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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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unverwechselbare Aura eines Mannes, der schreckliche Angst hat.«
    »Achillas ist anmaßend und ehrgeizig. Sogar die kleine Kleopatra meint, daß er und Memnon sich unverschämt benehmen, und sie ist erst zehn. Wie, glaubst du, stehen die Chancen, daß Achillas einen Staatsstreich versucht?«
    Creticus dachte eine Weile darüber nach. »Die Ägypter wehren sich gegen jede Form von Veränderung. Seit dem ersten Ptolemäer hat es keinen dynastischen Wechsel mehr gegeben.
    Sie mögen es nicht, von Nichteinheimischen regiert zu werden, aber es bleibt ihnen kaum eine andere Wahl. Vor den Makedoniern waren es die Perser und sogar die Nubier. Von Alexander erobert zu werden, war nicht so schlimm, weil sie ihn für einen Gott hielten. Wie dem auch sei, mittlerweile haben sie sich an die Ptolemäer gewöhnt und wollen niemand anderen auf dem Thron sehen. Für sie ist Achillas nur ein weiterer makedonischer Emporkömmling. Selbst wenn er eine der Prinzessinnen heiraten würde, würden sie ihn nicht als legitimen Herrscher anerkennen.«
    »Und weil in den Nomoi Unruhe herrscht, könnte das ganze Land in einen großen Bürgerkrieg gestürzt werden.«
    »Das macht es doch noch unwahrscheinlicher, daß er einen Staatsstreich plant, oder nicht?« sagte Creticus.
    »Wenn er sich einen Ruf als großer General erwerben könnte«, bemerkte ich, »wäre er für die Ägypter möglicherweise annehmbar. Und das einzige Volk, gegen das er noch in den Krieg ziehen kann, sind die Römer. Wie viele Kriege der jüngsten Zeit haben damit angefangen, daß sich die lokale Bevölkerung gegen Rom aufgelehnt hat?«
    »Die meisten«, gab er zu.
    »Mithridates hat es so gemacht und andere auch. Dasselbe wird einem Krieg gegen die Gallier vorausgehen, wenn es dazu kommt. Der örtliche König oder Häuptling oder was auch immer schickt Agitatoren aus, um feindselige Gefühle gegen die Römer zu schüren - was selbst in den besten Zeiten nie schwer ist. Und bevor man sich versieht, gibt es einen Aufstand und ein allgemeines Massaker. Bis die Leute wieder zur Vernunft gekommen sind, ist es meistens zu spät. Sie befinden sich im Krieg mit Rom und haben gar keine andere Wahl, als den Führer zu unterstützen, der sie zu dem Unsinn überredet hat.«
    »Es ist überaus wirksam«, räumte Creticus ein. »Die römische Öffentlichkeit ist immer für einen Krieg zu begeistern, wenn Ausländer römische Bürger niedergemetzelt haben. Wenn Ägypten nicht so verdammt reich und verlockend wäre, hätte ich auch nichts gegen einen kleinen Eroberungsfeldzug einzuwenden. Makedonien ist ein Fiasko, und wir bereiten uns auf einen Krieg in Gallien vor. Selbst römische Legionen sind einmal erschöpft, außerdem gäbe es hinterher wieder etliche Veteranen mehr zu versorgen.«
    »Du mußt Ptolemaios weiter bearbeiten«, riet ich ihm. »Wenn er Angst vor Achillas hat, würde es ihn vielleicht gar nicht so schrecklich aufregen, wenn der Mann aus dem Weg geschafft würde.«
    »Was willst du damit sagen?« wollte Creticus wissen.
    »Nur, daß der Verlust eines unruhestiftenden, subversiven Soldaten einem Aufstand oder gar einem Krieg, im Innern wie nach außen, unbedingt vorzuziehen ist.«
    »Aber, Decius, ich habe dich nie für einen Attentäter gehalten.« In seiner Stimme schwang so etwas wie Familienstolz mit.
    »Ich schlage auch keine verdeckten Aktionen vor«, sagte ich.
    »Soweit es mich betrifft, herrscht zwischen mir und Achillas jetzt offener Krieg, und der Bessere von uns beiden wird das Schlachtfeld lebend verlassen.«
    »So spricht ein wahrer Römer«, meinte er kichernd.
    Zurück in meinem Quartier, bereitete ich mich auf einen möglichen Überfall in der Stadt vor. Zunächst breitete ich meine Waffen aus: Caestus, Dolch und Schwert. Ich entschied mich gegen das recht wuchtige Kurzschwert von der Art, wie es von bestimmten Gladiatoren in der Arena bevorzugt wird. Es war nur etwa dreiviertel so groß wie das militärische Schwert, leicht und mit einer Wespentaille, einer winzigen Spitze zum Zustechen sowie zwei Schneiden, die so scharf waren, daß man sich schon beim bloßen Hinschauen schneiden konnte.
    »Du willst doch nicht etwa auf die Straße gehen, oder?« fragte Hermes, geradezu rührend um meine Sicherheit besorgt.
    »So bin ich sicher genug«, beruhigte ich ihn. »Solange ich nicht gekleidet bin wie ein Römer und kein Latein spreche, wird mich niemand erkennen.« Bei unseren Reisen den Fluß hinab hatte ich mir gute, wüstentaugliche Kleidung zum Schutz

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