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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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bereits so gut wie fertig, Vater.«
»Du Schurke hast dir wohl wieder deine Einfälle aus dem wirklichen Leben abgeschaut«, murmelte der alte Mann. »Solltest du den Field-Mord für deinen neuesten Fall verwenden, so wäre ich schrecklich daran interessiert, die letzten Kapitel zu lesen.«
»Armer Vater!« sagte Ellery grinsend. »Nimm das Leben doch nicht so schwer! Wenn du es nicht schaffst, dann schaffst du es eben nicht. Monte Field ist diese ganze Aufregung nun wirklich nicht wert.«
»Darum geht’s ja gar nicht«, sagte der alte Mann. »Ich hasse es nur, Niederlagen einzugestehen … Was für ein wirres Durcheinander von Motiven und Machenschaften! Das ist die härteste Nuß, die ich jemals zu knacken hatte. Der Fall könnte einen zum Wahnsinn treiben. Ich weiß, wer den Mord begangen hat – ich weiß, warum der Mord begangen wurde – ich weiß sogar, wie der Mord begangen wurde. Und wo steh’ ich damit?« Er machte eine Pause und nahm wütend eine Prise Schnupftabak. »Unendlich weit vom Ziel entfernt – genau dort!« knurrte er und ließ sich in seinem Stuhl zurückfallen.
»Sicher eine ziemlich ungewohnte Situation«, murmelte Ellery. »Aber es sind schon schwierigere Dinge zu Ende gebracht worden … Heißa! Ich kann es kaum erwarten, in diesem paradiesischen Wasser baden zu gehen.«
»Und dir höchstwahrscheinlich eine Lungenentzündung zu holen«, sagte der Inspektor besorgt. »Du versprichst mir auf der Stelle, daß du da draußen keine Zurück-zur-NaturKraftakte treibst. Ich will nicht noch ein Begräbnis am Hals haben – ich …«
Ellery war auf einmal sehr schweigsam geworden. Er schaute hinüber zu seinem Vater. Der Inspektor erschien merkwürdig alt in dem flackernden Kaminfeuer. Ein Ausdruck von Schmerz ließ seine zerfurchten Gesichtszüge sehr menschlich erscheinen. Die Hand, mit der er sein dichtes graues Haar nach hinten schob, wirkte beängstigend zerbrechlich.
Ellery erhob sich, zögerte, errötete leicht und beugte sich dann sanft nach vorne und tätschelte seinem Vater die Schultern.
»Kopf hoch, Vater«, sagte er mit leiser Stimme. »Hätte ich das nicht mit Chauvin abgesprochen … Es wird sich alles aufklären – das kannst du mir glauben. Wenn ich dir auch nur in irgendeiner Weise helfen könnte, wenn ich hierbliebe … Aber da gibt es nichts. Das ist jetzt ganz alleine dein Job, Vater
– und es gibt keinen Menschen auf der Welt, der ihn besser erledigen könnte als du.« Der alte Mann sah mit einem ungewohnten Ausdruck von Zuneigung zu ihm auf. Ellery wandte sich schnell ab. »Gut«, sagte er leichthin, »ich muß jetzt packen gehen, wenn ich morgen früh um 7.45 Uhr den Zug vom Grand Central erwischen will.«
Er verschwand ins Schlafzimmer. Djuna, der im Schneidersitz in seiner Ecke gesessen hatte, stand leise auf und kam durch das Zimmer auf den Inspektor zu. Er ließ sich auf dem Boden nieder und lehnte seinen Kopf gegen die Knie des Inspektors. Die Stille wurde nur durchbrochen durch das Knistern der Holzscheite im Kamin und Ellerys gedämpfte Schritte im Nebenzimmer.
Der Inspektor war sehr müde. Sein Gesicht, erschöpft, schmal, weiß, gezeichnet, ähnelte in dem gedämpften roten Licht einer Kameenschnitzerei. Mit der Hand streichelte er über Djunas krauses Haar.
»Djuna, mein Bursche«, murmelte er, »werde bloß nicht Polizist, wenn du erwachsen bist.«
Djuna drehte den Kopf nach oben und schaute den alten Mann ernst an. »Ich möchte genau so werden wie Sie«, verkündete er.
Der alte Mann sprang auf, als das Telefon klingelte. Er schnappte sich das Gerät vom Tisch – sein Gesicht war aschfahl – und sagte mit erstickter Stimme: »Hier Queen. Nun?«
Nach einer Weile legte er den Hörer auf und schleppte sich mühsam durch den Raum zum Schlafzimmer. Er lehnte sich schwer gegen den Türrahmen. Ellery richtete sich von seinem Koffer auf – und stürzte nach vorne.
»Vater!« schrie er. »Was ist los?«
Der Inspektor versuchte ein schwaches Lächeln. »Nur ein wenig erschöpft, mein Sohn, glaube ich«, brachte er schleppend hervor. »Ich habe gerade von unserem Einbrecher gehört …«
»Und …?«
»Er hat absolut nichts gefunden.«
Ellery packte seinen Vater am Arm und führte ihn zu einem Stuhl neben dem Bett. Der alte Mann ließ sich darauf fallen; seine Augen sahen unbeschreiblich müde aus. »Ellery, mein Sohn«, sagte er, »jetzt haben wir noch nicht einmal das Fünkchen eines Beweises. Es ist zum Verrücktwerden? Nicht die Spur eines wirklich greifbaren

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