusche. «Hört sich an wie die Niagarafälle», bemerkte er
zu Tony, der an der Tür stand.
Tony schubste ihn zu dem wackeligen Spieltisch, an dem
Sammy und Clarence saßen und der mit Kaffeebechern
und Abfällen von irgendwelchen Gepäckverpackungen
übersät war. Clarence wies mit einer Kopfbewegung auf
den Klappstuhl neben Sammy. «Setz dich dahin.» Dann
drehte er sich ruckartig um. «Mach die verdammte Tür
zu», befahl er Tony. «Ich werd’ wahnsinnig bei dem
elenden Getropfe. Hat mich die halbe Nacht nicht schlafen
lassen.»
Willy kam eine Idee. Er versuchte, möglichst beiläufig
zu klingen.
«Ich schätze, wir bleiben ’n paar Tage hier. Wenn ihr
mir die richtigen Werkzeuge besorgt, kann ich das für
euch reparieren. Ich bin nämlich der beste Klempner, den
ihr je entführt habt.»
    Alvirah lernte, daß es viel leichter war, Geld in einer Bank
zu deponieren als es wieder herauszubekommen. Als sie
ihren Abhebungsschein in der Chase Manhattan vorlegte,
bekam der Kassierer Stielaugen. Dann bat er sie, sich zu
einem Direktionsassistenten zu bemühen. Fünfzehn
Minuten später beteuerte Alvirah immer noch beharrlich,
sie sei

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