Der müde Bulle
daher.«
»Würdest du mich bitte nach Hause fahren, Bumper? Ich möchte gern mit dir sprechen.«
»Wie viele Auftritte hast du denn noch?« erkundigte ich mich. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich noch aufrecht im Sessel würde halten können, wenn ich noch etwas trank.
»Ich bin für heute abend fertig. Marsha wird für mich einspringen. Ich habe Ahmed erzählt, ich hätte Krämpfe.«
Ich suchte Ahmed und verabschiedete mich von ihm, während mich Laila draußen auf dem Parkplatz erwartete. Ich gab Barbara fünfzehn Dollar Trinkgeld, um dann in die Küche zu torkeln und mich bei Yasser zu bedanken. Ich küßte ihn auf seinen riesigen Schnurrbart, während er mich umarmte und mir das Versprechen abrang, in den nächsten Wochen einmal bei ihm zu Hause vorbeizukommen.
Laila war auf dem Parkplatz inzwischen damit beschäftigt, zwei gut gekleidete Betrunkene zu ignorieren, die in einem schwarzen Lincoln saßen. Als sie mich dann über den Parkplatz auf sie zutorkeln sahen, trat der Fahrer aufs Gas, so daß der schwere Wagen unter lautem Reifenquietschen davonschoß.
Laila lachte. »Meine Güte, es ist wirklich kein Wunder, daß die beiden geflohen sind. Du siehst ganz schön verwegen aus, Bumper. Wie bist du denn zu den Kratzern in deinem Gesicht gekommen?«
»Mein Ford steht da drüben.« Und ich trottete wie Frankensteins Monster darauf zu, um einen einigermaßen geraden Kurs einhalten zu können.
»Immer noch dieselbe alte Kiste? Also weißt du, Bumper.« Sie lachte wie ein kleines Mädchen und legte sich meinen Arm über die Schulter, um mich zu meinem Ford zu bugsieren, und zwar zur Tür auf der Beifahrerseite. Dann klopfte sie mir die Taschen ab, bis sie die Schlüssel fand, sperrte auf, ließ mich einsteigen und schloß die Tür hinter mir.
»Mit deinen Fingern bist du ja sehr flink«, murmelte ich. »Hast du's vielleicht auch schon mal mit Taschendiebstahl versucht?«
»Was hast du gesagt, Bumper?« Sie setzte sich hinters Steuer und startete den Motor.
»Nichts, nichts«, murmelte ich und rieb mir neuerlich das Gesicht.
Ich döste vor mich hin, während Laila durch die Nacht fuhr. Sie hatte das Autoradio angestellt und summte leise zur Musik. Ich muß schon sagen, sie hatte eine sehr gute Stimme. Schließlich schlief ich ein, so daß sie mich wachrütteln mußte, als wir zu ihrer Wohnung kamen.
»Ich werde dir einen türkischen Kaffee machen, und dann unterhalten wir uns«, schlug sie vor, während sie mir aus dem Wagen half. Sekundenlang schoß das Pflaster des Gehsteigs auf mich zu, aber dann schloß ich die Augen, und es kam alles wieder ins Lot, während ich einfach nur dastand.
»Glaubst du, du schaffst es die Treppe rauf, Bumper?«
»Aber natürlich. Wo denkst du hin!«
»Also, dann los.« Einen Arm um meine breiten Schultern gelegt, führte sie mich die Treppe hinauf. Sie war ein großes, gut gebautes Mädchen. Ahmed ist komplett verrückt, dachte ich. Jeder junge Mann hätte sich die Finger nach so einer Frau abgeschleckt.
Wir brauchten einige Zeit, aber schließlich erreichten wir den zweiten Stock, wo sie wohnte. Die elegante Anlage bestand eigentlich aus drei L-förmigen Bauten, die um zwei riesige Swimmingpools angeordnet waren. In der Hauptsache wohnten hier Singles, was mich an die zwei jüngeren Schwestern Lailas erinnerte.
»Sind die zwei Kleinen zu Hause?« fragte ich.
»Nein, während der Schulzeit bin ich immer allein, Bumper. Nadia hat ein Zimmer an der U.S.C. und Dalal ist im Internat, im Ramona Convent. Sie kommt nächstes Jahr aufs College.«
»Im Ramona Convent? Ich dachte, ihr wärt Moslems?«
»Ich bin gar nichts.«
Wir betraten die Wohnung, wo mich Laila an der bequemen Couch, auf der sich durchaus ein angenehmes Nickerchen hätte machen lassen, vorbeiführte und statt dessen auf einen wenig einladenden Küchenstuhl zusteuerte. Sie nahm mir meine Jacke ab und hängte sie in einen Wandschrank.
»Trägst du sogar nach Dienstschluß eine Waffe?« fragte sie, während sie den Kaffee zubereitete.
»Natürlich«, sagte ich, ohne zunächst zu begreifen, wovon sie eigentlich sprach – so sehr war ich es gewohnt, eine Waffe zu tragen. »In diesem Beruf wird man ein richtiger Feigling. Ich gehe kein einziges Mal ohne Waffe aus dem Haus – höchstens vielleicht zu Harrys Bar oder sonst irgendeiner Kneipe, die gleich in der Nähe ist.«
»Wenn ich schon so viel erlebt hätte wie du, würde ich mich ohne Waffe vielleicht auch nicht auf die Straße wagen.«
Irgendwie
Weitere Kostenlose Bücher