Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
Vom Netzwerk:
stehenlassen und bin zu Libbys rübergelaufen. Ich habe eine Flasche von Paley’s Ginger Ale gekauft und sie für diesen Mann da hereingeschmuggelt; er gab mir dafür einen Dollar. Wirklich anständig von ihm, dachte ich, wo er mir doch nur einen halben versprochen hatte.«
»Das hast du alles sehr gut wiedergegeben, Jess«, sagte der Inspektor anerkennend. »Nur noch ein paar Einzelheiten. Saß er auf diesem Platz – war dies der Platz, zu dem du kommen solltest?«
»Oh ja, Sir. Er sagte LL32 Links, und genau da saß er auch.«
»Sehr schön.« Nach einer kurzen Pause fragte der Inspektor beiläufig: »Ist dir aufgefallen, ob er alleine war, Jess?«
»Da bin ich sicher, Sir«, gab der Junge mit fröhlich klingender Stimme zurück. »Er saß ganz alleine auf diesem Eckplatz. Es ist mir deshalb aufgefallen, weil die Vorführungen seit der Premiere brechend voll waren. Ich fand es doch merkwürdig, daß hier so viel Plätze freigeblieben waren.«
»Das ist prima, Jess. Du würdest einen guten Detektiv abgeben … Du kannst mir nicht zufällig sagen, wie viele Plätze unbesetzt waren, oder doch?«
»Nun, Sir, es war ziemlich dunkel, und ich habe mich nicht weiter darum gekümmert. Ich glaube, es war ungefähr ein halbes Dutzend, alle zusammen – einige neben ihm in derselben Reihe und einige direkt vor ihm.«
»Einen Augenblick, Jess.« Der Junge drehte sich um und fuhr sich verängstigt mit der Zunge über die Lippen beim Klang von Ellerys tiefer, unterkühlter Stimme. »Hast du da den seidenen Zylinder noch einmal gesehen, als du ihm die Flasche Ginger Ale gegeben hast?« fragte Ellery und tippte mit seinem Stock auf die Spitze seines eleganten Schuhs.
»Nun, ja – ja, Sir!« stotterte der Junge. »Als ich ihm die Flasche gab, hatte er den Hut auf seinem Schoß, aber bevor ich wieder ging, sah ich, wie er ihn unter den Sitz schob.«
»Noch eine Frage, Jess.« Der Junge seufzte erleichtert beim beruhigenden Klang der Stimme des Inspektors. »Wie lange ungefähr, würdest du schätzen, hast du gebraucht, um diesem Mann die Flasche abzuliefern, nachdem der zweite Akt angefangen hatte?«
Jess Lynch dachte für einen Augenblick angestrengt nach und sagte dann mit Bestimmtheit: »Das waren nur ungefähr zehn Minuten, Sir. Wir müssen nämlich genau auf die Zeit achten. Ich weiß, daß es zehn Minuten waren, weil gerade, als ich mit der Flasche ins Theater kam, der Teil im Gange war, wo das Mädchen im Unterschlupf der Bande gefangen gehalten und von dem Schurken verhört wird.«
»Was für ein aufmerksamer junger Hermes!« murmelte Ellery und lächelte plötzlich. Der Getränkejunge sah das Lächeln und verlor den letzten Rest von Angst. Er lächelte zurück. Ellery krümmte einen Finger und lehnte sich nach vorne. »Sag mir eins, Jess. Warum hast du zehn Minuten gebraucht, um über die Straße zu gehen, eine Flasche Ginger Ale zu kaufen und zum Theater zurückzukehren? Zehn Minuten sind eine lange Zeit, oder nicht?«
Der Junge wurde puterrot und blickte bittend von Ellery auf den Inspektor. »Nun – Sir – ich glaube, ich habe mich ein paar Minuten aufgehalten, um mit meiner Freundin zu sprechen …«
»Deiner Freundin?« In der Stimme des Inspektors schwang eine leichte Neugierde mit.
»Ja, Sir. Elinor Libby – ihrem Vater gehört das Eiscafé. Sie
– sie wollte, daß ich bei ihr im Laden blieb, als ich das Ginger Ale kaufen kam. Ich erzählte ihr, daß ich es im Theater abliefern müsse; sie ließ mich unter der Bedingung gehen, daß ich direkt wieder zurückkehrte. Und das tat ich auch. Wir hielten uns dort ein paar Minuten auf, und dann erinnerte ich mich an meinen Stand im Gang …«
»Den Stand im Gang?« fragte Ellery eifrig. »Natürlich, Jess
– den Stand im Gang. Erzähl mir nicht, daß eine Laune des Schicksals dich zurück in den Gang geführt hat!«
»Doch, genau das!« erwiderte der Junge überrascht. »Ich meine – wir gingen beide, Elinor und ich.«
»So, Elinor und du, Jess?« sagte Ellery sanft. »Und wie lange wart ihr beiden da?« Bei dieser Frage blitzten die Augen des Inspektors auf. Er murmelte zustimmend vor sich hin und lauschte aufmerksam auf die Antwort des Jungen.
»Nun, eigentlich wollte ich den Stand sofort mitnehmen, Sir, aber Elinor und ich – wir kamen ins Reden –, und Elinor fragte, warum ich nicht gleich bis zur nächsten Pause im Gang bleiben wollte … Ich hielt das für eine gute Idee. Ich hätte bis kurz vor 10:05, wenn der Akt endet, gewartet, hätte noch mehr Orangeade

Weitere Kostenlose Bücher