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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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ist
immer schlecht fürs Image, wenn es herauskommt.«
    Marietta nickte. »Das leuchtet mir ein. Doch warum hast du das Ganze
nicht gleich erzählt?«
    »Hättest du es getan?«, fragte ich säuerlich. »Wenn man so lange in
dem Geschäft war wie ich, entwickelt man eine Abneigung dagegen, es irgendwem
auf die Nase zu binden. Abgesehen davon, dürfte ich euch eigentlich gar nichts
erzählen.«
    Berthold sah mich lange an. »Wissen Sie was«, sagte er langsam. »Ich
glaube Ihnen, wenigstens, was Valente angeht. Allerdings bin ich mir auch
sicher, dass Sie noch mehr zu verbergen haben. Ich habe noch eine andere
Frage.«
    »Ich habe euch jetzt alles gesagt, was ich weiß.«
    Na, wenigstens fast alles.
    »Darum geht es nicht«, meinte er. »Was ist mir Ihrer Schwester und
Ihrem Schwager?« Er sah mich direkt an. »Ich bin geneigt, Ihnen alles andere zu
glauben, aber diese Sache mit Ihrer Schwester und ihrem Mann ist so faul, dass
sie noch heute stinkt. Überzeugen Sie mich, dass Sie damals nichts damit zu tun
hatten, und wir können weiterreden.«
    »Thomas«, begann Marietta, doch er schüttelte stur den Kopf. »Wenn
ich bei diesem Scheiß mitspielen und meine Karriere und meine Haut riskieren
soll, will ich wissen, wer dein Freund ist!«
    Ich seufzte und stand auf. »Warten Sie hier.«
    Ich ging in mein Büro, öffnete einen Aktenschrank und nahm eine
dicke Mappe heraus, die ich dann dem Kommissar auf die Theke legte.
    Berthold öffnete sie, fing an zu lesen und pfiff dann leise durch
die Zähne.
    »O Mann, waren Sie am Arsch«, stellte er fest. Marietta schielte
neugierig über seine Schulter und zog die Augenbrauen hoch.
    »Siebzig Kilo?«, fragte sie erstaunt. »Bei deiner Größe?«
    Ich nickte knapp. »Als ich zurückkam, war ich ein Wrack. Ich hatte
alles, vom Durchfall bis zum Sandfloh. Als Elisabeth mich anrief, war ich noch
im Bundeswehrkrankenhaus. Sie wollten mich nicht gehen lassen, also habe ich
mich selbst entlassen. Auf eigenes Risiko. Als ich dann Elisabeth im Krankenhaus
besuchte, ging ich noch auf Krücken, weil meine Beinmuskeln verkümmert waren.
Ich brauchte fast ein halbes Jahr Physiotherapie, bis ich wieder gehen konnte.
Ich kam mit dem Taxi vom Krankenhaus zurück, hab die Schweinerei in der Küche
gesehen und Ana Lena zu unserer Nachbarin gebracht, damit sie das Blut nicht
sieht. Anschließend habe ich die Polizei gerufen. Ich habe das Haus nicht mehr
verlassen, bis eure Kollegen da waren.« Ich zog die Akte heran und schlug eine
andere Seite auf. »Am gleichen Abend, nach der ersten Vernehmung, hatte ich
einen Zusammenbruch und wurde vom Notarzt ins Krankenhaus gefahren. Es hat zwei
Tage gebraucht, bis sie mich wieder herausgelassen haben.« Ich schob ihm den
Ordner hin. »Hier ist der Bericht. Wie Sie sehen, war ich vollständig entkräftet.
Ich hätte keiner Fliege etwas antun können.«
    »Und warum stand das nicht im Polizeibericht?«, fragte Berthold,
nachdem er einen Blick auf den Krankenbericht geworfen hatte.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Vielleicht deshalb, weil mich Ihre Kollegen nicht im Verdacht
hatten? Schauen Sie, wie ich damals aussah. Ich war mehr tot als lebendig. Und
Frank war, nach allem, was ich gehört habe, ziemlich fett geworden. Neunzig,
vielleicht hundert Kilo schwer? Was soll ich denn mit ihm gemacht haben? Unter
den Arm geklemmt und zum Taxi getragen? Ich weiß nicht, was mit meinem Schwager
geschehen ist, und ich wäre froh, wenn ihr Elisabeth finden könntet. Das
zumindest solltet ihr mir glauben können.«
    Berthold musterte die Akte, dann klappte er sie langsam zu. »Ich
werde das hier überprüfen«, sagte er, aber nicht unfreundlich. »Was ja leicht
genug möglich ist … also gehe ich davon aus, dass das stimmt, was hier steht.«
Er sah zu Marietta hin, dann wieder zu mir. »Es tut mir leid, Herr Schmitt«, sagte
er dann einfach. »Es könnte sein, dass mein Instinkt mich auf eine falsche
Fährte gelockt hat.« Er zögerte ein wenig. »Ich bin gläubiger Katholik«, fuhr
er dann leise fort. »Ich bin der Meinung, dass es sich in die Seele eingräbt,
wenn man einen anderen Menschen tötet, in ihr Spuren hinterlässt. Ich glaube,
dass man es fühlen kann … und genau das fühle ich bei Ihnen.«
    »In diesem Punkt werde ich Ihnen nicht widersprechen«, sagte ich
leise. »Haben Sie jetzt genug von mir erfahren?«
    »Ja«, sagte Berthold nachdenklich. »Nur noch eines. Ich weiß, dass
Sie davon ausgehen, dass Henri Muller Frau Melkamp ermorden lassen

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