Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf.
    »In Ordnung«, sagte ich. »Aber nur wenn wir auch das Essen
wiederholen können.« Ich bereute es fast sofort schon wieder. Sie würde wohl
kaum …
    »Okay«, sagte sie überraschend und bedachte mich mit einem
amüsierten Lächeln. »Versuchen wir es noch mal. Wieder bei Antonio, heute
Abend, um acht?«
    »Kein Wort über den Job?«
    »Versprochen. Großes Indianerehrenwort«, lächelte sie, doch dann
zögerte sie etwas. »Wegen deiner Nichte … hast du etwas dagegen, wenn ich mit
ihr rede?«
    »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, meinte ich
zweifelnd.
    »Es ist ein Offizialdelikt, weißt du?«, erklärte sie leise. »Wenn
wir von so etwas erfahren, erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage. Wir könnten
sie sogar vorladen.«
    »Aber das wirst du nicht tun.« Es war keine Frage, sondern eine
Feststellung.
    »Nein. Ich weiß offiziell von nichts. Aber …« Sie sah zum Haus hin.
»Vielleicht kann ich ihr helfen«, fuhr sie leise fort. »Ihr ihre Optionen
nennen. Hast du ihr die Nummer der Kollegin gegeben?«
    »Nein, dazu bin ich noch nicht gekommen.« Ich musterte sie prüfend.
»Wenn sie nicht will, unternimmst du nichts?«
    »Genau das«, sagte sie. »Versprochen.«
    »In Ordnung«, sagte ich und warf einen Blick zu Kommissar Berthold
hin, der immer noch an der Motorhaube des schwarzen BMWs gelehnt stand. »Was
ist mit ihm?«
    »Was soll mit ihm sein?«, fragte sie und grinste breit. »Ich finde,
er sieht doch hübsch aus, wie er dort steht?«
    »Das war jetzt diskriminierend«, meinte ich, als wir den kurzen Weg
zum Haus hinaufgingen.
    »I wo«, lachte sie. »Ich kann nur nicht ertragen, dass er besser
aussieht als ich!« Sie zwinkerte mir zu. »Ich sag ihm trotzdem noch schnell
Bescheid und komme dann nach.«

    »Geh
weg«, rief Ana Lena durch die Tür. »Ich will nicht.«
    »Es ist
nicht so, wie du denkst«, sagte ich gerade laut genug, dass sie es hören
konnte. »Ich wurde vor ein paar Tagen Zeuge eines Mordes, deswegen ist die
Polizei da. Außerdem kennen Frau Steiler und ich uns schon seit Ewigkeiten. Wir
waren mal zusammen.«
    »Du wirst Zeuge eines Mordes und die Polizistin ist deine Freundin?
Das soll ich dir glauben?«
    »Es ist tatsächlich so«, sagte Marietta, die leise dazugekommen war,
noch bevor ich Ana Lena antworten konnte. »Ich habe ihm versprochen, dass es
inoffiziell bleibt, aber ich wollte dir vorschlagen, dass wir uns etwas
unterhalten … damit ich dir sagen kann, was du an Optionen hast.«
    »Ich will das Ganze einfach nur vergessen«, kam es durch die Tür,
und ich spürte, wie mein Herz sich zusammenzog, als ich die Verzweiflung in
ihrer Stimme hörte.
    »Wenn du meinst, dass du das so einfach kannst«, antwortete
Marietta, »dann sage es, und ich bin sofort verschwunden.«
    Wir warteten. Dann hörte ich durch die Tür, wie Ana Lena seufzte.
    »Aber ohne Heinrich.«
    Marietta warf mir einen schnellen Blick zu. »Ohne Heinrich. Er
bleibt draußen. Und alles, was du sagst, bleibt unter uns, es sei denn, du
sagst mir, dass es okay ist.«
    »Gut«, sagte Ana Lena und öffnete die Tür einen Spalt. Sie sah mich
dort stehen. »Und auf dich bin ich noch immer sauer«, teilte sie mir mit und
schniefte.
    »Aber ich habe doch gar nichts getan!«
    »Das ist egal«, erklärte sie und schloss, kaum dass Marietta durch
die Tür gegangen war, dieselbe vor meiner Nase.

    Als
ich die Treppe herunterkam, fand ich Kommissar Berthold in meinem Wohnzimmer stehend
vor.
    »Sagen
Sie«, meinte der Schönling mit einem freundlichen Lächeln. »Ist das ein echter
Edward Munch?«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich ungehalten. »Ich weiß nur, dass meine
Großmutter einen Freund hatte, der sie so gemalt hat. Irgend so ein
Expressionist. Das Bild hängt dort, solange ich denken kann.«
    »Es sieht sehr nach einem Munch aus. Das könnte sogar seine Signatur
sein.«
    »Ist das jetzt wichtig?«, fragte ich gereizt.
    »Wohl nicht«, gab Kommissar Berthold zu. »Darf ich mich setzen?«
    »Bitte.«
    Berthold setzte sich, zog seine Hosenbeine zurecht und lächelte
freundlich. »Es ist schon seltsam mit manchen Dingen«, sagte er. »Man hält oft
das eine für das andere … und man kann sich dabei ganz leicht täuschen.«
    »Ist das so?«
    »Oft«, antwortete Berthold. »Aus irgendeinem Grund bekommen die
meisten Leute ein falsches Bild von mir«, erklärte er, während sein
freundliches Lächeln an Strahlkraft zunahm.
    »Sie sehen zu gut aus«, knurrte ich. »Das irritiert.«
    »Und

Weitere Kostenlose Bücher