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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Sie können sich meinetwegen gerne für platonische Weise halten, aber für mich sind sie Arbeiter in meinen Diensten.«
    »Wenn du ihnen also sagen würdest, sie sollen mich bei meinen Ermittlungen in diesem Mordfall unterstützen, würden sie garantiert Folge leisten?«
    »Ha? Warum solltest du ermitteln wollen?« Der alte Trunkenbold war um einiges gewitzter, als ich erwartet hatte.
    »Zum einen war ich anwesend, wie übrigens auch zwei patrizische Damen, so daß Rom direkt in die Sache verwickelt ist.« Diese Verwicklung war weit hergeholt, aber irgendwo mußte ich ja anfangen. »Und in Rom genieße ich einen gewissen Ruf, zum Grund derartiger Angelegenheiten vorzudringen.«
    Er blinzelte mich mit seinen geröteten Augen an. »Du meinst, es ist dein Hobby?«
    »Nun, also... ja, so könnte man es ausdrücken.« Das war wirklich lahm.
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt? Ein Mann sollte das Recht haben, seinem Zeitvertreib zu frönen. Nur zu.«
    Ich konnte es gar nicht fassen. »Du meinst, du wirst mich offiziell autorisieren, in dieser Sache zu ermitteln?«
    »Aber sicher. Laß dir von deinem Sekretär ein entsprechendes Dokument aufsetzen und zu meinem Kammerherrn bringen, damit ich mein niederes Siegel darunter setzen kann.«
    »Vielen Dank, Eure Hoheit«, sagte ich. »Merkwürdiges Hobby, zu untersuchen, wer wen umgebracht hat. Nun denn, ein Mann findet sein Vergnügen, wo er kann. Bei Gelegenheit muß ich dir von dem Satrapen von Arsinoe und seinem Krokodil erzählen.«
    »Vielleicht ein anderes Mal«, sagte ich hastig, kippte den ausgezeichneten Wein hinunter und erhob mich. »Ich werde das benötigte Dokument in Kürze herbringen lassen.«
    »Und du bist sicher, daß du den geräucherten Strauß nicht doch probieren möchtest?«
    »Du bist zu großzügig, aber die Pflicht ruft.«
    »Dann wünsche ich einen guten Tag.« Ich eilte zur Botschaft zurück und tyrannisierte einen Schreiber, bis er mir ein Dokument aufgesetzt hatte, das mich zum offiziellen Ermittlungsbeamten von Ptolemaios machte. Das war das Gute daran, wenn man es mit einem König zu tun hatte, der einem gewogen war: Er mußte sich gegenüber niemandem rechtfertigen. Wenn der Flötenspieler einen Beamten einer ausländischen Botschaft zum Ermittler in einem Mordfall machen wollte, konnte er das tun, ohne daß ihm irgend jemand widersprechen konnte.
    Ich brachte das Dokument persönlich ins Büro des Kammerherrn. Der betreffende Funktionär, ein Eunuch namens Pothinus, betrachtete das Schriftstück skeptisch.
    »Das ist äußerst ungewöhnlich.« Er war ein Grieche und trug orientalischen Schmuck und eine ägyptische Perücke, eine keineswegs ungewöhnliche Kombination in Alexandria.
    »Bis jetzt habe ich noch nicht feststellen können, daß an diesem Hof irgend etwas nach Regeln geschieht«, erwiderte ich.
    »Sei so gut und versehe das Dokument mit dem niederen Siegel des Königs. Er hat dieser Regelung zugestimmt.«
    »Es ist unmoralisch, Seine Majestät so früh am Morgen anzusprechen. Es ist nicht unbedingt die Zeit, wo sein kritisches Urteilsvermögen auf dem Höhepunkt ist.«
    »Ich habe Seine Majestät äußerst scharfsinnig und im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte angetroffen«, entgegnete ich. »Du läßt es an Loyalität mangeln, mein Herr.«
    »Ich... ich... ich muß entschieden widersprechen, Senator!«
    stotterte er. »Nie würde ich mir die kleinste Illoyalität gegenüber meinem König erlauben!«
    »Das ist auch besser so«, sagte ich kühl, und niemand kann mehr Kälte ausstrahlen wie ein römischer Senator. Ohne weitere Widerworte setzte er das Siegel auf das Schriftstück, das ich beim Verlassen glücklich an mich drückte. Jetzt war ich in offiziellem Auftrag unterwegs.
    Julia und Fausta erwarteten mich im Hof der Botschaft.
    Triumphierend schwenkte ich meine königliche Ernennung.
    Julia klatschte in die Hände. »Du hast sie bekommen! Bilde dir bloß nicht ein, daß das allein dein Verdienst war. Ich habe heute morgen mit Berenike gesprochen, und sie hat den König aufgesucht, nachdem er aufgewacht war.
    »Er konnte sich kaum noch daran erinnern, aber es hat gereicht, um zu bekommen, was ich wollte«, erwiderte ich.
    Fausta wölbte eine patrizische Braue. »Meinst du, daß Ptolemaios dir etwas schuldet, wenn du den Mörder findest?«
    So wie sie war, konnte Fausta natürlich nur annehmen, daß ich auf irgendeinen politischen Vorteil aus war.
    »Wann hätte die Dankbarkeit eines Ptolemäers irgend jemandem

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