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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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wußte, daß die schlechte Verfassung einzig und allein mit Ellerys Abreise zusammenhing. Ellery hatte New York an diesem Morgen mit dem Expreßzug um 7.45 Uhr verlassen, nachdem er von seinem düster blickenden Vater noch zum Bahnhof geleitet worden war. Im letzten Moment hatte sich der junge Mann noch umentschieden und seinen Beschluß, auf die Reise nach Maine zu verzichten und bis zum Abschluß des Falles an der Seite seines Vaters zu bleiben, verkündet. Davon jedoch wollte der alte Mann nichts wissen. Er kannte seinen Sohn gut genug, um zu wissen, wie sehr sich dieser auf seinen Urlaub seit über einem Jahr gefreut hatte. Es lag nicht in seiner Absicht, seinen Sohn von dieser lang ersehnten Vergnügungsreise abzubringen, obwohl er auf dessen ständige Anwesenheit kaum verzichten konnte.
    Dementsprechend hatte er Ellerys Angebot abgelehnt und ihn eigenhändig die Stufen zum Zug hinaufgeschubst, wobei er ihm zur Verabschiedung noch einen Klaps gab und ein müdes Lächeln zeigte. Ellerys letzte Worte von der Plattform, als der Zug schon aus dem Bahnhof ausfuhr, waren: »Ich werde dich nicht vergessen, Vater. Du wirst eher wieder von mir hören, als du denkst!«
    Wie er nun den Flor von Panzers Teppich malträtierte, kam dem Inspektor die volle Bedeutung der Trennung erst voll zu Bewußtsein. Sein Kopf war leer, er fühlte sich kraftlos, schwach im Magen, und seine Augen blickten trübe. Er war völlig verstimmt und machte auch keinen Versuch, seinen gereizten Zustand zu verbergen.
    »Es dürfte jetzt an der Zeit sein, Panzer«, fuhr er den stämmigen kleinen Manager an. »Wie lange braucht denn dieses verflixte Publikum, um hinauszukommen?«
    »Noch einen kurzen Moment, Inspektor, einen kurzen
    Moment«, antwortete Panzer. Der Staatsanwalt war immer noch mit den Auswirkungen seiner Erkältung beschäftigt, und Djuna starrte seinen Gott fasziniert an.
    Als an der Türe geklopft wurde, wandten sie gleichzeitig ihre Kopfe. Harry Neilson, der flachshaarige Werbemann, streckte seinen eckigen Kopf durch die Türe. »Haben Sie was dagegen, wenn ich bei der Party dabei bin, Inspektor?« fragte er gutgelaunt. »Ich war von Anfang an dabei, und wenn es zu einem Ende kommen sollte – nun, ich will einfach in der Nähe sein, wenn Sie’s erlauben!«
    Der Inspektor warf ihm mit zusammengezogenen Brauen einen mürrischen Blick zu. Er stand da in napoleonischer Manier; jedes Haar und jeder Muskel an ihm zeugten von seiner schlechten Laune. Inspektor Queen zeigte eine unerwartete Seite seines Charakters.
    »Meinetwegen«, schnauzte er. »Auf einen mehr oder weniger kommt es auch nicht mehr an. Hier sind schon ganze Legionen versammelt.«
    Neilson wurde rot und schien sich zurückziehen zu wollen, als der Inspektor ihm – schon wieder etwas besser gelaunt – zuzwinkerte.
    »Kommen Sie, setzen Sie sich, Neilson«, sagte er nicht unfreundlich. »Kümmern Sie sich nicht um einen komischen alten Kauz wie mich. Ich bin nur ein bißchen müde. Ich brauche Sie vielleicht noch heute abend.«
    »Ich bin froh, daß ich dabei sein kann, Inspektor«, sagte Neilson grinsend. »Was soll das werden – eine Art Inquisition wie in Spanien?«
    »Etwas in der Art.« Der alte Mann runzelte die Stirn. »Aber warten wir’s ab.«
In diesem Moment wurde die Türe geöffnet, und Sergeant Velie trat mit forschen Schritten ins Zimmer. Er hatte ein Stück Papier in der Hand, das er dem Inspektor reichte.
»Alles da, Sir«, sagte er.
»Alle draußen?« fragte der Inspektor kurz.
»Ja, Sir. Ich habe die Putzfrauen angewiesen, hinunter in das Foyer zu gehen und dort zu warten, bis wir fertig sind. Die Kassierer sind nach Hause gegangen, ebenso die Platzanweiser. Das Ensemble ist hinter der Bühne, um sich umzuziehen, nehme ich an.«
»In Ordnung. Gehen wir, meine Herren.« Der Inspektor marschierte aus dem Zimmer – Djuna in seinem Gefolge, der den ganzen Abend keinen Ton geredet, sondern nur voller Bewunderung den Mund aufgesperrt hatte; einen Grund dafür hatte der sich darüber amüsierende Staatsanwalt nicht erkennen können. Mit Velie an der Spitze folgten Panzer, Sampson und Neilson ihnen ebenfalls nach.
Wieder einmal lag der Zuschauerraum verlassen vor ihnen, die leeren Sitzreihen öde und kalt. Die Beleuchtung war voll eingeschaltet, und das kalte Licht der Lampen leuchtete in jede Ecke des Parketts.
Als sich die fünf Männer und Djuna in Richtung des linken Seitenganges bewegten, tauchten einige Gesichter auf dem linken Teil des Parketts auf. Es

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