Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
Vom Netzwerk:
gebeten, bei laufenden
Ermittlungen mitzuwirken.«
    »Hat der BND keine Leute mehr?«, fragte Berthold spöttisch.
    »Das habe ich ihn auch gefragt. Er sagt, es ginge darum, dass ich
die Orlovs kenne und sie dazu bewegen kann, der Agentin, die bei Lucio verdeckt
ermittelt hat, einen neuen Job zu vermitteln, damit sie imstande ist, ihren
Auftrag weiter auszuführen.«
    »Eine Agentin?«, fragte Berthold und schüttelte ungläubig den Kopf.
»Eine von Lucios Nutten arbeitet für euch?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »War nicht meine Idee.«
    »Aber Sie kennen die Orlovs?«, fragte er.
    »Wir sind befreundet.«
    Marietta pfiff leise durch die Zähne. »Sie sind eng mit der
russischen Mafia verbandelt, aber das weißt du sicherlich schon längst.«
    »Wahrscheinlich steckt er selbst mit drin«, knurrte Berthold.
    »Nein«, widersprach ich. »Aber wir kennen uns von früher. Bevor sie
nach Deutschland gekommen sind.«
    »Ach ja?«, fragte er und zog skeptisch eine Augenbraue hoch. »Wie
befreundet man sich mit der russischen Mafia?«
    »Gar nicht. Aber ich kenne die beiden noch aus Petersburg, wir haben
dort zusammengearbeitet, um eine terroristische Zelle auszuheben. Irina war
damals noch beim KGB. Aber es geht hier nicht um die Orlovs. Sondern um
laufende Ermittlungen.«
    »Was für laufende Ermittlungen?«, fragte Marietta.
    »Es geht angeblich um einen riesigen Währungsbetrug. Mein ehemaliger
Kollege ist der Ansicht, dass die Chinesen tief mit drinstecken und das Ganze
von Peking gedeckt wird. Das ist auch der Grund, weshalb der Nachrichtendienst
tätig wurde.« Ich zog eine Küchenschublade auf und nahm Gernhardts Bild heraus.
    »Das ist mein ehemaliger Kollege. Major Gernhardt Hollmann. Wir
haben lange zusammengearbeitet, bis unser letzter Einsatz schiefging. Dann hat
er mir in den Rücken geschossen, mich für mausetot gehalten und liegen lassen.«
    »Hört sich an, als ob Sie ihn nicht leiden könnten«, meinte
Berthold, während Marietta erschrocken die Luft einzog und mich mit großen
Augen anstarrte. Er zog sich einen der Thekenhocker heran, um sich zu setzen.
»Also gut«, sagte er. »Das wird ja immer interessanter. Erzählen Sie mehr.«
    Das tat ich. Aber nur das Notwendigste. Brockhaus ließ ich außen
vor, auch die Wohnung in Bornheim vergaß ich zu erwähnen. Marietta schüttelte
nur immer wieder ungläubig den Kopf, während ich langsam das Gefühl bekam, dass
Berthold mir doch allmählich Glauben schenkte. Sorgsam notierte er sich alles,
was ich über Achim Krüger sagen konnte. »Wo haben Sie die Telefonnummer her?«,
fragte er mich, als er die von der Prepaid-Karte notierte, die Lucio am Flughafen
gekauft hatte.
    »Ein paar Dinge will ich noch für mich behalten«, antwortete ich. Er
zögerte einen Moment und nickte dann. »Okay. Fair genug.«
    Dann erzählte ich ihm von Anschütz und dass ich erfahren hatte, dass
der Mann bei der Bundesbank für die Vergabe von Transportaufträgen zuständig
gewesen war.
    »Hhm«, sagte Marietta nachdenklich. »Hast du irgendetwas von einer
Verbindung zwischen ihm und Lucio erfahren?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Soviel ich weiß, wussten sie nichts
voneinander.«
    »Sagen Sie, könnte es sein, dass der BND ein Interesse an Valentes
Tod hatte?«, fragte Berthold etwas später, nachdem ich von Marvin Schröder und
der CD erzählt hatte.
    »Es mag manchmal notwendig sein, direkte Methoden zu verwenden«,
sagte ich. »Aber nicht in diesem Fall. Stellen Sie sich vor, jemand vom BND
wäre zu Ihnen gekommen und hätte Ihnen mitgeteilt, dass es von nationalem
Interesse wäre, dass unser kleiner Zuhälter das Material, mit dem er seine
Kunden erpresst, herausgibt. Meinen Sie wirklich, Sie hätten sich dem in den
Weg gestellt? Zur Not hätte Sie der Innenminister angerufen. Sie hätten Valente
eingebuchtet, man hätte seine Hütte auf den Kopf gestellt und ihm ein paar
eindringliche Fragen gestellt. Valente war ein brutales Arschloch, aber er
verging sich ja immer nur an Frauen … meiner Meinung nach war er ein Feigling.
So jemanden kann man leicht einschüchtern. Ein kleiner Hinweis, dass man manche
Sachen großzügig vergisst, und die Angelegenheit wäre vom Tisch gewesen.«
    »Und warum hat man es nicht gleich so gemacht?«, fragte Berthold.
    »Es hätten mehr Leute eingeweiht werden müssen, so etwas sorgt bei
Nachrichtendiensten immer gleich für Zahnschmerzen.« Ich zuckte mit den
Schultern. »Aber es wäre einfacher gewesen, als Valente umzulegen. So etwas

Weitere Kostenlose Bücher