Der mysterioese Zylinder
konnte, beugte Ellery sich vor und erkundete den Stoff unmittelbar unter dem Boden der Verkleidung. »Reiß ihn runter!« knurrte der Inspektor.
Ellery zerrte mit Gewalt an dem Stoff, und der gesamte Damastbaldachin fiel auf das Bett. Der unverzierte Boden der Verkleidung wurde sichtbar.
»Alles hohl«, verkündete Ellery, während er mit seinen Fingern gegen die Unterseite der Verkleidung klopfte.
»Das hilft uns nicht weiter«, sagte Cronin. »Klar, daß das kein massives Holz ist. Warum versuchen Sie es nicht auf der anderen Seite des Bettes, Mr. Queen?«
Aber Ellery, der sich wieder der Vorderseite der Verkleidung zugewandt hatte, stieß einen Triumphschrei aus. Er hatte eine komplizierte machiavellische Geheimtür gesucht, hatte nun aber herausgefunden, daß die ›Geheimtür‹ aus nichts Raffinierterem als einem verschiebbaren Brett bestand. Es war gut versteckt – die Stoßstelle zwischen dem verschiebbaren Brett und den festen Brettern war unter einer Reihe von Rosetten und groben Dekorationen verborgen –, aber es war nicht die Art von Versteck, die ein Adept der Kriminalwissenschaften als Meisterwerk in der Kunst des Versteckens gepriesen hätte.
»Ich scheine doch recht zu behalten«, bemerkte Ellery leise lachend, als er in die dunklen Ecken des Hohlraumes, den er aufgedeckt hatte, spähte. Er schob seinen Arm in die Öffnung, während der Inspektor und Cronin ihm mit angehaltenem Atem zusahen.
A – Decke E – Von der Decke bis zum Boden B – Tür zum Wohnzimmer reichende Damastvorhänge; die C – Spiegel schraffierten Flächen bezeichnen die D – Toilettentisch Holztäfelung, in der Hüte verborgen sind.
»Bei allen heidnischen Göttern«, rief Ellery plötzlich aufgeregt aus. »Erinnerst du dich daran, was ich zu dir gesagt habe, Vater? Wo anders sollten die Papiere sein als in – Hüten!«
Er zog seinen staubbedeckten Arm wieder heraus, und die beiden Männer sahen, was er in der Hand hielt – einen seidenen Zylinder!
Cronin führte einen Freudentanz auf, als Ellery den Hut auf das Bett fallen ließ und seinen Arm ein zweites Mal in die weite Öffnung steckte. Augenblicklich zog er einen weiteren Hut hervor – und einen weiteren – und noch einen! Da lagen sie nun auf dem Bett – zwei seidene Hüte und zwei Melonen.
»Nimm die Taschenlampe hier«, wies ihn der Inspektor an. »Schau nach, ob da oben sonst noch etwas zu finden ist.«
Ellery nahm die angebotene Lampe und leuchtete damit in die Öffnung. Einen Moment später kletterte er herab und schüttelte den Kopf.
»Das ist alles«, verkündete er, während er sich den Staub von den Ärmeln klopfte, »aber ich würde sagen, daß das völlig ausreicht.«
Der Inspektor nahm die vier Hüte und trug sie ins Wohnzimmer, wo er sie auf dem Sofa ablegte. Die drei Männer nahmen mit ernsten Gesichtern Platz und sahen sich an.
»Ich kann es kaum abwarten zu sehen, was damit los ist«, sagte Cronin schließlich leise.
»Ich habe richtig Angst nachzusehen«, gab der Inspektor zurück.
»Mene mene tekel upharsin«, lachte Ellery. »Hier könnte man es als ›die Handschrift auf der Vertäfelung‹ bezeichnen. Fahren Sie mit der Untersuchung fort, MacDuff!«
Er griff sich einen der seidenen Hüte. Auf dem kostbaren Satinfutter war das schlichte Markenzeichen der Gebrüder Browne zu erkennen. Er riß das Futter heraus, konnte darunter nichts entdecken und versuchte, das lederne Schweißband zu entfernen. Es leistete auch seinen stärksten Bemühungen Widerstand. Er lieh sich Cronins Taschenmesser aus und trennte das Band mit einiger Schwierigkeit ab. Dann sah er auf.
»Dieser Hut, Römer und Landsleute«, sagte er gutgelaunt, »enthält nichts, was nicht jedem gewöhnlichen Hut zu eigen ist. Wollt ihr es selbst prüfen?«
Cronin stieß einen wilden Schrei aus, riß ihn dem Inspektor aus der Hand und zerfetzte ihn wütend in tausend Stücke.
»Verflucht!« rief er verärgert aus, während er die Überreste des Hutes auf den Boden warf. »Erklären Sie das bitte einem so unterentwickelten Verstand wie dem meinen, Inspektor.«
Queen lächelte, als er den nächsten Zylinder nahm und ihn neugierig betrachtete.
»Sie sind im Nachteil, Tim«, sagte er. »Wir wissen bereits, warum einer dieser Hüte leer ist, nicht wahr, Ellery?«
»Michaels«, murmelte Ellery.
»Ganz genau – Michaels«, gab der Inspektor zurück.
»Charly Michaels!« rief Cronin. »Fields Leibwache, bei allen Heiligen! Was hat der damit zu tun?«
»Das weiß ich noch nicht genau.
Weitere Kostenlose Bücher