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Der Morgen der Trunkenheit

Der Morgen der Trunkenheit

Titel: Der Morgen der Trunkenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fattaneh Haj Seyed Javadi
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jede Einzelheit seines Körpers und seine groben, häßlichen Hände verabscheute. War das etwa derselbe Rahim? Ich sagte, »Nichts. Von dir will ich gar nichts. Geh und tu, was du willst. Ich will nicht einmal mehr deine Visage sehen.«
    Seine Mutter erschien, »Du willst also seine Visage nicht mehr sehen? Hast etwa Flausen im Kopf?« Und sie wandte sich an Rahim.
    »Wenn du ihr zwei Kinder angeschafft hättest, würde sie den Mund nicht so voll nehmen. Wenn eine Frau nicht durch Kinder gebunden ist, kommt sie auf dumme Gedanken. Wenn sie gezwungen wäre, täglich Windeln zu wechseln und dem Kind die Scheiße vom Hintern zu wischen, hätte sie keine Gelegenheit mehr, die Verwandten ihres Ehemanns in Verruf zu bringen und seine Anwesenheit zu kontrollieren.«
    Erbost ging sie in den Hof, um meinen Sohn zu beruhigen. Vom Fenster aus sagte ich, »Chanum, mischen Sie sich nicht ein. Achten Sie auf Ihre Würde.«
    Der Frühlingswind spielte mit ihrem Rockzipfel und den Enden ihres Kopftuchs. Ich spürte den Frühling nicht und roch nicht den Duft der Heckenkirschen. Bemerkte nicht die Lieblichkeit dieser Jahreszeit und die prachtvolle Natur. Sie wandte sich zum Fenster und sagte, »Hast du mir etwa Würde gelassen? Ich weiß ja, weshalb du verdrossen bist. Ich weiß, weshalb du nach Vorwänden suchst. Du willst, daß Rahim zum Militär geht. Um ihn tut es dir nicht leid. Du willst nur, daß er eine Uniform und Stiefel trägt. Daß er sich einen Säbel umschnallt und Offizier wird, damit du dir Kleider aus Crêpe de Chine anziehen, deinen Hintern schwenken und vor den Leuten angeben kannst. Hab keine Angst, das Kleid aus Crêpe de Chine hast du dir schon nähen lassen. Den passenden Offizier wirst du auch noch finden. So unbeholfen bist du gar nicht.«
    Flehend streckte ich die Arme zum Himmel aus und sagte, »Um Gottes willen.«
    Ich war von allen Seiten umzingelt. Nun war ich auch daran noch schuld. Rahim fuhr auf wie ein verwundeter Bär. »Wo? Wo ist dieses Kleid?«

Ich schrie, »Laß das, Rahim. Was geht dich mein Kleid an?«
    Ich liebte mein Kleid sehr. Ich hatte es hinter dem Vorhang an einem Nagel aufgehängt und mit einem alten Gebets-Tchador bedeckt, damit es nicht einstaubte.
    Mit langen Schritten ging er ins Schlafzimmer. Ich konnte ihn nicht einholen. Er schob den Vorhang beiseite und packte das Kleid. Er faßte den Kragen mit beiden Händen, um ihn zu zerreißen. Seine Kraft reichte nicht. Wie ein Tier fiel er mit den Zähnen über das Kleid her, zerriß es dann mit beiden Händen und warf es aus dem Fenster in den Hof, »Hier, da hast du dein Kleid aus Crêpe de Chine! Daß ich Offizier werde, kannst du dir ebenfalls aus dem Kopf schlagen.«
    Ich hatte ihn satt. Ich verabscheute ihn. Während ich mich ihm Schritt um Schritt näherte, starrte ich ihm in die Augen und sagte mit gemessenen Worten, »Ich könnte mich ohrfeigen, daß ich deine Frau geworden bin. Geh und sprich meinen Namen nicht mehr aus. Geh zu deiner Koukab Djan. Du verdienst nur solche Frauen. Überhaupt, geh doch und nimm sie dir. Ich soll verflucht sein, wenn ich etwas einzuwenden haben sollte.«
    Ich wußte nicht, ob ihm mein Gesicht ebenso abstoßend erschien wie meinen Augen seins? Ebenso häßlich und Abscheu erregend? Er schrie, »Ich werde gehen und sie heiraten. Und wäre es nur, um dir eins auszuwischen, ich werde es tun.«
    »Zum Teufel damit!«
    Er war bis zur Mitte des Salons gegangen, als er sich umdrehte und sagte, »Zum Heiraten braucht man Geld. Wo hast du es hingetan?« Er suchte nach dem Geld in der Wandnische. Es war nicht dort. Er schrie, »Wo hast du das Geld hingetan?«
    »Es ist Monatsende. Welches Geld? Du hast alles zu Pilav und Choresh gemacht, hast es zu Obst gemacht, Schale um Schale, und deiner hochwohlgeborenen Verwandtschaft in den Rachen gestopft.«
    »Gut so. Geschieht dir ganz recht. Wo ist es? Wo ist dieses verdammte Geld?«
    Er verlangte den Schlüssel zu meiner Truhe, die ich, seit seineMutter zu uns gekommen war, auf seine Anweisung hin verschlossen gehalten hatte. Den Schlüssel hatte ich unter dem Teppich versteckt und jedesmal, wenn ich das Haus verließ, mitgenommen.
    Er schlug den Teppich um, nahm den Schlüssel und öffnete die Truhe. In ihr befand sich wenig Geld. Er nahm es heraus und warf, als er sah, wie wenig es war, einen Blick um sich und nahm dann den Kaschmirschal heraus. Ich schrie, »Wohin bringst du ihn?«
    »Wohin es mir paßt.« Er trat näher. »Streif sie ab.«
    »Was

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