Der Morgen der Trunkenheit
Sie einMann und ganz allein. Es könnte Sie, Gott behüte, vielleicht in große Schwierigkeiten stürzen.«
Ich war sehr betrübt. Ich versuchte, mir einzureden, Rahims Widerspruch sei nicht durch Knauserei bedingt, sondern durch Umsicht. Rahim sagte, »Hab keine Angst, Frau Amme. Wenn du sehr beunruhigt bist, werde ich gleich morgen meine Mutter zu Mahbube bringen, damit sie bis zur Geburt hierbleibt.«
Am nächsten Morgen räumte Rahim das Zimmer auf der anderen Seite des Hofs auf, das am Ende des Eingangskorridors lag, und seine Mutter zog vorübergehend bei uns ein. Ich war erleichtert. Das Einkaufen übernahm sie. Sie nahm mir das Fegen, Geschirrwaschen und Kochen ab, und es schien, als würde sie diese Arbeiten genießen. Für jede Arbeit bedankte ich mich zig Mal bei ihr. Sie sagte, »Was machst du nur für Umstände. Es ist das Haus meines Sohns. Da darf ich nicht wie ein Gast herumsitzen und keinen Finger rühren, damit sich andere für mich bücken.«
Ja, sie sagte, ›Es ist das Haus meines Sohns!‹
Die Wäscherin kam und klopfte an der Tür. Rahims Mutter öffnete die Tür. Sie sprach und tuschelte eine Weile mit ihr herum. Die Wäscherin stand unschlüssig neben dem Becken. Seitdem Rahims Mutter zu uns gekommen war und ich die schmutzige Wäsche nicht mehr in der Vorratskammer neben dem Zimmer, in dem sie schlief, stapeln konnte, faltete ich sie zusammen und legte sie in eine alte, halb kaputte Truhe aus Strohgeflecht unter der Treppe des Wasserspeichers. Rahims Mutter stieg die Stufen zum Salon hoch. Ich wollte die Wäscherin vom Fenster aus rufen, um ihr zu sagen, daß sie die Wäsche vom Wasserhahn des Speichers holen sollte. Meine Schwiegermutter trat ein und sagte, »Mahbube, wozu brauchst du eine Wäscherin? Ich kann doch deine Wäsche waschen.«
»Nein, Chanum. Was soll das heißen? Das ist nun wirklich nicht Ihre Aufgabe. Sie kommt immer, alle zwei Wochen. Später, wenn Sie uns wieder verlassen haben, habe ich niemanden mehr.«
Sie hob die Braue, »Wai, wai. Wie ihr euer Geld rauswerft! Zwei törichte junge Leute, die alles, was sie verdienen, in den Wind schießen.«
Ich wollte nicht, daß sie unsere schmutzige Wäsche anrührte. Sie war Rahims Mutter, meine Schwiegermutter, nicht die Wäscherin des Viertels.
Die Wäscherin wusch die Kleider, hängte sie im Hof auf die Leine und ging. Es war gegen Mittag, kurz bevor Rahim kam. Plötzlich sah ich, wie meine Schwiegermutter ein kleines Kupferbecken mit Wasser füllte und schlurfend in ihr Zimmer ging. Sie holte sich zwei oder drei Stück ihrer schmutzigen Wäsche und kehrte zurück. Setzte sich neben das Becken und begann sie zu waschen. Ich begriff nicht, was sie im Schilde führte. Weshalb sie ihre Wäsche morgens nicht der Wäscherin gegeben hatte. Plötzlich flammte die Wut in mir auf.
Ich war schwer geworden und bewältigte die Treppen nicht ohne Mühe. Vom Fenster aus rief ich, »Chanum, weshalb haben Sie Ihre Kleider nicht der Wäscherin gegeben, damit sie sie mitwäscht?«
Sie verrenkte affektiert den Hals, »Ich wasch sie selbst. Hatte etwa meine Mama oder mein Papa eine Wäscherin? Man stirbt doch nicht davon, zwei Stück Wäsche zu waschen!«
Ich spürte sehr wohl ihre bösartige Absicht, wußte aber nicht, was ich dagegen tun sollte. Ohne sie zu beachten, deckte ich das Speisetuch fürs Mittagessen. Ich hörte Rahims Schritte. Er betrat den Hof. Ich stellte mich ans Fenster und sah zu. Rahim warf einen Blick auf die Wäscheleine, die über den gesamten Hof gespannt war, und betrachtete dann seine Mutter.
»War denn heute die Wäscherin nicht da?«
»Doch, sie war da.«
»Warum hast du ihr denn deine Kleider nicht zum Waschen gegeben?«
»Nun ja, Mahbube hat mir keinen Ton gesagt. Sie hat mit keinem Wort erwähnt, ›Wenn du schmutzige Wäsche hast, bring sie und gib sie dieser Frau zum Waschen.‹ Macht nichts. Es sind ja nicht mehr als zwei Blusen.«
Ich zitterte am ganzen Körper. Solche Hinterhältigkeit war ich nicht gewöhnt. Ich spürte, daß seine Mutter Unfrieden stiften wollte. Daß sie zwischen uns Zwietracht säen wollte. Ich wußte nicht, ob Rahim es bemerkt hatte. Ich hörte nur seine Stimme, wie er sagte, »Dann hättest du sie ihr halt selbst zum Waschen gebracht. Arbeitet sie etwa umsonst? Sie bekommt doch ihr Geld. Und wenn du sie selbst waschen wolltest, wäre frühmorgens der richtige Zeitpunkt gewesen, nicht jetzt am Mittag. Willst du mich ärgern?« Er stieß mit dem Fuß gegen das Kupferbecken,
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