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Der Musikversteher

Der Musikversteher

Titel: Der Musikversteher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hartmut Fladt
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musste er sich aufmachen, und dann ging’s ans Klinkenputzen, denn im Königreich gab es gewaltigeUnholde, die waren die Herrscher über die Branche, und die durften über Wohl und Wehe der Songs und der Schreiber bestimmen. So saß er nun eines Tages da und wartete auf Einfälle und grübelte mit spitzem Bleistift über seinem Notenpapier, denn er war altmodisch und wollte nicht das musikalische Denken dem Notenschreib-Programm im Laptop überlassen. Der heiße Sommertag aber brachte es mit sich, dass Scharen von Fliegen das Tapfere Schreiberlein umschwirrten, und als sich einige von ihnen nun gar auf dem geliebten Notenpapier niederließen, da ward sein gutes Songschreiberherz zornig, und er griff ein herumliegendes Beatles-Album, das ihm schon lang getreulich bei der Inspiration behilflich war, und er schlug zu. »Sieben auf einen Strike!«, so rief er aus, denn er verfasste auch Lyrics in englischer Sprache, und er freute sich so recht von Herzen über diesen schlagartigen Erfolg, der ihm sonst selten vergönnt war. »Und die platten Überreste dieser magnificent seven bilden auf den five Linien gar wundersame blut-red Noten, ja, eine melody, einen tune, den ich jetzt nur noch rhythmisieren muss! Ei, tune, du wirst schön! Das sollen alle wissen!«
    Und er öffnete das Fenster seiner Stube und jubelte es wieder und wieder mit lauter Stimme hinaus, so dass alle Welt sich verwunderte und herbeiströmte: »Lucky Sieben auf einen Strike!« Das hörten die Leute, aber auch die Kollegen aus der Branche, und sie sagten sich: »Das muss ein großer Musikheld sein, den können wir in den Kampf gegen die bösen Branchenriesen und den fiesen Zwerg schicken.« Die beiden Riesen, die waren ungleiche Brüder und etwas dumm, aber die wollten allmächtig und strahlend erscheinen, und darum hatte sich der eine allen Ernstes Mister UNIVERSE genannt, der andere gar SONNEN sohn. Redlich teilten sich die beiden den unredlichen Musikmarkt, und mit ihrem Monopolgehabe nervten sie die Konzertbesucher und die Konsumenten und die Künstler, und sie knöpften ihnen viel Geld ab. Außer den Riesen aber gab es noch einen boshaften Zwerg, der war ihr Konkurrent auf dem Markt. Weil er eine halbe Portion war, wurde er nur der dEMI genannt. Er spielte und fiddelte mehr schlecht alsrecht die Zweite Geige, aber wollte sich nicht länger damit abfinden und trachtete danach, Zwerg Riesig zu werden. Darum hatte er auch seine Seele an einen Finanzhai verkauft.
    Die Leute nun drängten sich in die enge Komponierstube des Tapferen Schreiberleins. Unter ihnen war auch ein Trio, das genoss hohes Ansehen im Königreich. Das Schreiberlein hatte schon so manchen Hit für sie geschrieben, die sich DER NUSCHLER, DER NÖLER UND DER HOCHDRUCKSTAMMLER nannten. Und da auch sie unter den bösen Branchenriesen und dem boshaften Zwerg litten, flehten und schmeichelten sie: »Sei du unser Retter! Befrei uns endlich von diesen Landplagen! Ey Alter, du hast’s drauf! Think big!« Als das Schreiberlein diese Bitten hörte, da ward ihm anfänglich bang ums Herz ob der großen Aufgabe, aber andererseits sagte er sich: »Klüger als diese größenwahnsinnigen Riesen und dieser stümpernde Zwerg bin ich allemal.«
    Die Finanzierung für seine Aktion aber hatte er schlau eingefädelt, denn er war erst zum Mister UNIVERSE gegangen und hatte ihm gesagt: »Dein Bruder will dich ausbooten und Alleinherrscher werden. Ich kenn mich aus in der Branche und bin gern bereit, für dich eine große Kampagne gegen diesen Diktator zu starten. Das müsste natürlich entsprechend finanziert werden.« Dann war er zum SONNEN sohn gegangen und hatte auch ihm gesagt: »Dein Bruder will dich ausbooten und Alleinherrscher werden. Ich kenn mich aus in der Branche und bin gern bereit, für dich eine große Kampagne gegen diesen Diktator zu starten. Das müsste natürlich entsprechend finanziert werden.« Und endlich war er noch zum boshaften dEMI-Zwerg gegangen, und dem hatte er erzählt: »Diese Riesen-Brüder, die sind größenwahnsinnig geworden, und die wollen dich wegkonkurrieren und Alleinherrscher werden. Ich kenn mich aus in der Branche und bin gern bereit, für dich eine große Kampagne gegen diese Diktatoren zu starten. Das müsste natürlich entsprechend finanziert werden.«
    Die dummen Monopolisten glaubten ihm jedes Wort, so sehr hassten sie ihre Konkurrenten. Und sie gaben dem Tapferen Schreiberlein richtig viel Kohle, damit er ihnen behilflich sei, die Konkurrenzwegzubeißen. Der

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