Der mysterioese Zylinder
ein größeres Blatt, an das ein kleiner Streifen Papier mit der Aufschrift VERMERK FÜR R. Q. geheftet war. Auf dem Streifen stand noch:
Dr. Prouty ließ den beigefügten Bericht heute morgen zur Weiterleitung an Sie bei mir zurück. Es tut ihm leid, daß er nicht persönlich bei Ihnen vorsprechen kann, aber der Burbridge-Giftmord nimmt seine ganze Zeit in Anspruch.
In vertrauter Weise war der Text unterzeichnet mit Velies hingekritzelten Initialen.
Das daran angeheftete Blatt war eine hastig heruntergetippte Botschaft unter dem Briefkopf des gerichtsmedizinischen Instituts.
Lieber Q [so lautete die Botschaft]: Hier noch ein kleiner Dämpfer in bezug auf das Tetrableiäthyl. Jones und ich haben eine umfassende Untersuchung durchführen lassen, um seiner Herkunft auf die Spur zu kommen. Ohne Erfolg, und ich glaube, Sie müssen sich in bezug darauf in Ihr Schicksal fügen. Sie werden das Gift, mit dem Monte Field getötet wurde, nicht zurückverfolgen können. Das ist nicht nur die Meinung Ihres untertänigsten Dieners, sondern auch die vom Chef und von Jones. Wir stimmen alle darin überein, daß das mit dem Benzin wohl die wahrscheinlichste Erklärung ist. Versuch daraus mal eine Spur zu machen, Sherlocko!
Ein handgeschriebenes Postscriptum Dr. Proutys lautete:
Sollte sich noch irgend etwas ergeben, werde ich Sie es natürlich wissen lassen. Bleiben Sie nüchtern!
»Das ist ja alles ziemlich unerfreulich«, murmelte der Inspektor, während Ellery wortlos das verlockend wirkende Mahl in Angriff nahm, das der unbezahlbare Djuna zubereitet hatte. Schlecht gelaunt stocherte der Inspektor im Obstsalat herum. Er wirkte ganz und gar nicht glücklich. Er murmelte vor sich hin, warf unheilvolle Blicke auf die Blätter mit den Berichten, schaute auf Ellerys abgespanntes Gesicht und dessen kräftig arbeitenden Kiefer und warf schließlich sogar seinen Löffel beiseite.
»Etwas Nutzloseres und Ärgerlicheres als dieser Haufen Berichte ist mir noch nicht untergekommen!« grollte er.
Ellery lächelte. »Denk immer an Periander … Was? Bitte etwas mehr Höflichkeit, Sir … Periander von Korinth, der irgendwann einmal sehr nüchtern bemerkt hat: ›Dem Fleißigen ist nichts unmöglich!‹«
Während das Kaminfeuer noch loderte, rollte sich Djuna in seiner Lieblingsposition in einer Ecke auf dem Fußboden zusammen. Ellery rauchte eine Zigarette und blickte zufrieden in die Flammen; voller Zorn stopfte sich der alte Queen den Inhalt seiner Schnupftabakdose in die Nase. Die beiden machten sich nun an ein ernsthaftes Gespräch. Oder um es genauer auszudrücken – Inspektor Queen machte sich daran und brachte auch die ernsthafte Note in das Gespräch, während Ellery in erhaben verträumter Stimmung weit weg von solch niedrigen Dingen wie Verbrechen und Sühne zu sein schien.
Hart schlug der alte Mann mit der Hand auf die Armlehne seines Stuhls. »Ellery, hast du schon jemals einen solch nervenaufreibenden Fall erlebt?«
»Ganz das Gegenteil ist der Fall«, meinte Ellery dazu und blickte mit halb geschlossenen Augen in die Flammen. »Deine Nerven lassen nach. Du läßt zu, daß dich so unbedeutende Dinge wie das Ergreifen eines Mörders übermäßig in Aufregung versetzen. Entschuldige meine hedonistische Einstellung zum Leben … Vielleicht kannst du dich daran erinnern, daß in meinem Buch ›Das Geheimnis des schwarzen Fensters‹ meine guten Detektive keinerlei Probleme hatten, den Verbrecher zu ergreifen. Und warum? Weil sie immer kühlen Kopf behielten. Schlußfolgerung: Behalte immer einen kühlen Kopf … Ich denke bereits an morgen. Ach wie herrlich, in Urlaub zu fahren!«
»Für einen gebildeten jungen Mann, mein Sohn«, knurrte der Inspektor gereizt, »drückst du dich wirklich erstaunlich unverständlich aus. Du sagst oft Sachen, die nichts bedeuten, und meinst etwas, wenn du nichts sagst. Nein – ich bin wirklich ganz durcheinander!«
Ellery brach in Gelächter aus. »Die Wälder in Maine – die herbstlichen Farben – Chauvins Hütte am See – eine Angelrute
– die gute Luft. – Oh Gott, wann wird denn endlich morgen sein?«
Inspektor Queen schaute seinen Sohn voll mitfühlender Ungeduld an. »Ich – ich wüßte nur gerne … Nun, kann dir ja egal sein.« Er seufzte. »Aber das eine sage ich dir, wenn mein kleiner Einbrecher versagt, sind wir aufgeschmissen.«
»Zum Teufel mit allen Einbrechern!« rief Ellery. »Was hat Pan schon mit den irdischen Widerwärtigkeiten zu schaffen? Mein nächstes Buch ist
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