Der Müllmann
selbst um diesen Drecksack zu kümmern.
Er ist nicht dort.
Ja. Möglich. Um sicherzugehen, musste ich auf Mariettas Anruf
warten. Aber bis dahin brauchte ich meine Zeit ja nicht zu verschwenden, es gab
noch immer mehr als genug für mich zu tun.
Ich rief Theo an. »Weißt du, wie spät es ist?«, begrüßte der mich
aufgebracht. »Da habe ich mich mal entschieden, früher nach Hause zu kommen und
mich um meine Frau zu kümmern, und dann rufst du an!«
Ich unterdrückte ein Lachen. Es war gerade mal sieben Uhr, und ich
konnte mich an andere Gelegenheiten erinnern, als er mich noch wesentlich
später gestört hatte. Aber eines musste ich Theo lassen, er konnte sich herrlich
aufregen. »Du hättest ja nicht ans Telefon gehen brauchen.«
»Was willst du?«
»Ich muss mich um die Frachtpapiere kümmern, habe aber so viel zu
tun, dass ich es kaum tagsüber schaffe. Kannst du deinem Pförtner Bescheid
sagen, dass er keinen Stress machen soll, wenn ich nachts mal vorbeikomme?«
»Gott«, beschwerte sich Theo. »Und deshalb machst du so ein
Geschiss? Sag dem Pförtner doch selbst Bescheid … ich bezahle ihn
wahrscheinlich schon die Hälfte der Zeit fürs Schlafen! Welcher Depp würde
Industriemüll klauen wollen? Hauptsache, ich werde den Scheiß so schnell wie
möglich los … und an jedem Tag, an dem der Mist auf meinen Gleisen herumsteht,
wird die Rechnung höher!«
»Ich kümmere mich ja drum«, versuchte ich Theo zu beschwichtigen.
»Aber …«
»Mach, was du willst. Räum den Scheiß weg. Gott, ich glaube das
nicht … weißt du, wie oft wir Sex haben?«
Das will ich gar nicht wissen.
»Ich …«
»Gute Nacht!!«, bellte Theo ins Telefon und legte auf.
Ich sah das Telefon an und schüttelte grinsend den Kopf. Das wäre
das, dachte ich. Ich loggte mich in den Server in Lucios Wohnung ein. Die
Studentin war wieder zurückgekommen und machte sich etwas zu essen. Sie hatte
sich umgezogen, trug Trainingshosen und ein leichtes Shirt mit Spaghettiträgern
und wackelte beim Kochen mit dem Hintern zu dem neuesten Beyoncé-Song.
Kein Wunder, dass Leute für so etwas zahlen, dachte ich, ihr so
zuzusehen übte eine seltsame Faszination aus. Vielleicht auch, weil es sich
nicht gehörte. Ich sah ihr noch einen Moment lang zu und schüttelte dann den
Kopf. Mittlerweile war ich sicher, dass sie nicht wusste, dass die Wohnung
verkabelt war.
Ich sah ihr eine Weile zu, loggte mich dann aus. Kurz nach sieben,
wenn ich mich beeilte, konnte ich noch den Einkauf für Frau Kramer erledigen.
Und Hundefutter kaufen. George besaß einen ordentlichen Appetit.
Diesmal
rechnete ich mit allem. Doch dann fand ich einen Parkplatz direkt vor dem
Eingang des Supermarkts. Als ich meine Sachen zusammengesucht hatte, gab es
drei riesige Schlangen … und direkt vor meiner Nase wurde eine vierte Kasse
aufgemacht, sodass ich keine Sekunde warten musste.
Nur als ich
den Einkauf in meinen Mercedes packen wollte, gab es eine brenzlige Situation.
Eine Wochenendfahrerin mit dem Pick-up ihres Mannes parkte rückwärts aus, ohne
zu schauen, ob der Weg frei war, und hätte mich beinahe überfahren … hätte ein
Rentner nicht genau im gleichen Moment das Gleiche getan und sie mit seinem X3
von der Seite gerammt, sodass sie die Betonsäule neben mir erwischte und mich
nicht zwischen ihrer Stoßstange und meinem Wagenheck zerquetschte.
Ich sah an meinen Beinen entlang, stellte fest, dass ich noch etwa
vier Millimeter Bewegungsfreiheit besaß, und schob mich vorsichtig seitlich aus
der Klemme heraus. Drei Dutzend Einsätze … und die bundesdeutsche Hausfrau
hätte fast fertiggebracht, was sogar Gernhardt nicht geschafft hatte.
Da die beiden Wagen ineinander verkeilt waren, sah es nicht so aus,
als ob ich hier wegkommen würde, bis die beiden sich lautstark geeinigt hatten.
Was auch daran liegen konnte, dass der Rentner offensichtlich eine neue
Batterie fürs Hörgerät benötigte.
Seufzend stellte ich mich auf ein längeres Warten ein, als neben mir
erst ein und dann ein zweiter Kunde wegfuhr und mir so die Möglichkeit gab,
meinen Wagen aus der Klemme zu fahren.
Währenddessen bat eine junge Türkin mit Kopftuch die beiden
freundlich, einen Wagen zur Seite zu fahren, damit auch sie ausparken konnte,
um dafür nunmehr von beiden angeschrien zu werden, als hätte die junge Frau das
Malheur verursacht.
Am deutschen Wesen soll die Welt …
Nur schnell weg hier.
Kaum
hatte ich den Einkauf bei Frau Kramer abgegeben und meine Sachen im
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