Der mysterioese Zylinder
gehabt seit Montag?«
Panzer zog einen schweren Schlüsselbund hervor und schloß den Haupteingang zur Vorhalle auf. Die vier Männer traten hinein. Der dunkelhäutige Geschäftsführer machte sich nun am Schloß der inneren Eingangstür zu schaffen; schließlich gelang es ihm, sie zu öffnen. Im Dunkeln lag vor ihnen der Zuschauerraum.
Ellery schauderte. »Mit Ausnahme der Metropolitan Opera und des Titusmausoleums ist das der düsterste Ort, den ich je betreten habe. Eine passende Grabstätte für den lieben Dahingeschiedenen …«
»Red doch keinen Quatsch! Du machst uns nur nervös damit«, brummte der Inspektor prosaisch und schubste seinen Sohn nach vorne in den dunklen Schlund des Zuschauerraums.
Panzer, der bereits vorausgeeilt war, betätigte den Hauptlichtschalter. Durch das Licht der großen Bogenlampen und Kronleuchter nahm der Zuschauerraum eine etwas vertrautere Gestalt an. Ellerys seltsamer Vergleich war aber nicht ganz so aus der Luft gegriffen, wie es sein Vater hingestellt hatte. Die langen Sitzreihen waren mit schmutzigen Planen abgedeckt; dunkle Schatten zogen sich über den bereits staubigen Teppich; die nackte weiße Wand am hinteren Ende der leeren Bühne wirkte wie ein häßlicher Fleck in einem Meer von rotem Plüsch.
»Tut mir leid, die ganzen Planen da zu sehen«, brummte Queen zu Panzer hinüber. »Denn die müssen wir wohl alle aufrollen. Wir werden eine kleine Durchsuchung des Zuschauerraums vornehmen. Flint, holen Sie bitte die beiden Leute von draußen herein. Sie sollen für das Geld, das ihnen die Stadt zahlt, auch einmal etwas tun.«
Flint zog ab und kam unmittelbar darauf mit den beiden Polizisten, die vor dem Theater Wache gestanden hatten, zurück. Unter Anleitung des Inspektors begannen sie, die riesigen Planen auf die Seite zu ziehen und so Reihe um Reihe der gepolsterten Sitze zu enthüllen. Ellery, der seitwärts nahe dem äußersten linken Gang stand, zog das kleine Buch, in das er am Montag abend Notizen sowie einen groben Plan des Theaters aufgezeichnet hatte, aus der Tasche. An seiner Unterlippe nagend, vertiefte er sich darin. Gelegentlich schaute er auf, so als würde er die Aufteilung des Theaters auf ihre Richtigkeit hin überprüfen.
Queen hastete zu Panzer zurück, der nervös im Hintergrund des Zuschauerraums auf und ab ging. »Panzer, wir werden hier einige Stunden lang ziemlich beschäftigt sein; leider war ich nicht vorausschauend genug, ein paar zusätzliche Männer mitzubringen. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen damit nicht zu viel zumute … Ich hätte da etwas, was sofort erledigt werden müßte
– es würde nur einen kleinen Teil Ihrer Zeit beanspruchen, mir aber erheblich helfen.«
»Selbstverständlich, Inspektor!« erwiderte der kleine Manager. »Ich freue mich, Ihnen behilflich sein zu können.«
Der Inspektor hustete. »Bitte glauben Sie nicht, daß ich Sie als Botenjunge oder etwas in der Art mißbrauchen will«, erklärte er entschuldigend. »Aber ich brauche diese Burschen hier, die für eine solche Art von Durchsuchung ausgebildet sind, und gleichzeitig muß ich ein paar extrem wichtige Unterlagen von zwei Leuten des Staatsanwalts, die unten in der Stadt einer anderen Spur in diesem Fall nachgehen, haben. Würde es Ihnen etwas ausmachen, einem der beiden – er heißt Cronin – eine Nachricht von mir zu überbringen und dann mit dem Päckchen, das er Ihnen geben wird, zurückzukehren? Ich bitte Sie wirklich nicht gerne darum, Panzer«, murmelte er, »aber die Sache ist zu wichtig, um sie einem gewöhnlichen Boten anzuvertrauen. Ich sitz’ also in der Klemme.«
Das gewohnte flüchtige Lächeln erschien auf Panzers Gesicht. »Kein Wort mehr, Inspektor. Ich stehe Ihnen voll und ganz zur Verfügung. Wenn Sie die Nachricht sofort schreiben wollen – in meinem Büro ist alles, was Sie brauchen.«
Die beiden Männer zogen sich in Panzers Büro zurück. Fünf Minuten später betraten sie erneut den Zuschauerraum. Panzer hielt einen verschlossenen Umschlag in der Hand und eilte damit nach draußen. Queen sah ihm nach und wandte sich dann mit einem Seufzer Ellery zu, der sich auf die Lehne des Sitzes gesetzt hatte, auf dem Field ermordet worden war, und immer noch seine Bleistiftzeichnung zu Rate zog.
Der Inspektor flüsterte seinem Sohn einige Worte zu. Ellery lächelte und klopfte dem alten Mann beifällig auf die Schulter.
»Was hältst du davon, Sohn, wenn wir uns jetzt ein wenig von der Stelle bewegen?« sagte Queen. »Ich hab’ vergessen,
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