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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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die Welt,
sondern nur das Euroland. Gleich kam er mir mit den armen Portugiesen, die das
dann ausbaden mussten, oder den Rentnern, die ihre Altersfürsorge verlieren
würden.
    »Was hat das alles mit Lucio zu tun?«
    »Er hat herausgefunden, wer für die Chinesen den Transport
organisiert, und wollte uns Beweise bringen. Frachtunterlagen. Das hätte uns
einen Ansatz gegeben, mehr herauszufinden. Wer den Auftrag für den Transport
vergab, wer das Geld oder die Blüten annahm, all das.« Er zog sein Taschentusch
heraus und trocknete sich die Stirn ab. »Es sollte eine Übergabe stattfinden.
Am Abend, als er erschossen wurde. Aber dann wurde er umgelegt, und der
Mistkerl, der ihn erschossen hat, hat sich auch Lucios Aktenkoffer gegriffen.
Wir nehmen an, dass die Unterlagen, die wir brauchen, sich darin befunden
haben.«
    Lucio. Marvins Windeltick. Und seine Transportfirma. Und die
gestohlene CD.
    »Nicht nur der Spediteur hat Frachtpapiere«, sagte ich. »Es gibt
jede Menge Papier, wenn etwas transportiert wird. Kommt ihr nicht anders an die
Frachtpapiere heran?«
    »Klar«, meinte Gernhardt sarkastisch. »Wir wissen nicht einmal, ob
das Ding schon läuft oder wann es laufen wird. Und vor allem dürfte es ein
Leichtes sein, den Kram zu finden. Wir müssen nur nach dem Eintrag schauen:
Sieben Tonnen. Euro-Noten, Hunderter-Nomination, in Blüten. Ich frag mich nur,
warum wir nicht darauf gekommen sind.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, Heinrich,
solange wir es nicht überprüfen können, sind hundert Kisten Orangen auf den
Frachtpapieren hundert Kisten Orangen, selbst wenn es Panzer wären! Es sind nur
Daten, Heinrich, wir müssen herausfinden, was hinter den Daten steckt. Hast du
eine Ahnung, wie viele Tonnen Waren hier in Frankfurt jeden Tag umgesetzt
werden?«
    »Genug«, meinte ich. »Okay. Was willst du von mir?«
    »Dass du uns hilfst.«
    »Warum ich? Sind euch die Leute ausgegangen?«
    »Mitnichten. Aber du bist hier vor Ort. Und du kennst Irina und
Alexej Orlov.«
    Oha.
    »Was haben die damit zu tun?«
    »Nichts. Bis jetzt«, sagte Gernhardt. »Aber jetzt, wo Lucio tot ist,
reißen sich die anderen Zuhälter um Lucios Mädchen. Wir müssen unsere Agentin
so unterbringen, dass wir sie gezielt auf Robert Hu ansetzen können, wenn der
in vier Tagen wieder nach Frankfurt kommt. Wir brauchen jemand, der auf sie
aufpasst. Dafür sorgt, dass sie geschützt ist. Die Orlovs sind dazu imstande.«
    »Sie betreiben eine Handelsbank. Keinen Puff.«
    »Richtig«, sagte er bissig. »Das ist auch der Grund, warum jedes
russische Bordell in Frankfurt Schnupfen bekommt, wenn Irina oder Alexej nur
niesen! Du kennst sie, du kannst sie überzeugen, uns zu helfen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Zum einen werden sie es nicht tun. Zum
anderen werde ich sie nicht fragen. Sie sind meine Freunde, aber es gibt
Grenzen für die Freundschaft.«
    »Und was, wenn ich dir sage, warum Natascha damals entführt wurde?«
    Ich winkte ab.
    »Das ist Schnee von gestern.« War es nicht. Irina würde alles in Bewegung
setzen, um das zu erfahren. Aber das musste ich Gernhardt ja nicht auf die Nase
binden.
    »Du hörst mir nicht zu. Ich sagte, warum und nicht wer oder wie.
Ihre Bank wird zur Geldwäsche eingesetzt. Jeder weiß das. Auch du. Auch wir.
Sie wissen, dass wir es wissen. Wir lassen sie gewähren, weil die Orlovs
Ordnung in das Geschäft gebracht haben. Der Schaden ist zu verkraften, wenn man
ihn damit vergleicht, welchen Stress wir früher mit den Russen hatten.« Er
lachte kurz auf. »Die Russen sind fast schon so etwas wie Verbündete, würde
mich nicht wundern, wenn sie noch irgendwann mal in die NATO kommen. Wir sind
ideal positioniert, um mit ihnen zusammenzuarbeiten. Sie sind keine Bedrohung
mehr, die Chinesen sind es.«
    »Also soll ich die Orlovs überzeugen. Gut«, sagte ich. »Ich kann sie
fragen. Fragen, Gernhardt. Ich werde keinen Druck auf sie ausüben.«
    Und das würde, falls das, was Gernhardt da verzapfte, wahr war, auch
nicht nötig sein. Jemand hatte ihrer Tochter einen Finger abgeschnitten. Russen
sind so. Sie nehmen einem so etwas übel.
    »Das ist nicht alles. Zur Not hätten wir ihnen auch einen Brief
schicken können.« Er beugte sich vor. »Du sollst Horvath für uns finden und aus
dem Rennen ziehen.«
    »Und wer, zum Teufel«, fragte ich, »ist Horvath?«
    »Milos Horvath ist ein ungarischer Auftragsmörder. Du hast ihn schon
kennengelernt. Er hat Lucio umgelegt und Anschütz in die Luft geblasen. Er
räumt für die

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