Der Müllmann
wollte.«
Frau Melkamp. Ich musste einen Moment überlegen, bis mir einfiel,
wen der Kommissar meinte. Nina.
»Es liegt nahe«, nickte ich.
»Vielleicht. Sagen Sie, Herr Schmitt, haben Sie sich in Ihrem alten
Job Feinde gemacht?«
»Das bleibt nicht aus. Ich habe Ihnen ja schon erzählt, dass
Gernhardt behauptet hat, Horvath wäre auch hinter mir her. Aber er hätte mich
bereits im Café erschießen können. Erkannt hat er mich ja, sonst hätte er mir
nicht zugenickt.«
»Dieses kleine Detail hast du glatt vergessen zu erwähnen«,
beschwerte sich Marietta.
»Aber er hat recht«, meinte Berthold nachdenklich. »Trotzdem, es ist
wahrscheinlicher, dass Horvath Sie erwischen wollte. Das ergibt mehr Sinn, als
dass es jemand auf ein siebzehnjähriges Mädchen abgesehen hätte.«
»Ich war noch nicht mal auf der Straße.«
»Aber Ihre Nichte war es. Könnte es vielleicht wirklich sein, dass
Horvath Sie so sehr hasst, dass er Ihre Nichte überfahren würde, um Sie zu
treffen? Nina und Ana Lena sehen sich etwas ähnlich. Er könnte sein Ziel
verwechselt haben.«
»Das glaube ich nicht. Er ist ein Profi. Und vergessen Sie nicht,
dass Muller auch mit drinsteckt.«
»Das kann ein Zufall sein. Vielleicht ist er nur einer von Lucios
Kunden«, warf Marietta ein.
»Ich glaube nicht an Zufälle.«
»Ich auch nicht. Aber man kann es auch nicht ausschließen«, meinte
Berthold und stand auf. »Ich geh jetzt raus und lasse das Hotel überprüfen, in
dem dieser Krüger angeblich abgestiegen ist. Wenn er dort ist, werde ich sofort
den Zugriff einleiten.«
»Ich glaube nicht daran«, erinnerte ich ihn. »Ich halte das für eine
falsche Fährte. Aber seid trotzdem vorsichtig.«
»Das sind wir.« Er hielt mir die Hand hin. »Passen Sie auf sich auf,
Herr Schmitt«, sagte er leise. »Und auf Ihre Nichte. Und Marietta.«
Sie sah überrascht auf. »Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
Berthold nickte. »Schon. Aber es schadet ja auch nichts, oder?« Er
sah von ihr zu mir, nickte uns noch einmal zu und ging zur Tür. »Lass dir Zeit.
Aber nicht zu viel.«
Ich sah ihm nach und wartete, bis er die Tür hinter sich zugezogen
hatte. »War es das jetzt?«, fragte ich Marietta, die mich nachdenklich
musterte.
»Ich denke schon. Ich sagte dir doch, dass er wie ein Terrier ist,
bis er erfährt, was er wissen will.« Sie sah zum Fenster hinaus zu Berthold
hin, der wie üblich am Wagen stand und eine rauchte, während er telefonierte.
»Jetzt, da er weiß, dass das mit dir eine falsche Fährte ist, kann er sich auf
den Ungar konzentrieren.« Sie zögerte etwas. »Wir können versuchen, euch
Polizeischutz zu gewähren. Der Chef ist nie froh darüber, uns wurden schon
wieder Mittel gestrichen, aber vielleicht …?«
Ich schüttelte den Kopf. »Das wird nicht nötig sein«, meinte ich.
»Aber du kannst mir helfen, indem du mir mitteilst, ob ihr Horvath festsetzen
konntet.«
»Das mache ich. Wann sehen wir uns wieder?«, fragte sie
»Das weiß ich noch nicht«, antwortete ich ihr und stellte bedauernd
fest, dass ihr Lächeln an Strahlkraft verlor. »Ich habe noch einiges zu tun.
Aber wenn es nicht zu spät wird, könnte ich dich anrufen.«
»Tu das«, meinte sie und stand auf. »Bis später also.« Als sie vor
mir stand, schien sie zu zögern, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und
gab mir einen schnellen Kuss, lächelte mir noch einmal zu und ging.
Warum hast du sie nicht in die
Arme genommen?
Weil es immer noch ein Fehler ist.
Dann sieh zu, dass du deine Fehler
in den Griff kriegst.
»Ich bin dabei«, sagte ich zur leeren Küche. George fühlte sich wohl
angesprochen, er öffnete ein Auge, dann das andere, schien intensiv
nachzudenken und stand dann gemächlich auf, um die Küchentür mit der Pfote
aufzudrücken.
»Wuff«, meinte er und schielte zur Leine hin, die über dem
Schlüsselkasten im Flur hing.
Ich seufzte. Es war ja auch nicht anders zu erwarten gewesen.
»Er sieht George I. ähnlich«, stellte Frau Kramer fest, als sie mir
den Tee einschenkte, und musterte Hund, der es sich neben uns auf dem Teppich bequem
gemacht hatte und sofort wieder in einen Trancezustand abzugleiten schien. Als
ich mit George Gassi ging, war mir wieder eingefallen, dass Ana Lena mir
ausgerichtet hatte, dass Frau Kramer mich hatte sprechen wollen. »Nur ruhiger.
Was mir lieb ist«, lachte sie und wies mit ihrer Tasse auf einen kleinen
Beistelltisch, an dem noch immer Bissspuren zu erkennen waren. »Ich habe damals
befürchtet, dass er
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