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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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erreichen können?«
    Rogerson befeuchtete sich die Lippen. »Nein. Bei der einzigen Nummer, die ich habe, meldet sich niemand.«
    Tyler hätte gern gewusst, ob er log, beschloss aber, die Sache für den Augenblick auf sich beruhen zu lassen. »Die Fragen beziehen sich auf Sie, Mr Rogerson und das, was Sie über Ihren Mandanten wussten. Edward Townsend nahm einige äußerst fragwürdige Videos von seinen Stieftöchtern auf, die zumindest eine seiner Ehefrauen veranlasste, ihn der Pädophilie zu verdächtigen. Sie als Townsends Anwalt wussten von der Existenz dieser Aufnahmen. Würden Sie mir freundlicherweise erklären, wieso Sie es unter diesen Umständen zuließen, dass Ihre Tochter zu diesem Mann ins Haus zog?«
    Seine Sicherheit war eindeutig erschüttert. Er nahm sich Zeit für seine Antwort. »Dazu kann ich nur sagen, dass Ihre Version der Dinge ebenso fragwürdig ist wie Ihrer Behauptung nach diese angeblichen Videoaufnahmen.«
    »Und warum Sie darauf gedrungen haben«, fuhr Tyler ungerührt fort, »dass sie in Ihre Obhut zurückkehrt, wenn und falls Townsend ihrer müde werden sollte?« Er sah zu, wie Rogersons Gesicht glatt und ausdruckslos wurde. »War sie ausgeliehen, Mr Rogerson?«
    Rogerson ergriff sein Handy und schob es in die Jackentasche. »Sie haben nicht die geringste Veranlassung, derartige Fragen zu stellen, Inspector, und ich habe nicht die Absicht, auf sie zu antworten. Ich schlage vor, Sie sichern erst einmal Fakten, bevor Sie wieder darauf zurückkommen.«
    »Ich bin der Meinung, dass ich sehr wohl Veranlassung dazu habe«, entgegnete Tyler milde. »Begründete Veranlassung sogar, Sie hier festzuhalten, sollten Sie jetzt einfach gehen wollen.« Nun war er es, der sich über den Tisch beugte. »Ihr Mandant, Edward Townsend, ist gestern Morgen um sechs Uhr aus Mallorca abgereist, und sieben Stunden später wurde in Portisfield ein Fahrzeug wie das seine gesehen, mit einem Kind darin, auf das Amys Beschreibung passt. Möchten Sie dazu vielleicht etwas sagen?«
    Rogerson öffnete kurz den Mund, aber wenn er vorgehabt hatte, etwas zu sagen, so blieben die Worte unausgesprochen. Selbst Tyler, der ihm kein Mitgefühl entgegenbrachte, sah, dass er erschüttert war.
    »Er hat ein sehr ungesundes Interesse an jungen Mädchen – vor allem an Ihrer Tochter. Wir sind der Ansicht, dass Sie das wussten, bevor Amy zu ihm ins Haus gezogen ist. Seine besondere Vorliebe ist es, Nacktaufnahmen von vorpubertären Kindern zu machen – Videoaufnahmen. Er hat mehrere E-Mail-Adressen – alle verschlüsselt, lediglich seine Geschäftsadresse ist jedermann zugänglich. Er war diese letzte Woche in Mallorca und hat Filmaufnahmen von einem jungen Mädchen gemacht, das man als Amy-Verschnitt bezeichnen könnte, und am Donnerstag rief ihn ein gewisser Martin an. Das Gespräch war offenbar so brisant, dass das Mädchen nicht zuhören durfte, aber gleich nach dem Telefonat flog Townsend nach England zurück. Möchten Sie mir nicht verraten, was Sie mit ihm gesprochen haben, Mr Rogerson? Hatte es vielleicht mit Amy zu tun?«
    Rogerson überlegte einen Moment. »Das ist absurd. Sie sind völlig auf dem Holzweg. Selbst wenn ich der Martin wäre, mit dem Townsend gesprochen hat – wie hätte ich etwas über meine Tochter sagen können, mit der ich seit Monaten nicht mehr gesprochen habe?«
    »Bestreiten Sie, Edward Townsend in Mallorca angerufen zu haben?«
    »Ich bestreite auf jeden Fall mit allem Nachdruck, dass ich irgendetwas mit dem Verschwinden meiner Tochter zu tun habe.«
    Tyler nahm die ausweichende Politikerantwort zur Kenntnis. »Machen Sie keine Spielchen mit mir, Mr Rogerson«, sagte er scharf. »Es geht hier um das Leben eines Kindes –
Ihres
Kindes. Haben Sie in den letzten vierundzwanzig Stunden mit Townsend gesprochen, entweder telefonisch oder von Angesicht zu Angesicht?«
    Rogerson ließ eine Zeit vergehen, ehe er antwortete. »Ich habe versucht, ihn zu erreichen«, sagte er. »Sein Handy ist entweder ausgeschaltet oder die Batterie ist leer.« Er deutete Tylers Gesichtsausdruck richtig. »Ich hatte – und habe – keinen Grund zu der Annahme, dass Amy bei ihm ist«, sagte er mit Entschiedenheit. »Ich wollte mit ihm über das Geschäft sprechen.«
    Tyler versuchte vergeblich, in diesem Gesicht zu lesen. War dies wieder so eine ausweichende Antwort anstelle eines klaren Ja oder Nein? »Über welches?«
    »Soviel ich weiß, gibt es nur eines. Etstone, sein Bauunternehmen.«
    »Wir vermuten, dass er

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