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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Amphitryon.
    »Ich brauche auch nicht seine Heilkünste, sondern seine Fähigkeit, Wunden zu deuten. In Rom haben wir schon bei einer Reihe derartiger Fälle zusammen gearbeitet.« Ich untersuchte die Schränke. Der verschließbare war aufgebrochen worden, sein Inhalt lag auf dem Boden verstreut.
    »Ich verstehe. Aber ich muß diesen Zwischenfall unverzüglich Seiner Majestät melden. Vermutlich möchte er einen eigenen Ermittler einsetzen.«
    »Ptolemaios? Vor morgen am späten Vormittag, allerfrühestens, wird er wohl kaum in der Lage sein, sich irgend welche Berichte anzuhören.« Ich untersuchte die Lampen. Eine von ihnen war herunter gebrannt, und ihr Docht rauchte. Die anderen leuchteten hell.
    »Ich werde ihn trotzdem benachrichtigen lassen.« Von draußen hörte man die Stimmen herannahender Menschen. Ich ging zur Tür und sah, daß die komplette Festgesellschaft den Hof überquerte.
    »Asklepiodes, komm rein«, sagte ich. »Der Rest möchte bitte einen Moment lang draußen warten.«
    Der kleine Grieche betrat den Raum und strahlte über sein ganzes bärtiges Gesicht. So etwas war ganz nach seinem Geschmack. Er trat neben die Leiche und kniete nieder, wobei er mit einer Hand das Kinn des Toten packte und den Kopf hin und her bewegte.
    »Selbst das hellste Lampenlicht ist für eine wirklich gründliche Untersuchung dieser Art unzureichend«, erklärte er.
    »Decius Caecilius, würdest du vier der Lampen in höchstens zehn Zentimeter Abstand um seinen Kopf aufstellen?« Er richtete sich auf und begann, in dem Durcheinander herum zu kramen. Ich tat, wie mir geheißen, und binnen einer Minute hatte er gefunden, wonach er suchte. Er hielt einen Gegenstand in der Hand, der aussah wie eine flache, blank polierte Silberschale, und wandte sich an die kleine Schar von Gelehrten, die durch die Tür spähte. »Iphikrates erforscht Archimedes' Anwendung von parabolen Reflektoren. Ein konkaver Spiegel kann das reflektierte Licht bündeln.« Er hielt die offene Seite der Schale in Iphikrates' Richtung, und tatsächlich warf sie ein konzentriertes Lichtbündel auf die gräßlich aussehende Wunde.
    Draußen erhob sich bewunderndes Gemurmel ob der Gerissenheit dieses Philosophen.
    Während Asklepiodes die Leiche untersuchte, trat ich auf die Schwelle.
    »Euer Kollege Iphikrates ist auf schändliche Weise ermordet worden«, verkündete ich. »Ich bitte jeden von euch zu überlegen, ob er unmittelbar vor dem Bankett irgendwelche Fremden auf dem Gelände gesehen hat.« Das sagte ich vor allem, um sie zu beschäftigen, damit sie meine Untersuchung nicht störten. Diesem Haufen hätte ich nicht einmal zugetraut, daß sie bemerkten, wenn ihre Roben in Flammen standen.
    Sosigenes war der einzige, den ich für einen verläßlichen Beobachter gehalten hätte. Und den verstorbenen Iphikrates, der indes zur Mitteilung möglicher Einsichten nicht mehr zur Verfügung stand.
    Fausta drängte sich zur Tür und warf einen Blick ins Zimmer.
    »Ein Mord! Wie aufregend!«
    »Wenn du Milo wirklich heiraten solltest«, sagte ich, »werden dir Morde bald ein gewohnter Anblick sein.« Ich wandte mich wieder Amphitryon zu. »Gibt es eine Liste, auf der Iphikrates' persönliche Besitztümer verzeichnet sind? Es würde uns sehr weiterhelfen zu wissen, was fehlt, da der oder die Mörder offensichtlich etwas Bestimmtes gesucht haben.«
    Er schüttelte den Kopf. »Iphikrates war ein verschlossener Mensch. Er allein wußte, was er besaß.«
    »Keine Studenten? Oder persönliche Sklaven?«
    »Er hat alle Arbeiten allein erledigt mit Ausnahme derjenigen, für die er um Arbeiter gebeten hat. Er hatte einen Kammerdiener, ein Sklave, den das Museion ihm zugeteilt hatte.
    Die wenigsten von uns brauchen viel Personal.«
    »Diesen Kammerdiener würde ich gerne befragen«, sagte ich.
    »Senator«, sagte er, hörbar mit seiner Geduld am Ende, »ich muß dich noch einmal daran erinnern, daß dies eine Angelegenheit ist, deren Untersuchung der ägyptischen Krone obliegt.«
    »Oh, ich werde die Sache mit Ptolemaios schon klären«, verkündete ich selbstbewußt. »Jetzt wäre es meines Erachtens das beste, wenn du so gut sein würdest, einen Sekretär zu beauftragen, eine Liste sämtlicher Objekte in diesem Raum zu erstellen: Papiere, Zeichnungen, Wertgegenstände, alles einschließlich der Möbel. Wenn sich herausstellen sollte, daß Gegenstände aus dem persönlichen Besitz Iphikrates' fehlen, wäre das hilfreich bei der Feststellung der Identität seines

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