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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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langsam ein melancholischer und resignierter Ausdruck; der alte Mann hantierte geistesabwesend mit Schlüsseln, alten Briefen und Taschen herum und wandte sich dann ab.
»Im Schreibtisch ist nichts zu finden«, verkündete er müde. »Ich bezweifle, daß ein so gerissener Schurke etwas so Naheliegendes wie einen Schreibtisch als Versteck ausgesucht hätte.«
»Ich glaube schon, wenn er jemals Edgar Allan Poe gelesen hätte«, murmelte Ellery. »Laßt uns weitermachen. Sind Sie sicher, daß es hier kein Geheimfach gibt?« fragte er Cronin. Dieser schüttelte seinen roten Schopf betrübt, aber nachdrücklich.
Sie durchstöberten die Möbelstücke, überprüften Teppiche, Lampen, Buchstützen und Gardinenstangen. Mit jedem Mißerfolg zeigte sich auf ihren Gesichtern etwas mehr die offensichtliche Hoffnungslosigkeit der Suche. Als sie die Durchsuchung des Wohnzimmers beendet hatten, schien es das unschuldige Opfer eines Wirbelsturms geworden zu sein – ein dürftiges und trostloses Ergebnis.
»Jetzt bleiben nur noch das Schlafzimmer, die Küche und das Badezimmer übrig«, sagte der Inspektor zu Cronin; und die drei Männer gingen in das Zimmer, in dem Mrs. Angela Russo die Nacht zum Dienstag verbracht hatte.
Die Ausstattung von Fields Schlafzimmer hatte eine eindeutig feminine Note – eine Eigenschaft, die von Ellery dem Einfluß der reizenden Dame aus Greenwich Village zugeschrieben wurde. Ein weiteres Mal sondierten sie das Gelände, wobei nicht ein Millimeter ihren wachsamen Augen und prüfenden Händen entging. Sie zogen das Bettzeug ab und untersuchten die Matratze. Sie brachten das Bett wieder in Ordnung und nahmen sich den Kleiderschrank vor. Jedes einzelne Kleidungsstück wurde herausgezerrt und beharrlich von ihren Fingern auf einen möglichen Inhalt hin abgefühlt – Bademäntel, Schlafröcke, Schuhe, Halstücher. Cronin nahm halbherzig seine Überprüfung der Seitenwände und Gesimse wieder auf. Sie schauten unter die Teppiche und hoben die Stühle hoch; sie schüttelten das Telefonbuch aus, das neben dem Bett auf einem Tischchen lag. Der Inspektor nahm sogar die Metallverkleidung der Heizungsrohre ab, weil sie locker war und ein mögliches Versteck zu sein schien.
Nach dem Schlafzimmer nahmen sie sich die kleine Küche vor. Diese war so überfüllt mit Küchengeräten, daß sie sich kaum darin bewegen konnten. Sie durchstöberten eine große Speisekammer, wobei Cronin seine Finger ärgerlich in die Mehl-und Zuckertöpfe steckte. Der Herd, die Schränke für Geschirr und Töpfe – sogar der marmorne Waschtisch, der in der Ecke stand – wurden methodisch examiniert. An einer Seite des Raumes auf dem Boden stand eine halbleere Kiste mit Schnapsflaschen, auf die Cronin sehnsüchtige Blicke warf, nur um schuldbewußt wieder wegzuschauen, als der Inspektor ihn anstarrte.
»Und jetzt – das Badezimmer«, murmelte Ellery. In unheilvollem Schweigen marschierten sie in den gekachelten Waschraum. Drei Minuten später kamen sie immer noch schweigend wieder heraus und begaben sich ins Wohnzimmer, wo sie sich auf Stühlen niederließen. Der Inspektor zog seine Schnupftabakdose heraus und nahm eine kräftige Prise; Cronin und Ellery zündeten sich Zigaretten an.
»Ich würde sagen, mein Sohn«, sagte der Inspektor mit düsterer Stimme nach einem Augenblick quälenden, nur durch das Schnarchen des in der Diele sitzenden Polizisten durchbrochenen Schweigens, »ich würde sagen, daß die deduktive Arbeitsweise, die Sherlock Holmes und seinen Nachfolgern Ruhm und Glück brachte, versagt hat. Versteh mich richtig, ich beschwere mich nicht …« Er ließ sich auf seinem Stuhl hängen.
Ellery strich sich nervös über sein glattes Kinn. »Ich hab’ mich wohl wirklich blamiert«, gestand er. »Und doch sind diese Papiere hier irgendwo. Ist das nicht ein merkwürdiger Gedanke? Aber es ist einfach nur logisch. Wenn das Ganze aus zehn besteht, und zwei plus drei plus vier ausgeschieden sind, bleibt nur noch eins übrig … Tut mir leid, daß ich so altmodisch bin. Aber ich bleibe dabei, daß die Papiere hier sind.«
Cronin knurrte und stieß eine große Wolke von Zigarettenrauch aus.
»Ich weiß, ihr werdet Einwände dagegen haben«, murmelte Ellery, während er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte. »Laßt uns noch einmal alles durchgehen. Nein, nein!« erklärte er schnell, als er Cronins erschrockenes Gesicht sah – »Überdenken wollte ich sagen … Mr. Fields Wohnung besteht aus einer Diele, einem Wohnzimmer, einer

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