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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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keineswegs unzufrieden mit dem Kundendienst,
nein. Ja, sie wünsche ohne jeden Zweifel eine
Barauszahlung. Ja, sie habe verstanden, was ein von der
Bank bestätigter Scheck sei. Schließlich fragte sie
unverblümt: «Ist es nun mein Geld oder nicht?»
    «Natürlich. Selbstverständlich.» Man müsse sie nur
bitten, ein paar Formulare auszufüllen – eine Vorschrift
bei Barabhebungen über mehr als zehntausend Dollar.
    Danach mußten sie das Geld zählen. Wiederum
Stielaugen, als Alvirah mitteilte, sie wünsche fünfhundert
Hundertdollarscheine und tausend Fünfzigdollarnoten.
Das brauchte seine Zeit.
    Es wurde kurz vor zwölf, bis Alvirah einem Taxi winken
konnte, das sie die drei Häuserblocks bis zur Wohnung
brachte. Sie stopfte das Geld in eine Kommodenschublade
und machte sich wieder auf den Weg zur Chemical Bank
in der Eighth Avenue.
    Abends hatte sie von den benötigten zwei Millionen nur
dreihunderttausend zusammenbekommen. Nun saß sie in
der Wohnung und starrte auf das Telefon. Es gab eine
Möglichkeit, das Verfahren zu beschleunigen. Am
nächsten Morgen würde sie bei den restlichen Banken
anrufen und ihre Abhebungen ankündigen. Fangt schon
mal zu zählen an, Leute …
    Um halb sieben klingelte das Telefon. Als Alvirah nach
dem Hörer griff, erschien auf dem Anrufbeantworter eine
Nummer. Eine wohlbekannte. Die unvergleichliche
Schwester Cordelia war am Apparat.
    Willy hatte sieben Schwestern, von denen sechs ins
Kloster gegangen waren. Die inzwischen verstorbene
siebente war die Mutter von Brian, dem Dramatiker, den
Alvirah und Willy wie einen Sohn liebten. Brian befand
sich derzeit in London. Alvirah hätte sich an ihn um Hilfe
gewandt, wenn er in New York gewesen wäre.
    Cordelia jedoch gedachte sie kein Wort von Willys
Entführung zu sagen. Die würde prompt im Weißen Haus
anrufen und vom Präsidenten verlangen, er solle
unverzüglich die Army in Marsch setzen, um ihren Bruder
zu retten.
    Cordelia hörte sich etwas verärgert an. «Alvirah, Willy
sollte heute nachmittag herkommen. Bei einer von den
alten Damen, die wir betreuen, muß die Toilette repariert
werden. Sieht ihm gar nicht ähnlich, so was zu vergessen.
Gib ihn mir mal.»
    Alvirah lachte, ein Hahaha, das selbst in ihren Ohren
klang wie die Tonkonserven miserabler Fernsehshows.
«Cordelia, das muß er glatt verschwitzt haben. Willy ist …
er …» Plötzlich kam ihr eine Erleuchtung. «Willy ist in
Washington, er soll sich dazu äußern, wie sich die
Installationen in den vom Staat restaurierten Wohnhäusern
am preisgünstigsten reparieren lassen. Der Präsident hat
gelesen, daß Willy in solchen Sachen genial ist, und nach
ihm geschickt.»
    «Der Präsident!» Cordelias ungläubiger Ton erweckte in
Alvirah den Wunsch, sie hätte besser irgendeinen
Kongreßabgeordneten zitiert. Ich lüge eben nie, dachte sie
wütend. Ich kann’s einfach nicht.
    «Willy würde nie ohne dich nach Washington fahren»,
ereiferte sich Cordelia.
«Sie haben ihn mit dem Wagen abgeholt.» Na,
wenigstens das ist wahr, dachte Alvirah.
Sie hörte das langgedehnte Hm … am anderen Ende der
Leitung. Cordelia ließ sich von keinem zum Narren halten.
«Na schön, wenn er zurückkommt, sage ihm bitte, er soll
gleich mal vorbeischauen.»
Nach zwei Minuten klingelte es wieder. Diesmal
erschien keine bekannte Nummer. Das sind SIE, dachte
Alvirah. Sie sah ihre Hand zittern, zwang sich, an ihren
Schauspielerpreis zu denken, und nahm den Hörer ab. Ihr
Hallo kam forsch und zuversichtlich.
«Wir hoffen, Sie haben die Banken abgeklappert,
Mrs. Meehan.»
«Ja, hab’ ich. Geben Sie mir Willy.»
«Gleich können Sie mit ihm reden. Freitagabend wollen
wir das Geld.»
«Freitagabend! Heut ist Dienstag. Da bleiben mir nur
drei Tage. Es dauert ’ne Weile, das Ganze
zusammenzukriegen.»
«Halten Sie sich ran. Und jetzt Ihr Hallo an Willy.»
«He, Schatz.» Willys Stimme klang gedämpft. Dann
sagte er:
«Laßt mich doch reden.»
Alvirah hörte etwas zu Boden fallen. «Okay, Alvirah»,
sagte die Flüsterstimme. «Wir rufen Sie erst wieder am
Freitagabend um sieben Uhr an. Dann lassen wir Sie mit
Willy reden und sagen Ihnen, wo Sie uns treffen.
Vergessen Sie nicht – irgendwelche Mätzchen, und Sie
müssen Ihre Klempnerrechnung bezahlen. Willy steht
dann für Reparaturen nicht mehr zur Verfügung.»
Ein Klicken. Willy. Willy. Sie umklammerte immer
noch den Hörer, starrte die aufgezeichnete Nummer an:
555-70 00. Sollte sie

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