Der mysterioese Zylinder
in Panzers Arbeitszimmer und setzten sich. Der Manager zündete sich eine lange türkische Zigarette an, während der Inspektor in seine Schnupftabakdose griff.
»Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, Inspektor«, sagte Panzer beiläufig, legte seine kurzen dicken Beine übereinander und stieß eine Rauchwolke hervor, »aber wie stehen die Dinge?«
Queen schüttelte betrübt den Kopf. »Schlecht – ziemlich schlecht. Wir scheinen an den Hauptpunkten dieses Falles nicht weiterzukommen. Tatsache ist, und das kann ich Ihnen ruhig mitteilen, daß wir uns solange auf einen völligen Mißerfolg gefaßt machen müssen, wie wir nicht einem bestimmten Gegenstand auf die Spur kommen … Es fällt mir schwer, es auszusprechen – aber ich hatte noch nie mit einer Untersuchung zu tun, die mir so viel Kopfzerbrechen bereitet hat.« Mit sorgenvoller Miene ließ er den Deckel der Tabakdose zuschnappen.
»Das ist zu schade, Inspektor«, entgegnete Panzer in einem Ton übertriebener Anteilnahme. »Und ich hoffte schon – nun gut! Man sollte wohl sein persönliches Interesse nicht vor die Erfordernisse der Strafverfolgung stellen. Nur was suchen Sie eigentlich, Inspektor – falls Sie nichts dagegen haben, das einem Außenstehenden anzuvertrauen?« Queen strahlte. »Aber ganz und gar nicht. Sie haben mir heute morgen einen großen Gefallen getan und … Alle Wetter! Wie dumm von mir, nicht eher daran gedacht zu haben!« Panzer beugte sich gespannt nach vorne. »Wie lange sind Sie schon Manager des Römischen Theaters, Panzer?«
Der Geschäftsführer zog die Brauen hoch. »Bereits seit es erbaut wurde«, sagte er. »Davor leitete ich das alte Electra in der 43. Straße. Es gehört auch Gordon Davis«, erklärte er.
»Oh!« Der Inspektor schien angestrengt nachzudenken. »Dann müßten Sie dieses Theater von oben bis unten ganz genau kennen, Sie müßten mit seiner Bauweise in gleicher Weise vertraut sein wie der Architekt – oder?«
»Ich kenne es so ziemlich durch und durch, ja«, bekannte Panzer und lehnte sich zurück.
»Das ist ausgezeichnet. Ich werde Sie vor ein kleines Problem stellen, Panzer … Gesetzt den Fall, Sie wollten irgendwo in diesem Gebäude – nehmen wir einmal an – einen Zylinder verbergen und zwar so, daß selbst eine gründliche Durchsuchung ihn nicht zum Vorschein bringen würde. Wo würden Sie ihn verstecken?«
Panzer blickte nachdenklich auf seine Zigarette. »Eine ziemlich ungewöhnliche Frage, Inspektor«, sagte er schließlich, »und eine, die nicht leicht zu beantworten ist. Ich kenne die Baupläne für das Theater sehr genau; bevor es gebaut wurde, hat man mich in einer Besprechung mit dem Architekten zu Rate gezogen. Und ich kann eindeutig versichern, daß die Originalpläne keine mittelalterlichen Einrichtungen wie Geheimgänge, versteckte Kammern oder ähnliches vorsahen. Ich könnte eine Reihe von Plätzen aufzählen, an denen man einen verhältnismäßig kleinen Gegenstand wie einen Zylinder verstecken könnte, aber keiner von ihnen würde bei einer wirklich gründlichen Durchsuchung unentdeckt bleiben.«
»Ich verstehe.« Dem Anschein nach enttäuscht blickte der Inspektor auf seine Fingernägel. »Das hilft uns also auch nicht weiter. Wie Sie wissen, sind wir das Gebäude von oben bis unten durchgegangen, konnten aber nichts finden …«
Die Tür ging auf und Ellery trat ein – zwar ein wenig beschmutzt, aber mit einem vergnügten Lächeln. Der Inspektor blickte ihn voller Neugierde an. Panzer erhob sich zögernd, anscheinend in der Absicht, Vater und Sohn allein zu lassen. Die beiden verständigten sich mit einem Blick.
»Es ist schon in Ordnung – bleiben Sie ruhig hier«, sagte der Inspektor entschieden. »Wir haben keine Geheimnisse vor Ihnen. Nehmen Sie Platz!« Panzer setzte sich.
»Glaubst du nicht auch, Vater«, bemerkte Ellery, der sich auf den Rand des Schreibtischs gesetzt hatte und nun nach seinem Kneifer griff, »daß dies die passende Gelegenheit wäre, Mr. Panzer von der heutigen Wiedereröffnung des Theaters in Kenntnis zu setzen? Du entsinnst dich doch, daß wir in seiner Abwesenheit zu der Entscheidung gekommen sind, das Theater heute abend wieder dem Publikum zugänglich zu machen und eine reguläre Vorstellung zuzulassen.«
»Wie konnte ich das nur vergessen!« sagte der Inspektor, ohne mit der Wimper zu zucken, obwohl er zum ersten Mal von dieser angeblichen Entscheidung vernahm. »Ich denke, Panzer, wir sind so weit, die Schließung des Theaters wieder aufzuheben.
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